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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Insel hinüber und fand Deirdre und Conall Arm in Arm im Schlaf. Er rüttelte
sie wach, und als Deirdre ihn erblickte, schloss sie ihn selig in die Arme. Als
er sah, dass seine Tochter ein Kind erwartete, kamen Fergus die Tränen.
    Der Häuptling
brauchte nicht lange, um ihnen zu erzählen, was im Schwange war, und sie zu
warnen: »Ihr habt nur noch Zeit bis morgen früh, bevor er euch findet.« Aber
was sollten sie tun? »Ihr müsst noch heute Nacht von hier fort«, sagte er,
obwohl er sich, als er seine Tochter ansah, die Frage nicht verkneifen konnte:
»Aber wie lange wirst du noch rennen können, Deirdre?«
    Diese Frage hatte
Conall bereits den ganzen Sommer über zu schaffen gemacht. Deirdre würde ihr
Kind erst nach Mittwinter bekommen, und sie schien kräftig und bei bester
Gesundheit zu sein. Conall hatte gehofft, dass es inzwischen vielleicht wieder
möglich sein würde, über das Meer zu fliehen, aber seine heimlichen
Erkundungsfahrten die Küste entlang waren entmutigend gewesen: Die Häfen wurden
immer noch überwacht. Mehr als einmal hatte er sich gefragt, ob sie nicht
besser zu ihrem Vater zurückkehren sollte. Selbst wenn man sie dort entdeckte,
würde der König einer hilflosen Mutter mit Kind doch wohl nichts zu Leide tun?
Aber Deirdre war dagegen, und ihr war eine geniale Lösung eingefallen.
    »Bring mich an Land
zurück, wenn meine Zeit gekommen ist. Dann werde ich der alten Witwe sagen, ich
sei eine arme, im Stich gelassene Frau. Sie wird mir bestimmt helfen.« Und
schmunzelnd fügte sie hinzu: »Vielleicht wird ja rein zufällig der einsame
Druide von der Insel vorbeischauen.«
    »Und dann?«
    »Du wirst beizeiten
eine Möglichkeit finden, wie wir von hier fortkommen.«
    Ja, dieser Plan
könnte aufgehen, dachte sich Conall, aber sicher war er sich nicht; und bald hatten
seine Befürchtungen wieder zugenommen. Daher hörte er sieh, fast noch bevor er
Zeit hatte, die Sache recht zu bedenken, zu seiner Überraschung sagen:
    »Wenn es mir gelingt,
Finbarr fortzulocken, kann Deirdre ja vielleicht bei Euch bleiben.«
    Fergus schwieg eine
Weile und betrachtete das ängstliche Gesicht seiner Tochter. Er war in seine
eigenen Gedanken vertieft. Welche Folgen würde es für ihn und seine beiden
Söhne haben, wenn man herausfand, dass er Deirdre versteckte? Aber bei dem
Gedanken, wie wenig er bisher für sie hatte tun können, fühlte er sich tief
beschämt.
    »Dubh Linn ist
Deirdres Zuhause«, sagte er schließlich, »und wird es immer bleiben.« Er nahm
Conall beiseite und fuhr fort: »Ihr müsst sie bei Tagesanbruch von der Insel
schaffen. Denn am Vormittag werde ich Finbarr die Küste entlangführen müssen.
Sobald Finbarr wieder fort ist, lasst sie in der Nacht zum Rath kommen, und ich
werde eine Möglichkeit finden, sie zu verstecken.« Dann brach er auf, ängstlich
darauf bedacht, möglichst rasch wieder zum Rath zurückzukehren, bevor man ihn
vermisste.
    Der Mond stand noch
ein Stück weit über dem Horizont, als er sich am Strand entlang auf den Rückweg
machte. Zu seiner Linken ragte dunkel der hohe Buckel der Halbinsel auf. Bald
hatte er den Fuß der niedrigen Hügelkette erreicht, von deren Höhe aus er den
breiten Bogen der Bucht vor Dubh Linn erkennen konnte. Er gönnte sich nur ein
paar Augenblicke Zeit zum Verschnaufen, tat ein paar tiefe Atemzüge und brach
wieder auf. Der Weg war leicht zu finden. Schon sah er deutlich die Linie des
Höhenrückens, der sich auf dem anderen Ufer vor dem sternenübersäten Himmel
abzeichnete. Einige Baumgruppen und Büsche säumten den Weg.
    Er hatte beinahe die
Anhöhe erreicht, als er direkt vor sich ein Klirren von Zaumzeug und das
Schnauben eines Pferds vernahm. Er hielt inne und starrte auf die Büsche, aus
deren Richtung das Geräusch kam. Dann tauchte ein großes Etwas aus dem Schatten
auf.
    Es war ein
Streitwagen. Er kam den Abhang herab direkt auf ihn zu gefahren. Dann rief Finbarrs
Stimme aus dem Wagen:
    »Besten Dank, Fergus,
dass Ihr mir den Weg gezeigt habt.«
    * * *
    Sie
wusste, dass sie die Sache nicht länger verzögern durfte; der Himmel stand noch
voller Sterne, aber im Osten über dem Meer war bereits ein Hauch von blasser Helligkeit
zu ahnen.
    Sie hatte sich so
viel Zeit gelassen wie irgend möglich. Die Insel war ihr heiliger Zufluchtsort:
Sobald sie diese verließ, würde sie nie mehr Sicherheit finden, dachte Deirdre.
Vielleicht hatten sie eines Tages die Möglichkeit, hierher zurückzukehren. Sie
warf einen Blick auf Conall. Seit

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