Die Prinzessin
Sie wollte wissen, wie Sie angezogen waren, ob Sie eine Krone getragen haben und so.« Er hielt inne. »Aber — das waren dann ja gar nicht Sie!«
Aria schenkte ihm den Schatten eines Lächelns. »Vielleicht werde ich Ihrer Frau eines Tages eine Audienz gewähren.«
Bill sah J. T. mit weitaufgerissenen Augen an. »Meint sie das ernst?«
»Nun ja — mehr oder weniger schon. Wir müssen aber erst mal herausfinden, was wir jetzt unternehmen können.«
Aria dachte über das Problem nach. »Sie müssen mich sofort zu Vertretern Ihrer Regierung bringen. Ich werde dort berichten, was geschehen ist, und diese Schwindlerin muß entfernt werden.«
»Aber woher sollen sie wissen, welche die richtige Prinzessin ist?« fragte J. T. so nachsichtig, als ob er mit einem kleinen Kind spräche.
»Sie werden es ihnen sagen! Schließlich sind Sie Amerikaner.«
»Aber ich bin doch nur ein Bürgerlicher — das hast du selbst gesagt!« erwiderte J. T. ärgerlich.
»Ich habe gelernt, daß alle Amerikaner gleiche Rechte haben«, schoß Aria zurück. »In Ihrem Land ist jeder Bürger ein König.«
»Du —«, begann J. T.
»Wart eine Minute«, unterbrach ihn Bill schnell. »Könnten wir das Problem auch ohne Streit lösen?«
J. T. sah Aria an. »Kennst du vielleicht ein paar hohe Tiere in Washington? Generäle? Senatoren?«
»Ja, General Brooks hielt sich vor einiger Zeit eine Weile in Lankonien auf, um meinen Großvater von der Notwendigkeit meiner Reise zu überzeugen. Es wird meinem Großvater nicht gefallen, daß —«
»Ihr Großvater ist König«, wandte sich J. T. erklärend an Bill. »Dann ist alles klar. Wir müssen unbedingt nach Washington zu General Brooks.«
Aria straffte sich. »Wir können uns sofort auf den Weg machen. Sobald ich meine Kleider habe, kann die Reise losgehen. Oh ...« Sie brach ab, weil ihr bewußt wurde, welch ungeheuerliche Situation da auf sie zukam — weder ihre Kleider noch ihre Zofen waren für sie erreichbar. Sogar der Rückweg nach Lankonien war ihr versperrt. »Sah die andere Frau wirklich so aus wie ich?« flüsterte sie.
»Also, wenn ich’s mir recht überlege, dann war sie nicht halb so schön wie Sie«, sagte Bill und verzog den Mund zu einem anerkennenden Grinsen.
J. T. schenkte Bill einen verächtlichen Blick und sagte kühl: »Hör auf zu turteln! Das Wichtigste ist, daß wir das Vanadium für Amerika retten. Ich könnte mir vorstellen, daß dieser ganze Schwindel nur inszeniert wurde, damit unsere Gegner an das Zeug rankommen.«
»Vanadium?« fragte Bill verständnislos.
»Das ist ein Metall, mit dessen Hilfe man Stahl härter machen kann«, erklärte J. T. ungeduldig. Dann musterte er Aria mit kritischen Blick. »Solange du so aussiehst, können wir dich keinem General vorführen . . .« Er überlegte kurz. »Bill, meinst du, daß wir es mit diesem Boot bis nach Miami schaffen?«
»Miami? Wir werden Stunden brauchen!«
»Mehr Zeit haben wir auch nicht. Wir werden ihr dort Kleider kaufen, sie dann in den Zug nach Washington setzen, und das ist alles. Damit wäre unsere Aufgabe erledigt.«
»Aber sie ist doch fremd in diesem Land. Sollte sie nicht jemand begleiten?«
»Es ist Krieg! Wir müssen beide morgen früh um neun zum Dienst erscheinen — pünktlich! Wenn du in Kriegszeiten nicht pünktlich erscheinst, wirst du nicht bloß ein paar Tage eingebuchtet - dann wirst du wegen unerlaubten Entfernens von der Truppe; an die Wand gestellt! Glaub mir, sie wird sich schon zurechtfinden. Und sobald sie bei General Brooks ist, ist sowieso alles in Ordnung. Außerdem — ich würde sie auf keinen Fall begleiten!« J. T. wandte sich ab und ging auf den Pfad zu. »Wir packen, und dann gehen wir einkaufen!«
Bill lächelte Aria unsicher zu und lief dann hinter seinem Freund her. »J. T., du bist komplett verrückt! Wir erreichen Miami frühestens um Mitternacht! Außerdem - es ist Sonntag! Da haben die Geschäfte nicht geöffnet. Wovon willst du die Kleider denn bezahlen, he? Sie kann doch nicht gut bei Woolworth einkaufen! Ach, und dann gibt es doch noch so et was wie Bezugsscheine für Kleider! Bring sie doch lieber selbst zur Regierung! Die wird schon wissen, was zu tun ist!«
»Nein«, erwiderte J. T. bestimmt.
»Ich wette, daß du mir keinen vernünftigen Grund für dein Verhalten nennen kannst. Schließlich hänge ich jetzt auch mit drin!«
J. T. drehte sich zu ihm herum und erklärte: »Irgendwer in Key West hat versucht, sie zu töten. Wenn sie sich jetzt vor die
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