Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Prinzessin

Titel: Die Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
länger geworden. Er sah aus wie ein Seeräuber.
    »Es ist also wahr«, sagte er leise und sah sie aus müden Augen an. »Ich hatte gehofft, es wäre alles nur ein böser Traum gewesen.«
    Sie erhob sich elegant, ohne sich anmerken zu lassen, daß ihre Glieder steif waren.
    »Wegen letzter Nacht — «, begann er.
    Sie beachtete ihn nicht, sondern wollte an ihm vorbei zum Badezimmer.
    Er ergriff ihren Arm und zwang sie, ihm ins Gesicht zu sehen. »Vielleicht war ich etwas grob zu dir. Weißt du, man hatte mich tagelang wach gehalten, und als ich schließlich schlafen konnte, kam ein Telefonanruf von der Polizei...
    Sie blickte ihn kalt an.
    »Hast du das hier gestohlen?« fragte er mit tiefer, weicher Stimme und berührte ihre Schulter. »Es ist hübsch.«
    »Es ist nur ein — wie war noch der Ausdruck, den Sie benutzten? Ach ja — »verführerisches Fähnchen.« Sie wollte sich wegdrehen, doch er hielt sie am Négligé fest.
    »Hör mal, ich versuche dir zu erklären, daß es mir leid tut! Selbst wenn Rita Hayworth persönlich neben mir gelegen hätte, hätte ich sie nicht angerührt. Ich wollte deine Gefühle nicht verletzen.«
    »Das haben Sie keineswegs getan«, log Aria und streckte ihr Kinn vor. »Ich habe einfach die Lage falsch beurteilt — das ist alles. Wenn sie mich jetzt loslassen und mir gestatten, mich anzukleiden, wären wir vielleicht in der Lage, mit meinem Unterricht zu beginnen!«
    »Natürlich«, sagte er zornig. »Je eher wir es hinter uns bringen, desto früher kannst du in dein Königreich zurückkehren, und ich werde in der Lage sein, mein eigenes Leben zu führen.«
    Aria hätte die Badezimmertür am liebsten zugeknallt. Doch sie tat es nicht. Sie betrachtete sich im Spiegel. War sie so abstoßend? Vielleicht war ihr Nachthemd zu offenherzig gewesen, vielleicht sah sie ja auch nicht so frisch und sorglos aus, wie die hübschen Mädchen, die sie auf den Straßen gesehen hatte — aber war sie wirklich so wenig begehrenswert?
    Sie wählte ein raffiniert einfaches Modell von Mainbocher aus. Dazu passend drückte sie ein Schleierhütchen keß über die linke Augenbraue. Die Nähte an ihren Strümpfen brachten sie zwar fast zum Wahnsinn — sie wollten und wollten nicht gerade sitzen! —, doch auch dies schaffte sie schließlich.
    Lieutenant Montgomery lümmelte sich in einem Sessel, als sie erschien. »Endlich«, murrte er und sah sie kaum an, sondern verschwand gleich im Bad.
    Gleich nachdem sie die Hotelsuite verlassen hatten, begann er mit dem Unterricht. Er zeigte ihr, wie man einen Zimmerschlüssel benutzt und hielt ihr einen Vortrag über Restaurants und amerikanische Kellner. Während des Frühstücks kritisierte er sie pausenlos: Sie hielt die Gabel in der falschen Hand, sie sollte nicht alles mit Messer und Gabel zerteilen, sie mußte Rührei essen, obwohl sie weiche Eier bestellt hatte. Zwischen seinen demütigenden Ermahnungen brachte er ihr bei, was Münzgeld war. Er war schon fertig, als sie ihr Frühstück erst halb gegessen hatte.
    »Los, los. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit«, drängte er ungeduldig und scheuchte sie aus dem Stuhl. »Jeder Amerikaner sollte seine Hauptstadt kennen!«
    Er telefonierte, dann brachte er sie zu einer großen Limousine.
    Den ganzen Tag lang besichtigten sie ein Gebäude nach dem anderen. Es lief gewöhnlich so ab, daß J. T. sie hineinzerrte, ihr einen Vortrag über die geschichtliche Bedeutung hielt und dann mit langem Gesicht wartete, daß sie wieder in das Auto stieg. Im Wagen erzählte er ihr von amerikanischen Frauen, die für ihr Land gestorben waren und sich für ihre Männer geopfert hatten.
    »Was ist das?« fragte Aria, als er sie wieder einmal in das Auto schob. Sie hatten gerade das Denkmal eines Mannes namens Lincoln — der Name sagte Aria nichts — besichtigt.
    »Das ist ein Drugstore. Los, komm jetzt. Wir müssen noch ins Smithsonian Museum und die Kongreßbibliothek.«
    »Was trinken die Leute in diesem Drugstore?« bohrte Aria weiter.
    »Cola. Wir haben jetzt keine Zeit, Maulaffen feilzuhalten — wir müssen gehen!«
    Aria blickte sehnsuchtsvoll in den Drugstore, bis sie wieder losfuhren. Die Leute darin hatten so fröhlich ausgesehen, so lustig. Sie sehnte sich danach, etwas Angenehmes zu tun!.
    Im Smithsonian Museum trafen sie Heather, eine pummelige, kleine Blondine. Sie rief: »J. T. !« und fiel ihm um den Hals.
    Aria sah der ganzen Szene ziemlich teilnahmslos zu. Sie wunderte sich nur darüber, daß die Amerikaner

Weitere Kostenlose Bücher