Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
Vom Netzwerk:
ließen.
    »Er ist ein Fürst der
Kirche; für seine Anhänger ist sein Wort Gesetz«, erklärte er. »Und doch ist er
wie andere Männer, die die hohen Grade des Geistes erreicht haben, von großer
Schlichtheit. Er ehrt alle Frauen, lebt aber keusch und enthaltsam. Er ist
demütig, kennt aber so gut wie keine Furcht. Zuweilen haben ihn Leute bedroht,
weil er das Evangelium predigt, doch dies hatte nie die geringste Wirkung.«
    »Er kann aber
furchtbar zornig werden«, fügte der junge Priester mit einigem Genuss hinzu.
    »Was sich jedoch nur
selten zeigt«, korrigierte Larine ihn sanft, »aber es ist wahr: Sein Tadel ist
furchtbar. Doch nun«, sagte er und lächelte dabei Deirdre zu, »wollen wir uns
diesem Festschmaus zuwenden.«
    *
* *
    Es
gab Brunnenkressesalat, mehrere Fleischgerichte, darunter den traditionellen
Schweinebraten für höhere Gäste, geschmorte Äpfel, Käse und Ale – das beste
Bier, das die Insel zu bieten hatte. Larine und seine Begleiter überschütteten
Deirdre mit Komplimenten für ihre Kochkunst.
    War es auch
sonderbar, dass der christliche Bischof in ihrer Mitte saß, während im
Hintergrund bleich und gespenstisch der Trinkschädel von Eric, dem Krieger, im
Kerzenlicht schimmerte, so schien dies niemanden zu stören. Larine unterhielt
sich völlig ungezwungen mit den Männern, erzählte ihnen von Ereignissen oben in
Ulster und ermunterte sie, ihm Geschichten über den alten Fergus zu erzählen.
Die Unterhaltung verlief unbeschwert und heiter. Nur einmal, nach Beendigung
der Hauptgänge, kam Larine noch einmal auf seine Mission zu sprechen: »Es mag
vielleicht noch eine oder zwei Generationen dauern, Deirdre, aber sobald sie
sich ein festes Fundament geschaffen hat, wird die wahre Religion genauso wie
in jedem anderen Land, in das sie gelangte, auch hier auf der Insel
unausweichlich triumphieren. Die Gemeinden in Munster drunten und hier in
Leinster sind noch klein und dünn gesät, aber sie haben Beschützer und sind im
Wachsen begriffen. Und nun macht Bischof Patrick in Ulster bereits mächtige
Fortschritte, insbesondere unter den Fürsten. Und wenn die erst einmal überzeugt
sind, dann, verstehst du, wird ihr Volk sich ihnen anschließen.«
    »Glaubst du nicht,
dass die Druiden die Leute wieder zu dem alten Glauben zurückbringen könnten,
sobald sie den neuen kennen gelernt haben?«
    »Nein, das glaube ich
nicht. Letzten Endes sind unsere alten Götter nichts als Aberglaube. Götzen.
Vor der höheren Einsicht müssen sie unweigerlich weichen.«
    Was diese letzte
Behauptung anbetraf, hatte Deirdre so ihre Zweifel. Ihr schien, dass die
Druiden und ihre Götter so leicht das Feld nicht räumen würden; aber sie sagte
nichts. Aber als sie kurz darauf verfolgte, wie selig sich der Bischof und ihr
Sohn miteinander unterhielten, und die Bewunderung sah, die aus der Miene des
jungen Mannes strahlte, da schien ihr, dass es Larine nicht schwer fallen
dürfte, ihn davon zu überzeugen, dass er den heidnischen Zeremonien unbedingt
aus dem Weg gehen sollte. Und so lehnte sie sich zurück und ließ der
Unterhaltung um sie herum mit einem Gefühl der Erleichterung und des
Wohlbehagens ungestört ihren Lauf. Ihre Gedanken schweiften sogar ein wenig ab.
Dann sah sie, wie Larine etwas zu Morna sagte und ihr Sohn darauf ein
verwundertes Gesicht machte. Da war sie plötzlich wieder vollkommen aufmerksam.
Wovon sprach er da gerade?
    Zuerst dachte sie,
sie hätte sich verhört.
    »Von dem feis des Hochkönigs«,
wiederholte Larine. »Ich fragte mich gerade, wann du nach Tara aufbrichst. Du
nimmst ja daran teil.«
    »Ich? Daran
teilnehmen?« Morna schien verwirrt zu sein. »Der Hüter der Furt gewährt den
bedeutenden Männern auf dem Weg nach Tara seine Gastfreundschaft«, erklärte er,
»aber ich selbst werde mich nicht dorthin begeben!«
    Nun war es jedoch
Larine, der verwirrt dreinblickte.
    »Aber du kannst
deinem Verwandten, dem Hochkönig, doch kaum den Gehorsam verweigern, wenn er
dich gerufen hat«, sagte er.
    »Der Hochkönig hat
mich gerufen?«, fragte Morna verdutzt.
    Deirdre wurde
kreidebleich und erstarrte. Larine wirkte seltsam verstimmt. Was sollte sie
tun? War dies der Moment, die Wahrheit zu gestehen? Sie sah keinen anderen
Ausweg. Aber sie wollte noch ein paar Augenblicke Zeit gewinnen.
    »Bei dem feis«, gab sie ganz ruhig
zu bedenken, »werden doch die Druiden die Zeremonien leiten?«
    »Selbstverständlich«,
bestätigte Larine.
    »Wird man also
Opferungen vornehmen?«
    »Von Tieren,

Weitere Kostenlose Bücher