Die Prinzen Von Irland
Männer mit der
folgenden Botschaft zurück zu dem Besitzer:
»Der Hochkönig
bedauerte sehr, dass Ihr nicht zu Hause wart, als er vorsprach, um den Tribut
einzufordern; aber er dankt Euch für den hübschen Stier, den Ihr ihm stattdessen
geschickt habt.«
In Uisnech weilten
immer noch einige der Stammeshäuptlinge bei dem Hochkönig und seinem Gefolge.
Eine stattliche Menge, darunter viele Druiden, säumte den Weg, als Finbarr und
seine Männer sich dem Lager des Hochkönigs näherten. Aber die Königin war die
Erste, die ihnen mit strahlendem Gesicht entgegenkam.
»Da ist ja mein
Stier«, kreischte sie. Und als sie ihn näher betrachtete, wiederholte sie noch
einmal mit tiefer Befriedigung: »Ja, das ist mein Stier.«
Der König empfing ihn
reservierter. Es war nicht zu verkennen, dass andere, wichtigere Dinge ihn
beschäftigten.
»Conall und Deirdre
wurden gesichtet.« Diese Neuigkeit hatte er von Larine erfahren. Vom
fruchtlosen Ergebnis seiner eigenen Reise hatte der Druide nichts gesagt, und niemand
ahnte etwas davon. Larine war jedoch höchst erstaunt und insgeheim ziemlich
verletzt, als er nach seiner Rückkehr erfuhr, dass Conall zu jener Zeit, als er
an dem Treffpunkt auf ihn wartete, mit dem Mädchen gesehen worden war. Offenbar
ritten sie in südlicher Richtung nach Munster. Die Suchtrupps seien noch
unterwegs, teilte er Finbarr mit. »Aber bis jetzt gibt es noch keine Nachricht
von ihm.«
Kurz vor
Sonnenuntergang rief der König Finbarr zu sich. Dieser fand den König auf einer
mit Fellen bedeckten Bank unter einem Baum sitzen. Der Hochkönig blickte ihn
unter seinen buschigen Brauen gedankenversunken an.
»Du hast deinen
Auftrag gut ausgeführt.« Er hielt inne, während sich Finbarr höflich verneigte.
»Nun werde ich dir einen weiteren erteilen. Zuerst verrate mir aber: Weißt du,
wo sich Conall befindet?«
»Nein, ich weiß es
nicht.«
»Dann finde ihn. Und
bring ihn zurück.« Er machte eine Pause, dann platzte er unvermittelt mit jähem
Zorn heraus: »Er war der Sohn meiner Schwester, Finbarr. Ich habe ihm nichts
als Freundlichkeit gezeigt. Hat er das Recht, sich mir gegenüber so zu
benehmen?« Finbarr wusste nichts anderes zu tun, als erneut sein Haupt zu
neigen, denn der König hatte nichts als die Wahrheit gesagt. »Er muss
zurückkehren, und dann mag er mir ruhig erklären, warum er das getan hat. Aber
wenn er nicht willens ist zu kommen, dann wirst du entweder mit seinem Kopf
oder überhaupt nicht zurückkommen. Ich schicke dir zwei Häuptlinge als
Begleitung mit. Und die haben ihre Befehle.«
Mich zu bewachen, dachte
sich Finbarr im Stillen. Und laut fragte er: »Und Deirdre?«
»Ihr darf kein Haar
gekrümmt werden.« Der König seufzte. »Würde ich sie mir jetzt noch zur Frau
nehmen, so würde ich mich zum Gespött machen. Man wird sie anschließend nach
Dubh Linn zurückschicken. Das kannst du ihr ausrichten.«
»Aber vielleicht
werden wir ihn nicht finden.«
»Deine Eltern und
deine Geschwister sind arme Leute, Finbarr. Gelingt es dir, ihn zu finden, so
verspreche ich dir, dass sie nicht mehr arm sein werden. Gelingt es dir nicht,
so werden sie noch weit ärmer werden.«
»Dann bleibt mir
keine andere Wahl«, sagte Finbarr bitter und entfernte sich. Der König blickte
ihm nach, ohne Zorn. Könige können es sich nicht immer leisten, ehrlich zu
sein.
Falls Finbarr seinen
Freund aufspürte, sollten die beiden Häuptlinge Conall unterwegs töten. Das
Mädchen dagegen sollte wirklich nach Dubh Linn zurückgebracht werden. Bevor sie
dort ankäme, würde man sie allerdings ihrem neuen Herrn übergeben. Denn der
König hatte sie bereits als Konkubine an Goibniu, den Schmied, verkauft.
*
* *
Nun
ritten sie besonders langsam und vorsichtig und wagten sich bei hellem
Tageslicht nie in offenes Gelände hinaus.
An dem Tag, da sie
gesehen wurden, hatten sie gerade ein Stück Heideland durchquert, als zwei Reiter
des Königs hinter ihnen auftauchten. In gehetztem Galopp jagten Deirdre und
Conall in den Wald hinein und konnten so die Häscher des Königs abschütteln;
aber nun wusste der Hochkönig, dass sich die Flüchtlinge in Munster aufhielten.
Angesichts der unzähligen Hügel, Bäche und Inseln würde es schwer sein, sie zu
fangen, aber er würde sie unbarmherzig weiter suchen.
In ihrer Verzweiflung
kam Deirdre auf eine Idee.
Von den Hügeln von
Munster aus gab es, wenn man sich in östlicher Richtung hielt, Wald– und Hügelpfade,
bis man zu der Hügelkette gelangte, die
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