Die Prinzessin
und zog sie zur Tür.
Sie entwand sich seinem Griff auf eine Art, die einige Übung in dieser Tätigkeit verriet, und setzte sich. »Ich werde nicht reisen, solange mein Haar aussieht wie ein Besen«, verkündete sie entschlossen.
»Du tust jetzt, was man dir sagt, du undankbares ...«
Die Direktrice schaltete sich ein: »Wenn ich mir erlauben dürfte...«, sagte sie, zog einen Kamm aus der Tasche und begann Aria geschickt zu frisieren.
Aria betrachtete das Ereignis in einem Handspiegel. Sie sah jetzt wenigstens ordentlich aus — aber furchtbar altmodisch.
J. T. nahm ihr den Spiegel aus der Hand. »Du kannst dich im Zug bewundern, solange du Lust hast. Komm jetzt. Zwei Taxis stehen draußen. Eins für uns, das andere für dein ganzes Gepäck!«
Während er sie zum Taxi zog, kam die Direktrice aus dem Laden gelaufen und überreichte Aria eine Flasche Parfüm. »Für Sie«, sagte sie. »Viel Glück!«
Aria reichte ihr die Hand zum Kuß. Die Frau ergriff die Fingerspitzen und knickste verlegen.
J. T. wollte sie wieder drängen, doch Bill schob sich zwischen die beiden und sagte höflich: »Ihr Wagen wartet, Königliche Hoheit.«
Aria schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln und stieg ins Taxi. Bill folgte ihr.
»Ich wünschte, ich könnte meiner Frau das alles erzählen«, seufzte er ergriffen, als sie davonfuhren. »Was würde sie staunen, wenn ich ihr berichten könnte, daß ich eine echte Prinzessin getroffen habe.«
»Vielleicht besuchen Sie mich einmal in Lankonien«, bot Aria ihm an. »Mein Haus steht Ihnen immer offen.«
»Haus? Ja wohnen Sie denn nicht in einem Palast?« Seine Stimme schwankte vor Enttäuschung.
»Mein Haus ist dreihundert Jahre alt und hat zweihundertsechs Zimmer.«
»Das ist ein Palast«, meinte Bill selig und lächelte zufrieden.
Aria schmunzelte über sein kindliches Entzücken und nahm sich vor, zu Ehren von Bill und Dolly in Lankonien die »Krone von Araton« zu tragen. Dieses Geschmeide bildete die Fassung für einen Rubin von der Größe eines Hühnereis.
»Wenn ihr beiden endlich damit fertig seid, euch irgendwas über Paläste und Häuser zu erzählen, dann könnten wir endlich das Geschäftliche hinter uns bringen«, fuhr J. T. böse dazwischen. »Hier, Prinzessin. Ist für Dich.« Er hielt ihr ein Bündel grüner Scheine hin.
»Was ist das?« fragte sie verwundert.
»Geld«, bellte er.
Aria wandte sich verächtlich ab. »Ich pflege mich nicht mit Geld zu befassen.«
»Eine wirkliche Prinzessin!« seufzte Bill beeindruckt.
J.’T. beugte sich über seinen Freund, griff nach der hochmodischen, kleinen Handtasche auf Arias Schoß, die nur ein elegant gesäumtes Ziertaschentuch enthielt, und sagte barsch: »Also ich verstaue das Geld jetzt hier drin! Wenn du nach Washington kommst, nimmst du dir einen Träger, der dein Gepäck befördert. Dem gibst du diese Note — hier die, auf der »eins« geschrieben steht. Nicht eine von den Noten, auf denen noch Nullen stehen! Hast du verstanden? Er soll dich zu einem Taxi bringen, das dich zum >Waverley Hotel < fährt. Dem Taxifahrer gibst du einen Fünfer. Im Hotel fragst du nach Leon Catton. Wenn dieser Herr nicht da ist, sollen sie ihn rufen. Erzähl ihm, daß du eine Freundin von Amanda Montgomery bist!«
»Ich kenne niemanden, der diesen Namen trägt.«
»Nein, aber du kennst mich, und Amanda Montgomery ist meine Mutter. Wenn du nicht ihren Namen nennst, wirst du kein Zimmer kriegen. Leon hält immer eine Suite für unvorhergesehene Notfälle frei, aber nenne den Namen meiner Mutter, sonst bekommst du sie nicht! Außerdem wird dein Verhalten und dein Gepäck genug Aufmerksamkeit erregen, denke ich. Ach ja, das hätte ich bald vergessen.« Er nahm eine kleine Schachtel aus der Tasche und gab sie ihr.
Sie öffnete neugierig das Päckchen und fand zwei Diamantohrringe darin, von denen jeder mit fünf kleinen Steinen besetzt war. >Keine sehr gute Qualität, aber, na ja, besser als nichts«, dachte sie und befestigte den Schmuck an ihren Ohrläppchen.
»Sagst du niemals >danke<« fragte J. T.
»Ich werde das Vanadium an Amerika verkaufen«, erwiderte sie und blickte stur geradeaus.
»Ich muß schon sagen, das ist wirklich eine ganz besondere Art, zu danken«, meinte Bill.
»Wenn sie je in ihr Land zurückkehrt! Wenn sie unsere Regierung überzeugen kann, daß da eine Doppelgängerin an ihrer Stelle eingesetzt wurde! Wenn sie ...«
Bill klopfte begütigend Arias Hand. Sie erstarrte. »Keine Angst. Jeder Dummkopf sieht,
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