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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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je zu hoffen gewagt hatte: eine schöne Länderei,
und zwar nicht im Randgebiet, wo immer damit zu rechnen war, dass die wütenden
Iren aus Rache für das, was man ihnen gestohlen hatte, Überfälle machten,
sondern hier im reichen, sicheren Küstenland von Leinster, nahe bei der Garnison
von Dublin.
    Es war an der Zeit,
sich niederzulassen, zu heiraten und Erben in die Welt zu setzen. Eine späte
Ehe nach Jahren des Waffendienstes war für einen Ritter nichts Ungewöhnliches. Eine
Braut hatte Peter bereits gefunden – eine jüngere Tochter des Ritters Baggot,
dessen Länderei mit seiner eine gemeinsame Grenze hatte. Er hatte den festen
Vorsatz, das große Glück, das ihm zuteil geworden war, voll und ganz zu
genießen. Natürlich hatte er an Gilpatrick gedacht, als er erfuhr, dass man ihm
das Ui Fergusa–Land geben würde; doch das Land gehörte nun ihm. Und damit
basta. Schicksal des Krieges. Die Geschichte mit Gilpatricks jüngerem Bruder
war eine andere Sache. Er wusste ganz genau, dass sie der Grund dafür war, dass
der Priester ihn um ein Treffen gebeten hatte, und er wusste, dass es ein Gebot
der Höflichkeit war, Gilpatrick zuzuhören. Doch als er nun bei seinem früheren
Freund eintraf, stieg Peter nicht vom Pferd. Er tat es auch nicht, als
Gilpatrick ihm vorschlug, einen kleinen Spaziergang zu machen, stattdessen
gestattete er dem Priester, neben ihm herzugehen.
    Ihr Weg führte sie
ein kurzes Stück östlich jenem Gelände, von dem aus der Bach zum alten
Wikingerstein am Ufer der Flussmündung hinunterfloss. Peter lauschte der
Leidensgeschichte von Gilpatricks armem Bruder. Und während er zuhörte, fühlte er… nichts. Gilpatrick rief in ihm die
Erinnerung an seinen alten Vater wach und appellierte an ihre alte Freundschaft.
Und fast zu seiner eigenen Überraschung fühlte Peter noch immer nichts – außer
Verachtung.
    Er verachtete
Gilpatricks Bruder, weil er nicht gekämpft hatte, weil er ebenso arrogant wie
schwach war. Er verachtete Lorcan, weil er sich nicht kundig gemacht hatte und
einfach nicht geschäftstüchtig war. Peter blieb auf seinem Pferd sitzen, und
als sie schließlich auf den Thingmount und den Wikingerstein hinunterblickten,
sagte er: »Gilpatrick, ich kann nichts tun.«
    »Du bist hart
geworden mit den Jahren«, sagte der Priester bekümmert.
    Peter wandte den Kopf
seines Pferds und drehte langsam um. Er wollte sein Pferd zum Trab antreiben
und seinen früheren Freund einfach stehen lassen, so unhöflich dies auch wäre.
Aber genau in diesem Augenblick sah er eine Frau durch die Wiesen auf sie
zukommen. Statt davonzureiten, starrte Peter Walsh sie sprachlos an.
    Fionnuala. Irrtum
ausgeschlossen. Es war fast zwanzig Jahre her, dass sie einander Lust geschenkt
hatten, doch selbst auf die Entfernung hatte er sie auf den ersten Blick
erkannt. Als sie näher kam, nickte sie Gilpatrick kurz zu. »Man hat mir gesagt,
dass du hier seist.«
    »Ich wusste nicht,
dass du in Dublin bist«, sagte der Priester leicht verärgert, bevor er sich an
Peter wandte: »Erinnerst du dich an meine Schwester Fionnuala?«
    »Er erinnert sich«,
warf sie ruhig ein.
    »Ich habe Peter
gerade erklärt, dass unser Bruder…«
    »…ein Narr war.« Sie
schaute Peter gerade ins Gesicht. »Fast so ein großer Narr wie damals seine
Schwester.« Fionnuala sagte es unverstellt, ohne jeden Groll. »Man hat mir gesagt,
dass du ihn triffst«, sagte sie zu Gilpatrick. »Darum dachte ich, ich komme
auch nach Dublin.«
    »Leider…«, hob
Gilpatrick wieder an.
    »…hat er deine Bitte
abgelehnt.« Sie schaute wieder Peter an. »War es nicht so, Waliser?«
    Die Zeit hatte es mit
Fionnuala gut gemeint. Schon als junges Mädchen ist sie schön gewesen, dachte
Peter, aber jetzt ist sie unwiderstehlich. Trotz einer Schar von Kindern war
sie schlank und geschmeidig geblieben. Ihr Haar war rabenschwarz, den Kopf
hielt sie stolz gereckt, und ihre Augen leuchteten noch immer smaragdgrün. Dies
ist die Frau, dachte Peter, die ich unter anderen Umständen geheiratet hätte.
»Ich fürchte, du hast Recht«, gab er leicht unbeholfen zu.
    »Er ist enteignet«,
schrie sie plötzlich auf. »Wir sind alle unseres Landes beraubt worden, das wir
seit tausend Jahren lieben. Berücksichtigst du das gar nicht, Waliser? Kannst
du dir seine Wut nicht vorstellen? Wir wurden nicht erobert, sondern einfach
betrogen.« Sie hielt inne und fuhr dann leiser fort: »Das kümmert dich nicht.
Du schuldest ihm nichts.«
    Er zuckte mit den
Schultern.
    »Aber

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