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Die Prinzen von Queens - Roman

Die Prinzen von Queens - Roman

Titel: Die Prinzen von Queens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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Turnschuhe ein bisschen herumschubsten, war das eine Sache, aber wenn Baka und Tariq aufeinander losgingen? Lieber nicht dran denken. Alfredo muss die Sache hier zumindest bis zu einem gewissen Grad im Griff behalten. Sollte die Scheiße platzen, würden sich alle verdünnisieren, Tariq würde nicht verhaftet werden und das Problem mit Mike Shifrin ungelöst bleiben, und Alfredo wäre genau da, wo er angefangen hat. Also, geht gar nicht. Darf nicht passieren. Er führt Baka weg von seinem Bruder. Sie gehen zum Kartentisch mit dem Schuhkarton, wo Alfredo sich auf Zehenspitzen stellt und eine Hand in den Dunst streckt.
    »Okay, Leute, einer nach dem anderen. Los geht’s. Einer nach dem anderen. Einer nach dem anderen. Ganz genau, Schotter an die Sonne. Macht eure Einsätze. Gebt eure Wetten ab.«
    AIDS, der erste in der Reihe, setzt zwanzig auf den Pitbull. Als Alfredo ihn bedrängt, einen ordentlichen Betrag zu setzen, spreizt er seine Geldbörse so weit auf wie möglich: ausgefranst, leer, nicht mal die in Cartoons übliche Motte flattert raus. Aber weil er nie weiß, wann Schluss ist, dreht er sie auf den Kopf und schüttelt sie, bis alle Plastikkarten – Visakarte, Blockbuster-Karte, Queensboro-Public-Library-Karte – aus den Fächern rutschen und auf die Erde fallen. Alfredo schmeißt den Zwanziger des armen Tropfs in den Schuhkarton. Rick Sprinkle und Timmy P. sind als Nächstes an der Reihe, sie gehen höher als AIDS, setzen jeweils fünfundsiebzig Dollar auf den Pitbull. Rhino legt einen Hunderter auf den Tisch.
    »Willst du das nicht aufschreiben?«, sagt er.
    »Brauch ich nicht«, sagt Alfredo.
    Hinter ihm steht Max, der sich seinen Drang zu kibitzen bereits viel zu lange hat verkneifen müssen.
    »Schreib’s auf«, sagt er.
    »Hab ich alles hier drin«, sagt Alfredo und tippt sich an die Stirn. »Wohlverwahrt im Tresor.«
    »Schreib’s auf.«
    Während Winston hochgeht, um Papier und Stift zu holen, setzt Billy Fitzgerald sein komplettes Monatsgeld (140 Dollar) auf den Pitbull. Marc wettet 145 auf Diana. Billy erhöht den Einsatz auf 150. Wie ein Auktionator zeigt Alfredo mit dem Finger auf Marc, aber der ist nicht bereit, mehr zu setzen. Billy bläst den Brustkorb auf, siegesgewiss. Paulie Guns setzt die gesamten Drogenerlöse der letzten Nacht (64 Dollar, das meiste davon Fünf-Dollar-Scheine) auf den Batista-Hund. Einmal Pitbull, immer Pitbull, erklärt er. Diejenigen, die einer legalen Arbeit nachgehen – David bei Footlocker, Jossie bei RadioShack, Virgin Light als Thekenlakai in einem schwulen Nachtclub in Manhattan und Jonas als Klosettmanager in der Carnegie Hall – setzen substantielle Teile ihres Gehalts oder, in Jonas’ Fall, die 40 Dollar Trinkgeld, die gestern Nacht in seinem Körbchen gelandet sind. Niemand weiß, wovon Jeff Hernandez lebt – er behauptet, Theaterschauspieler zu sein, ausgerechnet –, aber er setzt 200 Dollar auf den Pitbull. Alex und Bam-Bam setzen 300 auf den eigenen Hund. Wow! Alfredo zieht beim Zählen ihres Geldes eine richtige Show ab. K-Lo wirft einen 50-Dollar-Schein in den Schuhkarton und wieselt dann zurück zu seinem Posten an der Leiter. Tariq wettet nicht. Auch Max nicht. Aber Baka. Er ist der Letzte in der Schlange und setzt 150 Dollar auf den Hund der Batistas.
    »War mir sicher, du würdest gegen mich wetten«, sagt Alfredo.
    »Ich mir auch«, sagt Baka.
    Noch ist Winston nicht mit dem Papier zurück. Nicht, dass Alfredo es brauchen würde. Laut rezitiert er jeden Einsatz aus dem Kopf und erhält im Gegenzug Zustimmung in Form von Kopfnicken oder Äußerungen wie Mmh oder Korrekt. Als er durch ist, streift er einen Bowlingschuh ab und zieht hundert Dollar aus seiner Socke. Er lässt das Geld in den Karton fallen. Bloß der Form halber. Zumindest so aussehen, als würde er wetten, sollte es schon. Auch bloß der Form halber – da er die Gesamtsumme ja bereits kennt –, zählt er das Geld durch.
    Insgesamt setzen die Männer im Keller 1784 Dollar. Sie setzen 1064 Dollar auf den Pitbull und siebenhundertzwanzig auf Diana. Zehn Prozent davon behält, wie beim Glücksspiel üblich, die Bank. Alfredo zählt 178 Dollar ab und reicht sie Max Marshmallow. (Du machst Witze, sagt Max.) Alfredo lässt die Meute wissen, dass es weder Handicaps noch feste Quoten gebe. Was gesetzt wurde, gilt. Hat einer 100 Dollar in den Karton geworfen und sein Hund gewinnt, gewinnt er 190 Dollar. Da wären sie wieder, die zehn Prozent. Die Ironie des Ganzen, die Alfredo

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