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Die Prinzen von Queens - Roman

Die Prinzen von Queens - Roman

Titel: Die Prinzen von Queens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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Küche zu begeben. Isabel ist bereits dort. Lizette zieht den protestierenden Winston am Handgelenk mit, und hinter ihnen her rollt Jose und beschwert sich über die idiotische Essenszeit. Abgesehen vom Pitbull bleiben nur Tariq und Alfredo im Wohnzimmer zurück. Sie stehen zu beiden Seiten des Durchgangs zur Küche, dort, wo der Teppich in Linoleum übergeht.
    »Nach dir«, sagt Tariq.
    Alfredo streckt die Hand aus und zieht einen langen, durchsichtigen Plastikstreifen von Tariqs Jeans. Auf dem Streifen steht »Rocawear«, dazu, über die gesamte Länge des Streifens, die Hosengröße – »34 x 30«. An der Klebeseite des Streifens hängen blaue Jeans-Fussel.
    »Ups«, sagt Alfredo. »Wolltest du das dranlassen?«
    »Hab ich gar nicht gemerkt.« Sein Gesicht bekommt etwas Weiches, Friedfertiges – ein Ausdruck, den Alfredo als gefährlich wiedererkennt. Tariq drückt seinem Bruder die Schulter. »Falls du’s nicht mitbekommen haben solltest. War ne Weile weg. Keine Ahnung, was so läuft. Dachte, die Schildchen an der Jeans zu lassen wäre vielleicht das neue Ding.«
    »Nein«, sagt Alfredo. »Negativ.«
    M it beträchtlicher Enttäuschung stellt Lizette fest, dass sie auf die Tostones verzichten und stattdessen normale Bananen servieren muss. Gestern hat sie ein paar schöne reife im Laden besorgt. Sie wird sie schälen und für jeden erreichbar zwischen den Tellern platzieren. Die Tostones hätten dem eher breiigen Essen eine schön krosse Komponente hinzugefügt, aber was soll man machen? Für Tostones bleibt ihr nicht genug Zeit. Sie müsste die Kochbananen entblättern, sie in Scheiben schneiden, braten, eintunken, nochmals braten, sie mit Papiertüchern trockentupfen und mit Salz bestreuen. Sie stünde die ganze Zeit am Herd, der Familie den Rücken zugekehrt wie eine Vertretungslehrerin, die Zahlenfolgen an die Tafel schreibt und unruhig ist wegen der Papier-und-Spucke-Kügelchen, weitergereichter Zettelchen und auf Krawall gebürsteter kleiner Jungs. Lizette schält reife Bananen anstelle von Kochbananen, und ihr ist klar, dass dem Essen schon jetzt ein Makel anhaftet. Die Sache geht bereits den Bach runter.
    »Hier steht der Tisch jetzt?«, sagt Tariq. »Mitten in der Küche?«
    Jose bugsiert sich selbstständig ans Kopfende. Rechts von ihm sitzt Isabel und rechts von ihr Alfredo, beide auf ihren gewohnten Plätzen, wo sie, falls nötig, heimlich Händchen halten können. Winston sitzt Alfredo gegenüber. Er plumpst schwer auf den Stuhl, als wäre er nach einem langen Tag voller Drogen und Street Fighter II vollkommen erschöpft. Da der Platz am anderen Ende Mama vorbehalten ist, ist nur noch ein Stuhl frei. Ohne Murren nimmt Tariq links neben seinem Vater, Isabel gegenüber Platz.
    Lizette erledigt die letzten Handgriffe. Sie gießt den Rote-Bohnen-Eintopf in den Topf mit Reis und Huhn und vermengt alles mit Hilfe eines großen Holzlöffels. Es macht ihr Spaß, alles zu vermischen, die einzelnen Zutaten miteinander vertraut zu machen, bevor sie die lange dunkle Reise durch die Verdauungstrakte ihrer Familie antreten. Sie stellt den Topf in die Mitte des Tisches auf die Post . Hitze und Feuchtigkeit wellen das Foto auf der Titelseite: die angeschwollene, schuldige Büßer-Visage des katholischen Erzbischofs von New York. Seine Exzellenz würde möglicherweise sogar keinen Einspruch gegen den brodelnden Topf auf seinem Gesicht erheben, wäre er tatsächlich in der Küche und könnte das Oregano, den gehackten Koriander und die zarten Paprikastückchen riechen. Zu ihrer großen Freude saugen alle um den Tisch herum den Duft genüsslich durch die Nase ein. Niemand sagt etwas. Reihum bedienen sich alle, bis auf den zu ewigem Sitzen verdammten Jose, dem Alfredo auftut und den Teller weiterreicht.
    »Hey, Isabel«, flüstert Jose. »Interessierst du dich für das Baseball-Spiel?«
    »Machst du Witze?«
    »Na ja, was ich sagen will, falls es dich eh nicht interessiert, wie wär’s, wenn wir die Plätze tauschen? Weil, also – von deinem Platz aus kannst du direkt ins Wohnzimmer gucken.«
    Lizette, deren Gehör beinahe unheimlich ist, ganz besonders, wenn Jose flüstert, sagt: »Das hier ist keine Bar, weißt du? Man setzt sich nicht einfach hin und guckt ein Spiel im Fernsehen. Man setzt sich hin und isst sein Abendessen.«
    Wie um das zu demonstrieren, schiebt sich Winston eine vollbeladene Gabel ins Gesicht. Reiskörner – ein fortwährendes Problem für ihn – kleckern ihm aus dem Mund und bleiben am Kinn

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