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Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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ja.«
    »Und der König wird
sich mit einer Stute vereinigen?«
    »Ich kann mir
vorstellen, dass er das vielleicht tut.«
    »Würdest auch du an
einem solchen heidnischen Ritual teilnehmen?«, fragte sie Larine.
    »Das würde sich nicht
schicken.«
    »Wenn Morna ein
Christ wird, sollte er einem solchen heidnischen Ritual also fernbleiben?«
    Larine zögerte einen
Moment.
    »Wenn der Hochkönig
Morna aufgefordert hat zu erscheinen, dann würde ich sagen, dass es für ihn
schwierig wäre, sich zu weigern. Ich würde nicht darauf bestehen. Denn…« Er brach
ab. Dann sah er sie durchtrieben an. »Daher sag mir, Deirdre: Woher kommt es
eigentlich, dass Morna nichts davon weiß, dass er vom Hochkönig gerufen wurde?«
    Nun richteten sich
alle Augen auf sie. Sie schwieg.
    Morna machte eine
fragende Miene. »Mutter?«
    Auch ihre Brüder
starrten sie an. Sie würde gestehen müssen, was sie getan hatte. Sie würde vor
ihnen allen gedemütigt werden. Sie konnte es förmlich sehen. Ihre Brüder würden
ihr Vorwürfe machen. Und Morna… so sehr er sie liebte, würde auch er sie verdammen.
Sie wusste es. All ihre Pläne, die nun auf einmal ganz töricht aussahen,
drohten in sich zusammenzufallen. Dann blickte sie Larine an und erblickte
einen winzigen Funken Hoffnung in seinen Augen. Und dann begriff sie auf
einmal.
    »Deshalb bist du also
hier«, schrie sie auf. »Du bist gekommen, um Morna zu sprechen, weil du
dachtest, er würde nach Tara gehen.«
    Ja, sie sah es: Ein
schwacher Schatten von Schuldgefühl war über Larines Gesicht gehuscht. Morna
wollte sich gerade einmischen, aber sie schnitt ihm das Wort ab.
    »Das verstehst du
nicht«, zischte sie ihrem Sohn zu. »Er will dich ausnützen.«
    Sie sah es ganz
deutlich. Larine mochte zwar Bischof sein, dachte sie bei sich, aber er war
immer noch Larine; und er war wiedergekommen, nur diesmal in einer anderen
Verkleidung als der, die er zuvor getragen hatte. Die Erinnerungen schossen ihr
in einer mächtigen Woge ins Gedächtnis zurück: der schwarze Nebel aus Vögeln,
die heiser dröhnenden Posaunen, Conalls mit roter Farbe beschmierter Körper.
»Du bist nur ein weiteres Opfer«, sagte sie bitter.
    Larine war
raffiniert. Das war nicht zu bestreiten. Was hatte er gesagt? Bekehre zuerst
die Fürsten. Dies war sein Spiel. Wenn du nicht an den Fürsten herankommst,
dann mach dich an den Kreis seiner Familie heran. Er hatte gehört, dass sich
der neue König für den jungen Morna interessierte. Daher wollte er ihn
natürlich bekehren. Dann hatte er die Möglichkeit, einen Bekehrten in den
persönlichen Kreis des Hochkönigs einzuschleusen.
    »Wie sieht der Plan
aus?«, fragte sie. »Dass Morna während des feis feierlich verkünden
soll, dass er ein Christ ist?« Morna, das Ebenbild seines Vaters Conall, des
Verwandten des Hochkönigs, der sein Leben für die Druiden und ihre heidnischen
Götter geopfert hat – Morna sollte daherkommen und sagen, er sei ein Christ?
Ausgerechnet in Tara, dem heiligen Königssitz? Während der Krönungsweihe? Das
wäre wahrhaftig eine Sensation. »Oder ist es dir lieber, dass er seinen Glauben
verborgen hält, bis er sich den Hochkönig zum Freund gemacht hat?« Das wäre für
Larine womöglich noch besser… Wenn der Hochkönig und seine Familie an dem
hübschen Jungen Gefallen fänden. Und das würden sie natürlich. Wie könnte es
auch anders sein? Dann würde er im geeigneten Moment verkünden, dass er ein
Christ ist.
    In beiden Fällen war
es ein brillantes Manöver, ein hinterhältiges Aushöhlen der heidnischen
Ordnung.
    Und was würde dann
mit Morna geschehen? Wenn er seine Religion in Tara offenbarte, würde der
Hochkönig dies wohl kaum tolerieren, und die Druiden würden ihn vermutlich auf
der Stelle töten. Wenn er die Freundschaft des Königs gewann und ihm seinen
neuen Glauben später gestand, würde er sich immer noch zumindest die
unsterbliche Feindschaft der Druiden zuziehen.
    »Sie werden dich
vernichten«, schrie sie ihren Sohn an. »Sie werden dich genauso ermorden, wie
sie deinen Vater ermordet haben.«
    Larine schüttelte den
Kopf.
    »Mutter«,
protestierte der junge Mann, »Larine ist unser Freund.«
    »Du kennst ihn
nicht«, entgegnete sie rasend.
    »Er ist unser Gast.«
    »Das war er!« Sie schlug
auf den Tisch und sprang auf. »Verräter!« Sie zeigte mit dem Finger auf ihn.
»Du kannst deine Gestalt verändern, aber niemals deine Natur. Du bist immer
derselbe, und ich kenne dich. Derselbe gerissene Fuchs. Verlass dieses

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