Die Prinzen Von Irland
dort
jahrelang in Sicherheit ausharren.«
Sie
schaute ihn frostig an.
»Du
hast Angst, Doyle zu beleidigen. Ich habe Angst, Gott zu beleidigen. Das ist
vermutlich der Unterschied zwischen uns.«
»Wenn
du meinst«, antwortete er. Gegen Mittag hatte er das Haus verlassen.
Und
Cecily hätte nicht mit Sicherheit sagen können, ob ihre Religion der Anlass
gewesen war, sich mit ihrem Mann zu entzweien, oder ob sie nur den Vorwand
geliefert hatte, eine Trennung herbeizuführen, die sie jetzt wünschte.
Die
Belagerung der Dubliner Burg währte den ganzen September, ohne dass sie zu
einem Erfolg führte. Doch im Laufe des Monats wurden Nachrichten laut, dass die
Engländer endlich kommen würden. Im Augenblick wurden Truppenzusammengestellt,
Kanonen zum Hafen transportiert, und ein Schiff war auch schon gefunden. Sogar
der Artillerist hatte sich gezeigt. Es sah so aus, als würden sie sich
letztendlich wirklich zur Wehr setzen.
Als
MacGowan in der Castle Street stand und auf die alten grauen Burgmauern guckte,
fühlte er sich entmutigt. Es war ein schöner Tag; die bemoosten Schieferplatten
und Steine in Dublin warfen auf den blauen Septemberhimmel einen grünlichen
Schimmer. Wenige Yards vor ihm schoss eine Gruppe von Fitzgeralds Männern
Pfeile über die Mauer, eine Geste, die wahrscheinlich unnütz war – es sei denn,
jemand in der Burg war so dumm, sich in ihre Flugbahn zu stellen. Aber all das
berührte ihn nicht. Was MacGowan beunruhigte, war, wie er der Frau des
Ratsherrn Doyle helfen könne. Er wollte sie nicht im Stich lassen.
Im
Monat zuvor hatte er dem Ratsherrn einen guten Dienst erweisen können. Doyle
hatte einen neuen Pächter für das Land gesucht, das er von den Walshes
übernommen hatte; und der Grauhändler hatte sofort an die Familie Brennan
gedacht, die früher einmal auf Sean O’Byrnes Land gelebt hatte und mit ihrem
darauf folgenden Pachtverhältnis nicht mehr zufrieden war. »Ihr wisst immer
etwas«, hatte Doyle bewundernd zu ihm gesagt. Darüber hatte er sich sehr gefreut.
Der Umzug der Brennans hatte gerade zur rechten Zeit stattgefunden, so dass sie
noch die Ernte einbringen konnten – und da sie mittlerweile einige kräftige
Kinder hatten, waren sie alle eine große Hilfe für Doyle. Bei seiner jetzigen
Aufgabe jedoch war MacGowan bisher wenig erfolgreich.
Die Belagerung der
Dubliner Burg war eine glanzlose Angelegenheit. Die kläglichen Bemühungen hier
vor ihm auf der Straße waren ganz typisch. Doch selbst an den besseren Tagen,
als sie die Kanonen, Truppen und Leitern in Stellung gebracht hatten, stellte
sich das Unterfangen als zu schwierig heraus. Denn die
Burg war eine beachtliche Hürde. Die hohe äußere Ringmauer fiel jäh abwärts in
den alten, heute fast versandeten Teich von Dubh Linn. Und die anderen inneren
Burgmauern waren, obwohl sie innerhalb der Stadt waren, hoch, dick und leicht
zu verteidigen. Hätte Fitzgerald mehr Munition, hätte er vielleicht die Tore
zerstören oder ein Stück Mauer einreißen können; doch da es ihm noch immer an
Kanonenkugeln mangelte, konnte es ihm nicht gelingen. Und für einen
Sturmangriff fehlte es ihm an Männern. Er hatte ein großes Heer auf das Gebiet
der Butlers geschickt, um sie zu überfallen und durch Einschüchterung in die Unterwerfung
zu zwingen; und da die Butlers noch immer kampfeswillig waren, lagen Thomas’
Streitkräfte an zahlreichen verschiedenen Orten verstreut. Und was die Dubliner
Bevölkerung betraf, so befolgte sie zwar seine Befehle, doch als es darum ging,
die Burg zu stürmen, taten sie es ohne große Überzeugung, da viele ihrer
Freunde sich darin aufhielten.
Es
war ganz leicht für MacGowan gewesen, dem Ratsherrn Doyle eine Nachricht
zukommen zu lassen. Er hatte sie um einen stumpfen Pfeil gewickelt, den er über
die Mauer geschossen hatte. Inhalt der Nachricht war die Frage, ob der Ratsherr
einen Wunsch habe. Diese Art von Kommunikation zwischen der Stadt und der Burg
war ganz alltäglich. Die Antwort war um einen Stein gewickelt gekommen, der ihm
am Tag zuvor am Tor genau vor die Füße gefallen war. Zwei Punkte bereiteten ihm
Sorgen, schrieb Doyle dem Grauhändler. Zum einen halte er es für möglich, dass
Lord Thomas, da die Engländer nun wahrscheinlich auf dem Weg nach Dublin seien,
einen entschlosseneren Angriff führen könnte, um die Festung für sich zu
erobern. Zum zweiten gehe es seiner Frau nicht gut. Er wünsche für sie sicheres
Geleit aus der Burg, damit MacGowan sie in das Haus nach Dalkey
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