Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prinzen von Queens - Roman

Die Prinzen von Queens - Roman

Titel: Die Prinzen von Queens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
Vom Netzwerk:
lauter Zittern zu zerfallen. »Ich lebe nach Dem Buch, und Das Buch sagt darüber rein gar nichts.«
    »Wie auch immer«, sagt Baka. Er wendet sich Alfredo zu. »Deine Clownstruppe wird langsam unruhig. Die wollen mal ’n paar Wetten abschließen.«
    »Über ein Hundeverbot steht nichts im Buch«, sagt Tariq. Mit der Hand streicht er über die Vorderbeine des Pitbulls. »Du denkst, du wüsstest Bescheid, aber du weißt nichts. Ich weiß Bescheid. Darüber steht überhaupt nichts drin.«
    »Mit dir red ich doch gar nicht mehr«, sagt Baka. »Bücher? Wer gibt denn einen feuchten Dreck auf Bücher?« Er zieht eine Geldklammer aus der Hosentasche und wedelt damit unter Alfredos Nase herum. »Ich rede von Wetten, Fredo. Ich will spielen. Aber wenn du den Scheiß hier noch weiter rauszögerst, werden die Leute sich entweder verpissen oder dir die Bude komplett abfackeln.«
    Alfredo könnte natürlich gleich zur Polizei gehen. Alle Mann hiergeblieben. Bin in nullkommanichts wieder zurück. Er würde die Treppe hochlaufen, die Tariq gerade heruntergekommen war. Einmal tief Luft holen, die Eingangstür aufdrücken und losrennen, den Kopf gesenkt, mit den Fäusten pumpend wie ein erster Schlagmann, der den Wurf auf jeden Fall erwischen will. In diesen hellrot-ockerfarbenen Bowlingschuhen würde er den Impala möglicherweise erreichen, bevor Mike Shifrin ihn erwischt. Falls Shifrin überhaupt da ist. Falls die Bullen überhaupt noch da draußen sind! Und wenn ja, falls sie ihn noch nicht abgeschrieben haben, würde er den Kopf durch das offene Fenster des Impala stecken und die Nachricht überbringen. Der Hund ist da und gehört euch. Viel Glück. Und vergesst nicht, ein paar Leute zu verhaften. Vielleicht würde er einen der Bullen bitten, wahrscheinlich den Puerto, ihn nach Hause zu begleiten. Und – falls es ihm nichts ausmacht – am nächsten Tag mal nach ihm zu gucken. Hey, wieso ihn nicht gleich als Leibwächter rund um die Uhr anstellen? Er würde neben Alfredo herlaufen, wenn er Taxi fährt, und sich dann und wann vor eine Kugel schmeißen. Auch wenn Alfredo dem Bullen natürlich kein ordentliches Gehalt zahlen könnte, würde er ihm doch zumindest ein Sonnenbrille kaufen, die nach was aussieht, ein paar dunkle Anzüge bei der Heilsarmee besorgen, vielleicht sogar einen dieser Ohrstöpsel mit der Fusili-Kabelage. Falls der nicht zu teuer ist. O Mann, wenn er doch bloß Geld hätte. Dann würde er Winston nichts schulden und Baka nicht, würde nicht bei seinen Eltern leben und hätte auch keine fünfzig Pillen Ecstasy gestohlen, weil er einfach losmarschiert wäre und welche gekauft hätte. Wenn er bloß Geld hätte, wäre er niemandem an die Gurgel gegangen. Curtis würde noch leben. Und Alfredo wäre zu Hause, im Bett mit Isabel, und würde Ich wünschte spielen. Es ist so ungerecht. Er hatte heute Abend zweihundert Dollar mitgebracht, aber nach Abzug der Kosten für all die überteuerten Dutches und Biere und Schokoriegel und Drake’s Kuchen und Little Debbies und Bananenchips hat er nur noch einen Hunni übrig. Und selbst das ist immer noch mehr, als er sonst jemals dabeihat. Und immer noch weniger als das, was alle anderen haben. In den Hosentaschen einiger der Arschgeigen um ihn herum kann Alfredo fette Brieftaschen erkennen. Und wo keine Brieftaschen zu erkennen sind, vermutet er Geldklammern, so wie die von Baka, prallvoll mit Scheinen. Und das soll gerecht sein? Das ganze Geld in diesem Keller reicht, um Christian Louis jedes Jahr seines Lebens zum Geburtstag eine Torte zu kaufen, und selbst dann ist noch genug übrig für die große Sause: ein Kino anmieten oder eine Rollschuhbahn, eine Party mit Zauberer oder einem Clown, eine Party bei McDonald’s in deren Mega-Bällebox, ein Ausflug in den Streichelzoo, wo ein sanftzüngiges Lama dem überwältigten Christian Louis Körner aus den Händchen lecken würde. So säh das aus. Würde es hart auf hart kommen, gäbe es zumindest das. Würde Alfredo etwas passieren, hätte der kleine Mann zumindest genug Torten, um am Geburtstag richtig reinzuhauen.
    Baka schnippst vor Alfredos Gesicht mit den Fingern. »Wo willst du denn hin?«, sagt er. »Mit wem soll ich reden, wenn du einfach auscheckst?« Er dreht den Kopf zu Tariq. »Mit dem?«
    Tariq lächelt friedlich, aber Alfredo weiß, dass er, wenn Baka auch nur noch ein Wort sagt, die Leine loslässt und dann war’s das: die Hölle bricht los. Wenn Marc und Billy sich wegen verschüttetem Bier und verschrammter

Weitere Kostenlose Bücher