Die Prinzessin
diesem Ge schäft werden keine Koffer und dergleichen verkauft!«
Aria fand die Einwände höchst ermüdend. »Dann besorgen Sie es eben! Und ich möchte, daß Sie die Kleider vorsichtig in Seidenpapier einwickeln!« befahl Aria. Diese Amerikaner schienen wirklich überhaupt keine Ahnung von irgend etwas zu haben!
Die Frau schoß eilig aus der Kabine und flüsterte Mavis etwas ins Ohr, die daraufhin losrannte. Sie wandte sich an J. T.: »Es wird noch eine Weile dauern, da wir noch einige Änderungen vornehmen müssen.«
J. T. stand auf und sagte bestimmt: »Wir haben keine Zeit. Ich muß in einigen Stunden wieder in Key West sein. Welche Kleidergröße trägt sie?«
»Sechs. Sie hat eine wirklich perfekte Figur, doch die Kleider sitzen nicht richtig«, antwortete die Verkäuferin diplomatisch.
»Dann packen Sie alle Kleider in Größe sechs zusammen.«
Die Augen der Frau wurden groß. »Aber das wird einiges kosten, außerdem muß ich Bezugsscheine für die Kleider vorweisen.«
J. T. nahm das Banknotenbündel aus der Tasche und zählte einen Hundertdollarschein nach dem anderen auf den Tisch. »Vielleicht könnten Sie den staatlichen Stellen melden, daß alle Kleider in Größe sechs Schäden hatten und ersetzt werden mußten ... Glauben Sie mir, kein Hahn wird danach krähen!«
Die Frau blickte fassungslos auf das Geld. »Sie braucht noch Schuhe«, sagte sie heiser.
J. T. legte noch ein paar Hunderter auf den Tisch.
»Und Handschuhe, Strümpfe und natürlich Unterwäsche. Außerdem führen wir noch Modeschmuck ...«
J. T. hörte auf, Scheine hinzublättern. »Prinzessin!« schrie er so laut, daß Bill fast vom Stuhl fiel. »Willst du Schmuck?«
»Ich brauche Smaragde und ein paar Rubine — die aber nur, wenn sie tiefrot sind. Außerdem natürlich Diamanten und Perlen!«
J. T. blinzelte der Direktrice zu: »Ich glaube nicht, daß sie von Modeschmuck spricht, Sie?«
»Wir haben sehr schöne Diamantohrringe.«
J. T. legte noch ein paar Hunderter dazu. »Die nimmt sie auch.«
In diesem Moment erschien Mavis in der Tür. Hinter ihr ging ein schwerbepackter, schläfriger Mann, der weiße Lederkoffer auf den Boden stellte. Die Verkäuferin eilte wieder an Arias Seite. »Sie sehen wundervoll aus, gnädiges Fräulein.«
Aria betrachtete sich wohlgefällig im Spiegel. Sie gefiel sich auch. Nur ihr Haar — es sah so entsetzlich provinziell aus!
»Ihr gutaussehender junger Mann wird bereits ungeduldig.«
»Er ist nicht >mein junger Mann<, und gutaussehend finde ich ihn schon gar nicht«, erwiderte Aria, während sie die Nähte ihrer Strümpfe inspizierte. »Tragen alle Frauen in Amerika so kurze Kleider?« Die Angestellte antwortete nicht, sondern starrte Aria nur fassungslos an.
»Sie halten ihn nicht für einen gutaussehenden Mann?« fragte sie schließlich.
Zum ersten Mal kam Aria zu Bewußtsein, daß sie Lieutenant Montgomery noch nie richtig angeschaut hatte. Behutsam schob sie den Vorhang der Kabine ein wenig zur Seite und spähte nach draußen.
Er saß auf einem winzigen Goldstühlchen. Seine langen, überraschend muskulösen Beine waren ausgestreckt, seine Hände steckten in den Hosentaschen. Er war breitschultrig, schmalhüftig und hatte keinen Bauch. Sein dunkles Haar war kurzgeschnitten, und große blaue Augen funkelten unter langen Wimpern. Die Nase war schmal, die Lippen perfekt geschnitten.
Aria drehte sich wieder zum Spiegel. »Ich glaube, dieser Hut paßt zu dem Kleid.«
»Jawohl, gnädiges Fräulein. Nun, ist er gutaussehend?«
»Das grüne Seidenkleid können Sie auch einpacken, und die Strümpfe natürlich!«
»Sehr wohl, gnädiges Fräulein.« Die Frau eilte aus der Kabine, ohne eine Antwort auf ihre Frage erhalten zu haben.
Als sie allein war, lächelte sich Aria zufrieden im Spiegel an. Sie war tagelang mit einem wirklich wunderbar aussehenden Mann allein auf einer Insel gewesen — und sie hatte ihn sich noch nicht einmal genau angeschaut!
»Prinzessin, wir müssen gehen. Der Zug fährt in einer Stunde ab, und wir müssen dich noch zum Bahnhof bringen«, rief. T. ärgerlich.
Aria schloß für einen Moment die Augen, um sich zu beruhigen, und verließ die Umkleidekabine. »Gutaussehend, pah!<, dachte sie. Der Teufel war auch gutaussehend, sagten die Leute, und jetzt wußte sie, daß sie recht hatten.
Bill pfiff leise, als sie den Verkaufsraum betrat. Aria schauderte über diese gewöhnliche Art, ein Kompliment zu machen.
Natürlich sagte J. T. nichts. Er ergriff ihren Arm
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