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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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zweiten eine Figur der Göttin Maeve, der
Schutzpatronin des königlichen Heiligtums Tara; und auf dem dritten eine
Statuette von Nuadu Silberhand. Auf dem Tisch lag ein silberner Teller mit drei
Streifen Fleisch. Es konnte das Fleisch eines Schweins, eines Hundes oder eines
anderen Tieres sein – Larine hatte sich für das eines Hundes entschieden. Er
nickte, und die zwei draußen wachenden Druiden zogen die Eingangstür zu.
Nachdem er noch einige Augenblicke in stillem Gebet dagestanden hatte, trat
Larine näher an den Teller. Dann nahm er einen der Fleischstreifen, kaute ihn
sorgfältig, zeigte ihn darauf einem der Götter und legte ihn dann hinter die
Tür. Dieses Ritual wiederholte er zwei Mal, dann machte er vor jeder Gottheit
eine höfliche Verbeugung und sprach ein weiteres Gebet. Er streckte sich auf
dem Boden aus, legte die Handflächen an seine Wangen, schloss die Augen und
machte sich bereit, ihre Botschaft zu empfangen.
    Dazu gab es viele
Techniken, aber das Ziel aller heiligen Männer, von den Druiden im Westen bis
hin zu den sibirischen Schamanen, war stets dasselbe: sich in eine Trance zu
begeben, in der die Götter mit ihnen kommunizieren konnten. Eine Weile lag
Larine reglos da. Es herrschte Stille. Er leerte seinen Geist. Und dann – er
konnte nicht sagen, wie lange es bis dahin gedauert hatte – spürte er auf
einmal, wie er zu schweben begann. Ob er tatsächlich vom Boden abgehoben hatte,
wusste er nicht. Das war unwesentlich. Sein Körper war nicht mehr von
Bedeutung. Er war Rauch von einem Feuer, eine Wolke. Er trieb in der Luft. Als
er wieder aus seiner Trance zurückkehrte, ging er zur Tür und klopfte drei Mal.
Die zwei Druiden öffneten sie, und er trat hinaus. Dann begab er sich zum
König.
    »Ich habe den Ort
gesehen«, erklärte er. »Sie befinden sich dort.« Und er beschrieb die kleine
Insel mit dem gespaltenen Fels. »Aber ob sie an der Nord– oder Südküste, auf
der Ost- oder Westseite liegt, konnte ich nicht erkennen.«
    »Gibt es noch etwas
anderes, was Ihr sagen könnt?«
    »Ich sah Fergus, von
Nuadu Silberhand geführt, im Mondlicht über das Meer wandeln und mit Deirdre
reden, während sie schlief.«
    »Also weiß er, wo sie
ist.«
    »Das weiß ich nicht.
Vielleicht.«
    »Dann werde ich
Finbarr zu ihm schicken«, sagte der Hochkönig.
    Es war Abend
geworden, als Finbarr endlich Dubh Linn erreichte. Nur sein Jagdhund und der
Wagenlenker begleiteten ihn.
    Er kam traurig, aber
voller Entschlossenheit im Herzen. Der Hochkönig hatte seinen Standpunkt mit
brutaler Härte klargemacht. »Neulich hast du versagt, Finbarr, und ich habe
dich nicht bestraft. Wenn du diesmal versagst, werde ich es tun.«
    Tatsächlich begann
Finbarr nach so vielen Monaten der Suche und der Sorge selbst einen gewissen
Groll gegen seinen Freund zu hegen.
    Fergus befand sich in
seinem Rath und begrüßte ihn herzlich. Sie traten ins Haus, und noch bevor man
ihm irgendeinen erfrischenden Trunk gereicht hatte, eröffnete Finbarr dem Alten
ganz ruhig, doch bestimmt: »Fergus, uns ist bekannt, dass Ihr wisst, wo sich
Deirdre aufhält.« Aber so aufmerksam er ihn auch musterte, Finbarr hätte schwören
können, dass der Häuptling aufrichtig war, als er ihn traurig ansah und sagte:
»Ich wünschte, ich wüsste es.«
    Daher erzählte
Finbarr ihm von der Vision des Druiden und beschrieb die Insel, die Larine
gesehen hatte. Und da wusste Fergus, wo sich seine Tochter befand.
    »Diesen Ort kenne ich
nicht«, behauptete er jedoch.
    »Dann werde ich so
lange hier bleiben, bis Ihr ihn kennen gelernt habt«, entgegnete Finbarr.
    Fergus zögerte, erwog
seine Möglichkeiten.
    »Eine Insel dieser
Art könnte irgendwo unten vor der Küste liegen«, sagte er schließlich. »Wir
könnten morgen nach ihr suchen.« Dann ließ er eine Mahlzeit und Wein
auftischen; und da Finbarr von seiner Reise erschöpft war, schlief er kurz nach
Einbruch der Dunkelheit ein. Als alles im Rath schlief, erhob sich Fergus leise
und trat hinaus. Er nahm ein kleines, mit Tierhaut bespanntes curragh und schwang es sich
auf den Rücken; da er Angst hatte, seine Gäste aufzuwecken, nahm er kein Pferd,
sondern ging zu Fuß zur Hürdenfurt hinunter, überquerte den Liffey–Fluß und
machte sich auf den Weg zu der Halbinsel, die Deirdre immer so sehr geliebt
hatte.
    Es war bereits spät
in der Nacht, als Fergus den Strand erreichte. Ein drei viertel voller Mond
stand am Himmel, und die See war ruhig. Dann setzte er sein curragh zu Wasser, fuhr zu
der

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