Die Prinzessin
offensichtlich schamloses Verhalten in der Öffentlichkeit zu billigen schienen.
»J. T., Schätzchen, ich hab’ dich so vermißt! Wie lange bist du in der Stadt? Wir können heute abend ausgehen und danach in meine Wohnung. Was meinst du?«
»Baby, nichts, was ich lieber täte! Du weißt nicht, wie gut es mir tut, daß mich eine Frau mal wieder anlächelt! Die letzten Tage waren die reinste Hölle für mich.«
Nach diesen Worten marschierte Aria einfach los und hielt auch nicht an, als J. T. hinter ihr herrief: »Warte doch!«
Schließlich holte er sie ein und ergriff ihren Arm, mit der anderen Hand hielt er die kleine Blondine fest.
»J. T., wer ist das?« wollte Heather wissen.
»Das ist Prin ..., ich meine ...«, stammelte er und fragte dann Aria: »Wie heißt du noch mal?«
»Victoria Jura Aria Cilean Xenita.«
Nach einem Moment des Überlegens sagte J. T.: »Ja, richtig. Vicky. Und das ist Heather Addison.«
»Aria«, verbesserte sie ihn. »Meine Familie nennt mich Aria.«
Heather schaute J. T. mißtrauisch an. »Und wie nennst du sie?«
Aria lächelte honigsüß und sagte: »Meine Frau.«
Heather gab J. T. eine schallende Ohrfeige, drehte sich auf dem Absatz um und stolzierte davon.
»Bleib hier stehen«, befahl er Aria und rannte hinter Heather her.
Aria lachte. Zum ersten Mal seit Tagen war sie wirklich zufrieden. Dieser ekelhafte Mann hatte die Ohrfeige mehr als verdient! Sie entdeckte auf der anderen Straßenseite einen von diesen Drugstores. Sie wartete, bis die Ampel umsprang, dann ging sie über die Straße — genau so, wie J. T. es ihr beigebracht hatte. In dem Laden saßen junge Leute, Soldaten und ein paar Mädchen, die dicke Wollsocken und braunweiße Schuhe trugen. Alle saßen auf Barhockern.
Aria ließ sich auf einen solchen Stuhl gleiten.
»Was wünschen Sie?« fragte sie ein älterer Mann mit weißer Schürze.
Sie versuchte sich an den Namen des Getränks zu erinnern.
»Kohler?« lächelte sie hilflos.
»Was?«
Ein junger, gutaussehender Mann in einer blauen Uniform setzte sich neben sie. »Ich glaube, sie meint eine Cola.«
»Ja«, lächelte ihm Aria dankbar zu. »Eine Cola, bitte.«
»Wohnen Sie in dieser Gegend?« fragte der Mann freundlich.
»Ich lebe — ich wohne im Waverley Hotel.«
»Wie vornehm! Ich mache Ihnen einen Vorschlag — heute abend wollen ich und meine Freunde die Stadt unsicher machen. Wir gehen groß aus, na, und so weiter.«
»Ausgehen«, murmelte sie, das war doch das Wort, das Heather Addison benutzt hatte. Der Barmann servierte ihr das Glas Cola, und obwohl sie noch nie ein Getränk durch einen Strohhalm genossen hatte, schmeckte es ihr wundervoll.
»Was haben Sie gesagt?« fragte sie der Soldat.
Ein anderer Uniformierter trat neben sie und meinte: »Ein solches Klassemädchen geht doch nicht mit einem Lackaffen wie dir aus! Hör zu, Schätzchen, ich kenne ein paar Clubs, in denen wir bis zum Morgengrauen tanzen können und danach ...
Ein dritter Soldat schaltete sich ein. »Hör nicht auf diese Dummköpfe! Keiner von denen hat auch nur die blasseste Ahnung davon, wie man eine echte Dame behandelt. Ich kenne ein intimes Lokal, in dem....«
Er brach ab, als J. T. ihn zur Seite schob.
»Hau bloß ab, Mann. Wir haben sie zuerst entdeckt«, schimpfte einer der Soldaten.
»Du willst wohl, daß ich dir alle Zähne einschlage, was?« erwiderte J. T. unwirsch. »Ich habe diese Frau gestern geheiratet.«
»Sieht aber nicht so aus, als würdest du gut auf sie aufpassen!«
Aria hielt den Kopf über ihr Glas gebeugt und unterdrückte ein Lachen. Sie sah zu den Teenagern hinüber, die ihr vertraulich zuzwinkerten. Aria stellte fest, daß sie diese amerikanische Sitte mochte.
»Los!« drängte J. T. »Bloß raus hier!«
»Du solltest noch einen Augenblick warten! Ich muß noch meine Cola bezahlen.« Das »du« kam Aria auf einmal ganz selbstverständlich über die Lippen. Hier duzten sich alle, und sie sollte doch lernen, eine Amerikanerin zu sein.
»Das geht schon in Ordnung. Wir erledigen das«, riefen die drei Soldaten wie aus einem Mund.
»Nein, ich muß lernen, mit Geld umzugehen.« Entschlossen befreite sie sich aus J. T.’s Griff und fragte den Barmann, wieviel sie ihm schuldete. Dann öffnete sie ihre Handtasche und zog ihre Geldbörse heraus. »Das ist ein Fünfcentstück, nicht wahr?« sagte sie und hielt einen Vierteldollar hoch.
Die Männer halfen ihr eifrig, die richtige Münze zu finden.
»Sie sind Französin, nicht wahr? Ich
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