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Die Prinzen von Queens - Roman

Die Prinzen von Queens - Roman

Titel: Die Prinzen von Queens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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nicht. Wozu die Mühe? Seine Sehnsucht nach Vergebung übersteigt die weltweit verfügbaren Ressourcen bei Weitem.

Teil 3
13
Aus dem Archiv der Stadt New York
1. Name des Kindes
Vorname
Christian
weitere Vornamen
Louis
Nachname
Batista
2. Geschlecht
männlich
2a. Anzahl der Geburten
1
3a. Geburts-datum
14. 08. 2002
3b. Uhrzeit
19:07 Uhr
4a. Geburtsort
4a. New York City/Stadteil
Queens
4b. Name der Einrichtung
Elmhurst Hospital Center
4c. Art der Einrichtung
Krankenhaus
5a. Mädchenname der Mutter
Isabel Maritza Guerrero
5b. Geburtstag der Mutter
18. 10. 1982
5c. Geburtsort der Mutter (Stadt, Bundesstaat oder Land)
Queens, NY
6. Wohnsitz der Mutter
a. Staat
b. Bezirk
New York Queens
6c. Stadt,
Gemeinde oder Ortsteil
Corona
6d. Straße, Hausnummer und Postleitzahl
34-51 107th Street, 11368
7a. Name des Vaters
Alfredo Victor Batista
7b. Geburtstag des Vaters
14. 01. 1983
7c. Geburtsort des Vaters (Stadt, Bundesstaat oder Land)
Queens, NY
8a. Bei der Geburt anwesend
Dr. V. Mukherjee
8b. Hiermit bestätige ich, dass das Kind lebend am angegebenen Ort, Datum und zum angegebenen Zeitpunkt geboren wurde
Zusätze oder Änderungen
(Grund)
(Datum)
(beurkundender Beamte)
Unterschrift
unterschrieben von:
Bridget Goodman
Anschrift:
79-01 Broadway, Elmhurst, NY 11373
Datum der Unterschrift:
    Personenstandsregister Amt für Gesundheit und Psychohygiene New York

14
Die Geburtstagsparty
    Isabel öffnet den Küchenschrank und schaut nach »ihr«. Um sicherzugehen, dass sie noch da ist. Sicher zum dreimillionsten Mal heute. Schaut zwanghaft nach »ihr«, wie ein Reisender Hosentaschen und Gürteltasche nach den vier vertrauten Ecken des Reisepasses absucht. Wie schon vor zehn Minuten funkelt sie in ihrer Verpackung, versteckt hinter der Backmischung für Pancakes. Hat sich nicht vom Fleck gerührt. Ist trotz der Bullenhitze in der Wohnung nicht geschmolzen. Es ist eine gute. Stabiler Stand, langer viktorianischer Hals, kleiner schwarzer Docht, der oben herausschaut. Sieht aus wie in Vanillezuckerguss, getunkt und mit Regenbogen-Streuseln gesprenkelt. Sieht essbar aus, gefährlich essbar. Wenn Isabel sie angezündet hat, wird sie darauf achten müssen, dass Christian Louis nicht danach grapscht und sie sich in den Mund steckt. Weiß Gott, versuchen wird er’s.
    Als Isabel die eine gekauft hatte, hatte die Dame an der Kasse gerufen »Gott, wie aufregend. Wie doch die Zeit vergeht, finden Sie nicht?«
    Genau die Frage hat Isabel heute früh Alfredo gestellt. Sie lag mit dem Baby auf der Luftmatratze – bitte langsam mal merken: dem Kleinkind –, während Alfredo vor dem Spiegel stand und sich für die Arbeit fertig machte.
    »Wie doch die Zeit vergeht, findest du nicht?«
    Statt zu antworten, haute Alfredo gegen die Wand hinter ihr. Als er sie zurückzog, war Blut an seiner Hand, die Wand mit einem roten Halbmond beschmiert.
    »Verschandel doch nicht die ganzen Wände«, hatte Isabel gesagt.
    »Wenn du den ganzen Tag lang von den Scheißmücken totgestochen werden willst, bitte.«
    Christian Louis bekam eine Haarsträhne von Isabel zu fassen und steckte sie sich in den Mund. Das Feuermal auf seiner Wange schien rot zu pulsieren, so wie immer morgens. »Ein Jahr schon«, sagte Isabel und sah ihren Sohn an. »Kaum zu glauben. Kannst du das glauben?«
    »Nein«, sagte Alfredo. Er faltete seinen lindgrünen Schlips zusammen und versenkte ihn in der Hemdtasche. Es war einer zum Anstecken, Teil seiner Uniform, und Alfredo würde sich eher die Hände abhacken, als sich damit in der Subway zu zeigen. Er zog die Ärmel seines Hemds gerade und zupfte an seiner Polyesterhose. »Kann ich nicht. Kann ich nicht glauben.«
    »Gut siehst du aus«, sagte Isabel.
    W ährend sie »sie« anschaut, versucht Christian Louis, unter die Spüle zu krabbeln. Er steckt den Kopf zwischen den Beinen seiner Mama durch und rüttelt an den Schranktüren, deren Griffe mit Gewebeband zusammengeklebt sind. Wenn Isabel an ihre giftigen Putzmittel muss – bei Christian Louis’ Tischmanieren und Alfredos Blutfehde mit den Mücken also permanent –, muss sie jedes Mal das Klebeband mit einem Messer aufschlitzen und danach wieder zusammenkleben. Was nicht so gravierend ist. Der Vizepräsident hatte dazu geraten, im großen Stil Klebeband zu bunkern, also hatten sie jede Menge Rollen gekauft. Kommt ihnen fast schon wieder zum Arsch raus. Die Steckdosen über der Sockelleiste sind mit Gewebeklebeband verklebt. Sogar die Fenster haben sie damit verschlossen, was im sechsten

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