Die Prinzen Von Irland
habe.
Der
Grauhändler fand keine Erklärung für das sonderbare Gefühl, das ihn an jenem
Abend überfiel, als er an Dame Doyle dachte. Irgendetwas an der Vereinbarung
gefiel ihm nicht. Er wusste nicht, warum. Ein Instinkt. Ein Unbehagen. Es waren
gefährliche Zeiten.
Gut,
dachte er, er müsse sie nach Dalkey bringen, wie groß die Gefahr auch sein
mochte. Schließlich habe er Doyle sein Wort gegeben, und Doyle sei nicht nur
ein Freund, sondern auch ein mächtiger Mann. Doch er beschloss, zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen
zu treffen.
*
* *
Im Morgengrauen des
nächsten Tages verließ Margaret Walsh das Haus, nicht ohne ihrem schlafenden
Mann die Nachricht hinterlassen zu haben, sie reite nach Dublin und komme am
Nachmittag zurück. Doch sie hatte nur ein kurzes Stück, bis sie außer
Sichtweite war, zurückgelegt, um dann ihr Pferd herumzureißen und statt in
Richtung Stadt nach Süden in die Wicklow–Berge zu reiten.
Der
Streit zwischen Silken Thomas und Heinrich VIII. mochte zwar tief greifende
Sachverhalte jenseits des Meeres betreffen; doch für die O’Byrnes, die in den
Bergen lebten, hatte er bisher nur Patrouillenritte zur Folge. Zu seiner großen
Enttäuschung war Sean O’Byrne nicht aufgefordert worden, am Überfall auf die
Butlers teilzunehmen; doch während nun Dublin auf den Artilleristen aus London
wartete, bereiteten sich Fitzgeralds Freunde in den Wicklow–Bergen darauf vor,
dass die Butlers es ihnen heimzahlen würden. Jeden Tag könnten jetzt Männer auf
den Hängen auftauchen, um ihnen Vieh zu rauben und sogar ihre Höfe
niederzubrennen. Die O’Byrnes waren darauf eingestellt, und Sean hatte in
Rathconan umfassende Vorbereitungen getroffen. Insgeheim, Eva war sich dessen
wohl bewusst, hoffte ihr Mann, Butlers Leute würden kommen, und er freute sich
schon darauf. »Wenn sie einen Kampf mit den O’Byrnes anfangen, bekommen sie mehr
Dresche als sie sich vorstellen können«, sagte er heiter.
Der
Fremde, ein einzelner Reiter, kam recht früh am Morgen aus nördlicher Richtung.
Nachdem er einem Mann im Hof zugezischt hatte, er solle Sean O’Byrne holen,
blieb der in einen Umhang gewickelte Reiter mit seinem verhüllten Gesicht
draußen auf seinem Pferd sitzen. Als O’Byrne herauskam, beharrte der Fremde
darauf, ein Stück vom Haus wegzugehen, damit ihre Unterredung geheim bliebe.
Sie sprachen eine Viertelstunde, dann ritt der Fremde weg.
Als
Sean wieder ins Haus trat, fand Eva, er sehe amüsiert, aber auch aufgeregt aus.
Er reite in einer Stunde weg, sagte er ihr, und komme nicht vor dem nächsten
Morgen zurück.
»Ich
nehme die beiden Jungen und ein paar Männer mit«, kündigte er an. Er schickte
den Stallburschen, er solle Seamus holen. »Sag ihm, er soll seine Waffen
mitbringen«, wies er ihn an. Fintan solle zu den beiden Nachbarhöfen reiten und
so viele bewaffnete Männer wie möglich zusammentrommeln. »Ich hole dich dann
dort ab«, sagte ihm sein Vater. Er deutetean, dass selbst
all diese Männer nicht ausreichten. »Ich brauche mindestens ein Dutzend, wenn
nicht gar zwanzig Männer.«
Eva
fragte, was all das zu bedeuten habe. Ob er gegen eine Gruppe von Butler–Männern
kämpfen müsse? Nein, sagte er, es sei etwas anderes. Er werde ihr morgen alles
erklären. Und unterdessen dürfe er zu niemandem ein Wort sagen. Nur dass er auf
einem Patrouillenritt sei. Ob er ihr denn zumindest verraten könne, wohin er
reite? Nein, das könne er nicht.
»Und
wenn eine Gruppe von Butler–Männern kommt und uns überfällt, während du mit den
Männern weg bist? Was soll ich dann tun?«
Diese
Frage ließ ihn innehalten.
»Es
gibt keine Anzeichen dafür«, sagte er. »Und wir sind nicht einmal einen Tag
unterwegs.« Er dachte nach und wandte sich zu Maurice. »Du bleibst hier«,
ordnete er an. »Und sollte es gefährlich werden, reitet ihr alle in die Berge. Hast
du verstanden?«
Einen
Moment sah sie Bestürzung in den schönen Augen des Jungen. Sie wusste genau,
wie sehr er sich danach sehnte sich mit Fintan und seinem Pflegevater in dieses
wie auch immer geartete Abenteuer zu stürzen. Doch schon einen Moment später
war es vorbei. Er beugte elegant den Kopf, nahm die Order an und drehte sich
dann mit einem Lächeln zu ihr um.
»Es
ist mir ein Vergnügen.« Sein aristokratischer Stil war bewundernswert. Sean
O’Byrne nickte ihm anerkennend zu.
»Das
letzte Mal musste Fintan zu Hause bleiben. Nun bist du dran.« Wenig später
brachen die Männer auf.
* * *
Es war einer
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