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Die Prinzessin auf der Erbse

Die Prinzessin auf der Erbse

Titel: Die Prinzessin auf der Erbse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Jansen
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hatte gebadet und nichts weiter angezogen als einen samtenen Morgenmantel, der so schwarz war wie seine Haare. Barfuß stand er mitten in seinem Schlafgemach und stellte sich vor, dass Prinzessin Riana bald in seinem Bett liegen würde.
    „Ich muss daran denken, sie Marie zu nennen“, murmelte er. Indem er vorgab, ihre Tarnung zu glauben, brauchte er sich keine Gedanken mehr darüber zu machen, dass es eigentlich seine Pflicht wäre, sie zurück an den Hof ihres Vaters zu schicken.
    Er würde sie gern fragen, wieso sie davongelaufen war. Aber jetzt gab es Wichtigeres. Er musste dafür sorgen, dass sie ihm nicht auch noch davonlief, durfte nicht zu forsch sein, aber auch nicht zu behutsam. Sie mit sicherer Hand anfassen, auch im übertragenen Sinne. Das schien sie zu brauchen.
    Im Moment überwog bei ihr die Unsicherheit. Es war gewagt gewesen, sie aufzufordern, sich zu entkleiden. Er hätte vollstes Verständnis gehabt, wenn sie aufgesprungen wäre und ihn geohrfeigt hätte. Doch sie hatte sich gefügt, und wenn er sich nicht allzu sehr irrte, gar nicht so ungern.
    Der Gedanke, diese unerfahrene, unschuldige Frau gleich in seinen Armen zu halten, ihren von Männerhand noch unberührten Körper zu spüren und auszuloten, wie weit er gehen konnte, erregte ihn über alle Maßen.
    Er schenkte aus einem Tonkrug Wein in einen Becher und nahm einen tiefen Schluck. Wieder wanderte sein Blick zum Bett. Er musste verhindern, dass sie davonlief, so wie heute Morgen am See, als er ihr ein unüberlegtes Kompliment gemacht hatte. Ihre Kehrseite war aber auch wirklich zum Anbeißen gewesen, als sie sich gebückt hatte. Das goldene Vlies ihrer Schamhaare hatte verführerisch zwischen den Schenkeln hindurchgeschimmert.
    Nein, sie würde heute Nacht nicht davonlaufen können, er wusste schon, wie er dafür sorgen würde.
    Prinz Richard leerte den Becher, ging zur Tür und bat den dort wartenden Lakaien, Marie zu holen.
    Es waren nur wenige Schritte, die Riana über den Gang machen musste, und doch hätte sie sich gern an dem Lakaien festgehalten, der vor ihr herging und die Tür aufhielt. Ihre Beine drohten beständig einzuknicken.
    Der Raum war groß und wurde beherrscht von einem riesigen Bett mit einem Baldachin, der von gedrechselten Säulen gehalten wurde. Durch hohe Fenster an zwei Seiten des Raumes fiel mildes Abendlicht herein. Prinz Richard wartete, nur in einen Morgenmantel gehüllt, an einem kleinen Tisch, auf dem ein Weinkrug und zwei Becher standen. Er schenkte beide Becher voll, nahm sie auf und kam ihr entgegen. „Magst du etwas Wein?“
    Riana zuckte zusammen, als der Lakai hinter ihr die Tür schloss. Sie streckte die Hand aus, um den Becher zu ergreifen, bemerkte, wie offensichtlich ihre Finger zitterten, und ließ die Hand wieder sinken. Er kam näher, so nah, dass er ihr den Becher an die Lippen setzen konnte und ihr einige Tropfen einflößte. Sie genoss den Geschmack, der so ungewohnt süß und voll war, nachdem sie lange Zeit nur Quellwasser getrunken hatte. Sie griff mit beiden Händen nach dem Becher und ließ einen zweiten, längeren Schluck folgen. Etwas Wein rann ihr Kinn hinab. Der Prinz wischte es mit dem Daumen weg und leckte ihn dann ab.
    „Danke“, sagte Riana und reichte ihm den Becher zurück. „Ich sollte nicht zu viel trinken, sonst werde ich berauscht.“ Schon jetzt merkte sie, dass sich ein Hauch von Leichtigkeit in ihr ausbreitete. „Ich bin nicht mehr daran gewöhnt.“
    Er nahm ihren Becher und stellte ihn zusammen mit dem anderen auf den Tisch. „Sag einfach, wenn du wieder etwas trinken möchtest.“
    Riana nickte. Er schien sehr darauf bedacht zu sein, ihr die Scheu zu nehmen.
    Er zog einen der beiden Stühle heraus, die am Tisch standen, setzte sich und schlug die Beine übereinander. Riana erhaschte einen Blick auf seine behaarten Schienbeine und die gepflegten Füße.
    „Entkleide dich.“
    Riana zog den anderen Stuhl heran, schlüpfte aus den Pantoffeln und stellte sie ordentlich unter den Stuhl. Sie stellte sich vor, sie wäre daheim und würde sich zur Nacht ausziehen. Keinesfalls durfte sie daran denken, wer sie gerade ansah, sonst würde sie sich so ungeschickt anstellen wie am See. Sie zupfte die Schleifen auf, ließ das Kleid wie einen Vorhang an sich hinabfallen, stieg einen Fuß nach dem anderen heraus, hob den dünnen Stoff auf und legte ihn ordentlich über die Stuhllehne, hinter der sie stehen blieb, die Hände darauf gestützt. Im Moment konnte Richard nur ihren

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