Die Prinzessin
habe es gleich gewußt!«
»Oui — Ja, ich spreche Französisch.«
J. T. zog sie wortlos aus der Bar. Erst als sie im Wagen saßen, fing er an zu schimpfen. »Du kannst einfach nicht gehorchen! Ich tue mein Bestes, um dir amerikanische Sitten beizubringen, aber du rennst weg und führst dich auf wie ein Flittchen!«
»Nicht wie Heather«, sagte sie sehr leise, denn es war nicht für seine Ohren bestimmt.
Doch er hatte es sehr wohl verstanden. »Laß meine Freundinnen aus dem Spiel! Und mich bitte auch. Ich bin Amerikaner. Du bist eine amerikanische Ehefrau. Du bist kein leichtes Mädchen, das in Drugstores sitzt und sich von fremden Männern ansprechen läßt! Demnächst benimmst du dich bitte wie eine anständige Frau. Als Prinzessin solltest du eigentlich wissen, wie sich eine Dame zu verhalten hat. Eine amerikanische Frau bleibt stets Dame. Sie respektiert ihren Mann und gehorcht ihm, aber das wolltest du ja nicht einmal während unserer verrückten Trauung zugestehen.«
»Ach, daran erinnerst du dich! Aber mein Name ist dir entfallen.«
Er beachtete ihren Einwurf nicht. »Die amerikanische Ehefrau unterstützt ihren Mann, so gut sie kann. Sie hört ihm zu, sie lernt von ihm, sie ...«
In diesem Ton ging es weiter, und Aria begann, sich allmählich zu fühlen, als ob das kurze Abenteuer im Drugstore sie zu einer Kurtisane gemacht hatte.
In ihrem Hotelzimmer wartete ein Riesenstapel Geschichtsbücher auf sie.
»Ich habe sie kommen lassen«, erklärte J. T. >>Es sind alles Lehrbücher, und am Ende jedes Kapitels stehen Fragen. Immer wenn du einen Teil gelesen hast, werde ich dich prüfen. Fang schon damit an, während ich dusche.«
»Fang schon damit an, während ich dusche«, äffte ihn Aria nach und wollte die Bücher schon gegen die Badezimmertür werfen, als ihr Blick auf die Schlagzeile der Zeitung fiel: »Lankoniens Kronprinzessin besucht am Montag New York.«
»Lankonien«, sagte sie sich selbst. »Lankonien ist das einzige, was zählt. Ich muß lernen, Amerikanerin zu sein, damit mir die Regierung hilft, wieder auf den Thron zu gelangen.« Sie öffnete das erste Lehrbuch und fing an zu lesen.
J. T. kam gerade in Unterhosen aus dem Badezimmer, als das Telefon klingelte. Er antwortete seinem Gesprächspartner in einem Ton, den Aria noch nie von ihm gehört hatte. »Nein, Baby, ich bin dir nicht böse.«
Aria sah von ihrem Buch auf. Er stand mit dem Rücken zu ihr, und sie fand den Anblick durchaus nicht unangenehm. Er war wirklich gutgebaut.
»Ja, natürlich komme ich hier weg«, fuhr er fort. »Nach einem so anstrengenden Tag habe ich ein bißchen Erholung verdient.« J. T. drehte sich zu Aria um, die sich sofort wieder in ihr Buch vertiefte. »Nein, nein, es ist überhaupt kein Problem. Ich treffe dich dann in einer halben Stunde in der Hotelhalle.«
Aria sagte kein Wort, als er in das Schlafzimmer ging, sich eine blaue Uniform anzog, frisch rasierte und mit After Shave besprühte.
»Ich gehe ein bißchen aus. Du hast ja genug zu tun. Ruf den Zimmerservice an und bestell dir was zu essen. Warte nicht auf mich, es könnte spät werden.« Damit verließ er die Suite.
Ihre Mutter hatte ihr gesagt, daß man als Ehefrau Seitensprünge ertragen müßte. Aber sie hatte Aria nicht erzählt, wie man sich dabei fühlte! Aria ging zum Fenster und sah, wie J. T. das Hotel am Arm der pummeligen Heather verließ. Er küßte sie sogar!
Aria wandte sich ab und ballte die Hände zu Fäusten. Das sollte er ihr büßen!
Sie rief den Zimmerservice an und bestellte Kaviar, getrüffelte Gänseleberpastete, Champagner und Austern. »Und schicken Sie mir bitte ein paar amerikanische Zeitschriften.«
»Was für welche wollen Sie denn?« fragte die gelangweilte Stimme am anderen Ende. »Filmzeitschriften, Heftromane?«
»Von allem etwas, bitte. Außerdem möchte ich noch eine Cola, nein, besser zwei und ... Whiskey.«
Einen Augenblick lang herrschte Stille. »Was hielten Sie denn von Cola mit Rum?« fragte die Frau vorsichtig.
»Ja, das klingt gut.« Aria legte auf.
Das Essen kam zusammen mit einem Stapel der seltsamsten Illustrierten, die Aria je gesehen hatte. Sie las, während sie aß, während sie badete, und nachdem sie in einem züchtigen Nachthemd in ihr Bett geklettert war. J. T. konnte ja auf der Couch schlafen! Der Gedanke an ihn machte sie wütend und traurig zugleich. Gierig verschlang sie eine Reportage mit der Überschrift: »Mein Mann betrügt mich mit einer anderen Frau.«
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