Die Prinzen Von Irland
bei
ihren Liebesspielen sogar noch kühner wurde als er. Oft tat sie den ersten
Schritt, hockte sich rittlings auf ihn oder hieß ihn ruhig dazuliegen, während
sie neue Arten erforschte, ihm Lust zu verschaffen oder ihn nach der
Erschöpfung wieder zu erregen. Wenn sich ihr schlanker Körper mit dem seinen
verflocht, war es kaum verwunderlich, dass Conall, der so lange von Zweifeln
und inneren Spannungen besessen war, begreifen lernte, was es bedeutete,
glücklich zu sein.
Ihr Leben auf der
Insel verlief erstaunlich gut. Die letzten Sommerregen hatten ihnen nichts
ausgemacht. Der Spalt in der Felsklippe bot nicht nur Schutz, sondern auch ein
gutes Versteck, und dort, über der winzigen Bucht mit ihrem kleinen Strand,
hatte Conall aus Ästen von den spärlich vorhandenen Bäumen der Insel eine Hütte
aus Lehm und Flechtwerk gebaut, die sie auch in einem milden Winter schützen
könnte. Für die Witwe vom Strand war es eine Freude, Conall mit bescheidener
Nahrung zu versorgen, die er durch gelegentliche Ausflüge an Land noch ergänzen
konnte, wo es ihm nicht schwer fiel, sich als fahrender Druide weitere Vorräte
zu beschaffen. Auf der kleinen Insel selbst fing er Fische und säte Bohnen und
Erbsen. Er fand verschiedene Stellen, an denen Regenwasser vom Felsen
herablief. Dort meißelte er drei große Sammelbecken in das Gestein und verband
sie miteinander, um Trinkwasser zu sammeln. Zum Kochen von Gemüse und Fleisch,
das er zuweilen auftreiben konnte, fertigte er eine weitere, viel kleinere
Grube. Diese füllte er mit Wasser, legte dann im Feuer erhitzte Steine hinein,
die das Wasser zum Kochen brachten und es eine Zeit lang in dieser Hitze
hielten.
Kein Mensch verirrte
sich in ihre Nähe. Es gab auch keinen Grund, weshalb es jemanden dorthin
verschlagen sollte. Die nahe gelegene Halbinsel der Landzunge war eine
menschenleere Gegend. An der Hauptküste gegenüber lebte niemand außer der
Witwe. Ein Stück weiter nördlich lag vor der Küste gegenüber einem schmalen
Meeresarm eine viel größere Insel, die auch unbewohnt war, und die wenigen
Fischer aus der schmalen Bucht gegenüber fuhren nur selten zu ihr hinaus.
Selbst für den Fall,
dass irgendjemand sich in ihre Richtung wagte, hatte Conall vorgesorgt, indem
er der Alten ausdrücklich sagte, dass er allein zu sein wünsche, und
diese Anweisung dürfte sie mit Sicherheit an die Fischer in der Bucht
weitergegeben haben. Druiden, die als Einsiedler lebten, waren keine
Seltenheit; und nur ein Narr könnte auf die Idee verfallen, die Ruhe eines
Druiden zu stören und so einen Bannfluch zu riskieren.
Das Einzige, was
Conall zu schaffen machte, war die Tatsache, dass ihre Insel so klein war. Es
gab einen Strand, auf dem man spazieren konnte, einen grasbewachsenen
Landvorsprung, auf den man hinaufsteigen konnte, und einige wenige Bäume, aber
das war neben einigen Felstümpeln alles. Würde Deirdre sich hier nicht
irgendwann zu Tode langweilen? Zu seiner Überraschung schien das nicht der Fall
zu sein. Sie wirkte zufrieden. In mondbeschienenen Nächten hatte er sie
mehrmals in dem kleinen curragh zur Landzunge der
Liffeybucht, ihrem Eiland gegenüber, mitgenommen. Dort waren sie zum Gipfel der
Halbinsel hinaufgestiegen und hatten gemeinsam nicht nur nach Norden zu ihrem
kleinen Zufluchtsort, sondern auch nach Süden über die gesamte weite
Meeresbucht hinter Dubh Linn und die Liffey–Mündung hinweg bis zum südlichen
Landvorsprung und zu den sanften, vulkanischen Formen der Wicklow–Berge geblickt.
»Wie schade, dass wir
sie nicht besuchen können«, hatte er beim ersten Mal gesagt, während er in die
Richtung des Rath ihrer Familie zeigte, der oberhalb der Flussmündung schwach
zu erkennen war.
»Das macht nichts«,
sagte sie. »Ich habe ja dich.« Und er hoffte, dass es der Wahrheit entsprach.
Obwohl er immer
angenommen hatte, dass die Gesellschaft einer Frau auf die eine oder andere Art
die Konternplation stören würde, die er immer wieder suchte, hatte sich das
bisher noch nicht bestätigt. Der Grund dafür lag zum Teil in der Stille des
Ortes, zum Teil gewiss auch darin, dass Deirdre instinktiv begriffen hatte,
dass er mit seinen Gedanken allein gelassen werden wollte. Seine Verkleidung
war sozusagen wahr geworden; denn er war nun wirklich ein Druide. Jeden Tag
pflegte er in seinem Kopf den gewaltigen Fundus an Wissen zu durchforschen, den
er bereits besaß. Jeden Morgen und jeden Abend pflegte er das Meer zu
beobachten und den Wellen zu lauschen. Und
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