Die Prinzen Von Irland
Haus!«
Nun war auch Larine
aufgesprungen. Er war kreidebleich und bebte vor Zorn. Auch der Priester, der
ihn begleitete, war aufgesprungen.
»Deirdre, das ist
keine Art, einen Gast in deinem Haus zu behandeln«, protestierte Larine. »Noch
dazu einen christlichen Mann des Friedens.«
»Ein Mann des
Blutes!«, schrie sie.
»Ich bin ein Bischof
der heiligen Kirche.«
»Ein Betrüger!«
»In diesem Haus
werden wir nicht nächtigen«, meinte Larine würdevoll.
»Dann schlaft bei den
Schweinen«, entgegnete sie und sah zu, wie er, von seinen Männern gefolgt, in
die Dunkelheit hinausschritt. Nach einer kurzen Pause warfen ihre Brüder ihr
einen mehr als bestürzten Blick zu und folgten den Christen, vermutlich, um
ihnen in einer der anderen Hütten ihr Nachtquartier zu bereiten. Nun war sie
mit Morna allein.
Er sprach kein Wort.
Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Einen Augenblick lang war sie nahe
daran zu sagen: Es tut mir Leid… Aber sie scheute sich davor. Stattdessen sagte
sie nur: »Ich habe Recht, und du weißt es.«
Er antwortete nicht.
Wütend begann sie den
Sklaven zu helfen, die Reste des Mahls abzuräumen. Schweigend half er ihr, mied
aber ihre Nähe. Keiner von ihnen sprach ein Wort. Als sie fertig waren, kehrte
ihr Bruder Ronan zurück.
»Sie sind in der
Scheune untergebracht«, sage er und schien noch etwas sagen zu wollen, doch sie
hieß ihn mit einem Blick zu schweigen. Erst da ergriff Morna das Wort.
»Da ist etwas, was du
vergessen zu haben scheinst, Mutter.«
»Und das wäre?«
»Dass du nicht das
Recht hast, unseren Gästen zu sagen, sie sollen verschwinden. Jetzt bin ich der
Häuptling.«
»Es geschah nur zu
deinem Besten.«
»Das habe ich zu
entscheiden, nicht du.«
Aus ihren
Augenwinkeln sah sie, wie Ronan heimlich grinste.
»Außerdem hast du
mich getäuscht, Mutter«, sprach Morna in ruhigem Ton weiter. »Es stimmt doch,
dass der Hochkönig mich nach Tara gerufen hat?«
»Ich wollte es dir ja
gerade sagen.« Sie hielt inne. »Ich hatte nur Angst davor. Nachdem dein Vater…«
Sie verstummte. Wie konnte sie ihm jemals alles erklären? »Du weißt nicht, in
welcher Gefahr du schwebst«, sagte sie schließlich.
»Ich muss nach Tara gehen,
Mutter.«
Sie schüttelte
traurig den Kopf. Ja, er würde gehen müssen.
»Aber geh nicht als
Christ, Morna. Ich flehe dich an. Tu wenigstens das nicht.«
»Auch das werde ich
selbst entscheiden.« Seine Worte fühlten sich an wie ein schwerer Stein, der
ihr um den Hals gehängt wurde. Sie sank in sich zusammen. »Ich gehe nun hinaus
und werde mich bei Larine entschuldigen. Wenn er wieder zurückkommen sollte, so
wirst du höflich zu ihm sein. Aber es wäre vielleicht besser, du schläfst
selbst in der Scheune.« Damit ließ er sie stehen.
Ronan blieb zurück.
Er blickte sie neugierig an. Sie vermutete, dass er nach all den Jahren, in
denen sie die herrschende Kraft im Haus gewesen war, und nach der Demütigung
für ihn, dass man ihn mit der Position als Häuptling übergangen hatte, nun eine
gewisse Befriedigung angesichts ihrer Demütigung empfand. Nach einer Weile
kehrte Morna zurück.
Natürlich hatte
Larine es abgelehnt, ins Haus zurückzukehren.
*
* *
Die
Stimmung am nächsten Morgen war gereizt. Die Christen verharrten draußen,
erklärten jedoch, dass sie sich nicht entfernen würden, bevor Bischof Patrick
eingetroffen sei. Zweifellos sehnten sie sich danach, Zeuge zu werden, wie der
Missionar aus dem Norden einen seiner berühmten Wutausbrüche zum Besten gab.
Deirdre wusste, dass sie sich eigentlich entschuldigen sollte, aber da ihre
Brüder trotzig bei den Gästen standen, konnte sie sich nicht dazu überwinden.
Sie hatte den Sklaven aufgetragen, die Gäste zu verköstigen, und so war eine
große Schüssel Hafergrütze zubereitet worden. Morna weilte ebenfalls draußen,
hatte aber taktvoll beschlossen, sich um die Tiere zu kümmern. Sie hatte keine
Ahnung, wie er über die ganze Sache dachte.
Der Vormittag nahm
seinen Lauf. Larine schien seine Zeit im Gebet zu verbringen. Seine Begleiter
unterhielten sich mit ihren Brüdern. Einmal kam Ronan herein und bemerkte:
»Liebe Schwester, das sind ja schlimme Sachen, was diese Christen sagen. Sie
haben zu uns gesagt, du würdest ins ewige Höllenfeuer kommen.« Dann ging er
wieder hinaus.
*
* *
Es
war fast Mittag geworden, als einer der Sklaven meldete, dass sich ein Wagen
näherte. Larine erhob sich, spähte durch das Einfahrtstor des Rath und trat
hinaus. Eine lange Pause
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