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Die Prinzen von Queens - Roman

Die Prinzen von Queens - Roman

Titel: Die Prinzen von Queens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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Schlafzimmer deines Vaters.«
    Alfredo lächelt wieder, weniger strahlend diesmal, ein Lächeln ohne Zähne. Er nimmt Isabels Hand, die sich überraschend warm anfühlt. Wärme fließt aus ihrem Körper in seinen. Er wendet sich in Richtung Wohnzimmer, zieht Isabel mit und will gleichzeitig etwas Lässiges, Beruhigendes sagen, etwas, das Mut macht, aber er sagt nichts. Er wird abgelenkt. Seine Mutter kreischt.
    » K eine Angst!«, sagt Tariq. Ein Hund – ein Pitbull! – springt auf Alfredos Mutter los. Die Ellbogen ausgestellt, sucht Jose Sr. rollend das Weite und kracht in den Wohnzimmertisch, schmeißt dabei eine Vase mit Lilien um. Blumen verteilen sich auf dem Boden. Der Hund macht erneut einen Satz, und Tariq reißt an der Leine. Die Vorderläufe des Hundes heben vom Teppich ab, dreschen ins Leere. Lizette weicht nicht zurück, weil ihr offensichtlich noch nicht klar ist, dass das angebracht wäre. Sie hält die Hände hoch, die Finger gespreizt, und wirkt wie betäubt – eine gesetzestreue Bürgerin, die auf einmal, unerklärlicherweise verhaftet wird. Isabel hält sich den Bauch. In einer Ecke des Wohnzimmers, hinter der Wohnungstür, steht Winston – Winston? – und schaut zu Boden. Hat die Arme um sich geschlungen. Wasser tropft aus der Blumenvase auf den Teppich. Der Hund knurrt Lizette an.
    »Nimm die Hände runter«, erklärt Tariq seiner Mutter. »Du machst ihn nervös.«
    Alfredo schnappt sich einen Plüschpapagei vom Beistelltisch und schmeißt ihn per Unterhandwurf – à la Winston – in das Spektakel. Wie ein übereifriger Fänger beim Baseball versucht der Hund, ihn noch in der Luft zu schnappen, aber er klappt das Maul zu schnell zu und verfehlt ihn. Der Papagei prallt von seiner getüpfelten Schnauze ab und hoppelt über den Boden. Der Hund jagt ihm nach und legt eine Pfote auf das hakennasige Vogelgesicht. Wie in Trauer senkt er den Schädel über dem Papageienkörper, und reißt ihm dann den Bauch auf. Die Füllung zerstiebt in weißen Fetzen.
    »So verziehst du ihn«, erklärt Tariq Alfredo. Der Hund kaut auf dem Pagagei herum, und als Tariq ihm den Vogel wegnehmen will, hat er plötzlich einen Flügel in der Hand.
    »Gott im Himmel«, sagt Lizette. Ihr Gesicht glüht rot, die Stirn glänzt. Sie blickt, vorbei an den Pagageien, die dort an Schnüren herabhängen, nach oben zu der rissigen Decke, von der sich eine teefarbene Blase aus Verputz ablöst.
    Tariq kniet sich hin und ringt dem Pitbull den Papagei ab. Die feuchte Hundenase ist komplett mit der baumwollenen Füllung beflockt. Er leckt Tariq übers Gesicht. Tariq drückt ihn an sich, pustet ihm in die Augen und krault ihn hinter den Ohren. Während der Hund sich dreht und windet, spielerisch nach seinen Ohrläppchen schnappt, befestigt Tariq die Leine an einem Sofabein. Beide machen den Anschein, als lachten sie, als würden sie sich über irgendeinen Insiderwitz amüsieren.
    »Hi, Winston«, sagt Alfredo.
    »Hallo.«
    »Ich hab schon gedacht, du bist tot.«
    »Nee«, sagt Winston, und es klingt fast so, als täte es ihm leid, ihn zu enttäuschen. »Ähm … aber mein Akku ist alle.« Er greift nach dem Handy in seiner Hosentasche – als brauche er einen Beleg, als müsste er einem Richter ein Beweisstück präsentieren –, aber Alfredo winkt ab. Für solchen Käse ist jetzt keine Zeit. Das Wohnzimmer pulsiert nur so vor Lärm, und Alfredo müht sich, alles gleichzeitig mitzukriegen: das Knurren des Hundes, das Gebrüll des Mets-Spiels, Jose, wie er Tariq steckt, dass Mama keine Hunde im Haus haben will, und Isabel – wo ist Isabel? –, die in der Küchentür steht, schweigt, mit niemandem spricht.
    Lizette packt Tariq am Kinn. Die Finger zur Klaue gebogen, führt sie ihn von Jose und dem Hund weg. »Baby, was ist denn mit deinem Gesicht passiert?«, fragt sie, hört sich dabei weniger besorgt als verärgert an, so als gehörte das Gesicht ihres Sohnes nicht ihm, sondern sei etwas, das sie ihm geliehen hat und jetzt, Jahre später – nun seht euch das an! – mit einem tiefen Schnitt mittendrin zurückbekommt. »Hat der Hund dir das Gesicht so verunstaltet, Baby?«
    Tariq legt den Arm um sie. Einen Moment lang versucht sie, sich der Umarmung zu entziehen – kämpft, reckt sich, um einen genauen Blick auf die Wange ihres Babys werfen zu können –, aber schließlich erschlafft sie. Zu lange hat sie darauf gewartet. Sie legt den Kopf an seine Brust.
    Über die Schulter seiner Mutter hinweg beobachtet Tariq Isabel, die noch

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