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Die Prinzen von Queens - Roman

Die Prinzen von Queens - Roman

Titel: Die Prinzen von Queens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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Allah ist die Nummer eins, klar. Ich hab die Drogen eingeschmissen und dann gebetet. Ja. Stimmt.« Er umfasst mit einer Hand die Schnauze des Pitbulls, und jetzt, wo nur noch der Schäferhund bellt, kann Alfredo viel besser verstehen, was sein Bruder sagt. »Verstößt gegen die Regeln. Drogen. Sind streng verboten. Das Buch spricht von Rauschmitteln. Das Buch sagt, sie seien ein Gräuel, Satans Werk.«
    »Anzunehmen«, sagt Alfredo. »Hat dich jemand hier reinkommen sehen?«
    »Bin durch die Gassen, um von hinten an den Laden zu kommen. Genau wie du gesagt hast. Den Schlüssel hab ich genau an der Stelle gefunden, wo Papi ihn immer hingelegt hat. Unten an diesen Blumentopf geklebt. Damit sich seine Nutten selbst reinlassen konnten. Warst du wahrscheinlich noch zu jung für.« Auf seinem Gesicht liegt jetzt ein entrücktes Lächeln, als erinnerte er sich an eine Party, zu der Alfredo nicht eingeladen war. »Jetzt frag ich dich mal was, Dito. Wieso hast du eigentlich kein T-Shirt an?«
    Alfredo sieht an seiner Brust herab, sieht sich, wie sein Bruder ihn sehen muss. Seine Rippen stehen vor, als habe er kürzlich einen geöffneten Regenschirm verschluckt. Die Nippel sind rosa und beschämend klein, stehen nah beieinander auf seiner Brust, die eigentlich zu einem vorpubertären Jungen viel besser passen würde. Haare sind keine zu sehen, bis auf einen schmalen Pfad, der aus seiner Boxershort heraus zum Nabel führt, der nach innen gestülpt ist, anders als der von Isabel, nach der er unbedingt fragen will – Geht es ihr gut? Hat sie geschlafen, als du los bist? –, aber er hat Angst, ihren Namen laut auszusprechen. Es gäbe Tariq die Erlaubnis, ihn ebenfalls auszusprechen, und in seinem Mund würde der Name direkt verfaulen. Alfredo verschränkt die Arme vor der Brust, um seine freiliegenden Brustwarzen zu verdecken, und vielleicht interpretiert der Pitbull das als Zeichen von Aggression, vielleicht ist er aber auch schlichtweg böse, jedenfalls wirft er Tariq ab und schießt auf Alfredos Taille zu. Tariq reißt an der Leine. Die Zähne des Hundes prallen mit einem Klicken gegen Alfredos Gürtelschnalle.
    »Sieh dir an, wie stark er ist«, sagt Tariq, während er den Hund zu sich heranzieht. »Du musst dich hinhocken«, erklärt er Alfredo. »Du musst dich seiner Größe anpassen. Zeig ihm die Handflächen.« Tariq streckt beide Hände aus, als würde er die heilige Kommunion empfangen. Die Leine gibt einige Zentimeter nach. »Zeig einem Hund, dass du dich nicht verteidigen kannst, und er wird dich ewig lieben.«
    »Wie viel X hast du genommen?«
    »Hab die ganze Nacht gebetet. Weißt du, was mir klar geworden ist? Nur Allah ist perfekt. Ich selbst? Ich kämpf mich irgendwie einen krummen Weg entlang, versuch mich zu bessern, reiner zu werden, aber ich weiß nicht… Schwer zu erklären.« Die Leine schneidet ihm in die Hand, kappt die Blutzirkulation. Seine Fingerspitzen werden weiß. »Fühlt sich einerseits irgendwie so an, als wär ich schon ein Stück vorangekommen, dann aber wieder, als ob’s das schon für mich gewesen wäre. So nach dem Motto: Nicht in diesem Leben. Verstehst du? Irgendwie so, als wär in mir was kaputt, was man auch nicht mehr reparieren kann. Vielleicht kann ich mich gar nicht bessern.«
    »Was hast du getan?«
    »Geh in die Hocke«, sagt Tariq. »Zeig dem Fiffi die Hände, und guck, wie er reagiert.«
    Baka geht zu den Brüdern, die gekrümmt dahocken, stellt sich breitbeinig vor ihnen auf, seine Finger zucken nervös oberhalb der Hüften, als wäre er ein Wildwest-Revolverheld. »Hände hoch«, befiehlt er Tariq. »Hoch damit, hoch damit – du dreckige, dreckige Ratte.«
    »Hast du den Russen dabei?«, sagt Tariq.
    »Siehst du?«, sagt Baka. »Genau das meine ich. Kein ›Hey, Baka, alte Säge! Alles senkrecht? Was geht ab? Derbes Outfit. Wo komm ich denn an so was ran?‹ Nettigkeiten, Jose, Tariq – wie zum Henker du auch immer heißt. Nettigkeiten sorgen dafür, dass die Welt sich weiterdreht. Unterscheidet uns von den Tieren.« Er nimmt den Nylonärmel seines Trainingsanzugs zwischen Daumen und Zeigefinger. »Bei Sports Authority übrigens. Ich bin Großabnehmer, also sagt Bescheid, wenn ihr einen braucht. Und hey, wo wir gerade von Tieren sprechen, kannst mich gern korrigieren, aber ich dachte, Moslems dürften gar keine Hunde als Haustiere halten.«
    »Davon weiß ich nichts«, sagt Tariq schnell. Er greift nach dem Hundehalsband, als wollte er seine Hände davor bewahren, vor

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