Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Prinzessin

Titel: Die Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
einer amerikanischen Familie sind alle Mitglieder gleichberechtigt. Die Verantwortungsbereiche sind klar abgesteckt — der Mann verdient das Geld, die Frau versorgt Haus und Kinder. Der Mann hat die Pflicht, dafür zu sorgen, daß es seiner Frau und den Kindern an nichts fehlt, deshalb geht er Tag für Tag zur Arbeit. Der Mann gibt viel und verlangt wenig als Gegenleistung ...« J. T. hielt inne und setzte sich bequemer hin. »Im Klartext gesprochen: Wir Männer schuften, während die Damen den ganzen Nachmittag Tee trinken.« Er lachte bitter. »Außerdem gehört auch noch der Kriegsdienst zu unseren Pflichten.«
    »Ich verstehe.« Aria nickte, aber sie verstand überhaupt nichts. »Wenn du sagst, daß die Frau das Haus versorgt — heißt das, sie repariert das Dach, wenn es undicht ist?«    
    »Aber nein, natürlich nicht. Sie holt natürlich einen Dachdecker. Sie hält das Haus sauber, putzt Fenster, kocht und so was. Aber die Frau repariert niemals das Dach!«
    »Die Frauen putzen die Fenster? Und was ist mit den Fußböden?«    
    »Die Frau putzt das ganze Haus. Das ist nun wirklich keine Affäre — es ist eben Hausarbeit. Jeder kann es machen — sogar eine Kronprinzessin.«
    »Du hast gesagt, daß die Hausfrau kocht... Stellt sie auch Speisepläne auf? Spült sie das Geschirr?«
    »Natürlich. Die amerikanische Hausfrau ist sehr vielseitig und unabhängig.«
    »Und was geschieht, wenn Gäste kommen? Kocht sie etwa für die Gäste? Aber bedienen — das ist nicht die Aufgabe der Hausfrau, oder?«
    »Ich habe dir doch bereits erklärt, daß sie das Haus besorgt. Das schließt die Hausgäste mit ein.«
    »Näht und stopft sie auch die Kleidung der Familie?«
    »Ja.«
    »Sorgt sie für die Kinder?«
    »Aber sicher!«
    »Wer hilft ihr, wenn sie Briefe schreiben oder Rechnungen bezahlen muß?«
    »Normalerweise gibt der Mann einen Teil seines Gehalts der Frau. Sie besorgt die Lebensmittel, und bezahlt die Rechnungen und alles, was die Kinder brauchen.«
    »Ich verstehe. Fährt sie auch Auto?«
    »Wie sonst würde sie zum Supermarkt kommen?«
    »Das ist höchst beeindruckend.«
    »Wieso beeindruckend?«
    »Also, wenn ich dich richtig verstanden habe, ist die amerikanische Hausfrau nicht nur Sekretärin, Chauffeur, Buchhalter, Zimmermädchen und Lebensmittellieferant, sondern auch: Butler, Empfangsdame, Schatzmeister, Zofe und Kinderschwester! Pflegt sie auch den Garten?«
    »Sie sorgt auch für den Garten, obwohl ihr der Mann — vorausgesetzt, er hat Zeit und Muße — oft dabei hilft.«
    »Eine einzige Frau ist Haushofmeister, Verwalter und Stallmeister, und trotz all dieser Pflichten hat sie auch noch Zeit genug, um die Nachmittage mit Teetrinken zu vertrödeln. Das finde ich wirklich beeindruckend!«
    »Könnten wir das Thema beenden? Es ist wirklich nicht so, wie du es jetzt darstellst.« J. T. war nun nicht mehr so freundlich.
    Doch Aria ließ sich nicht mehr bremsen. »Natürlich haben die Männer den Krieg begonnen, nicht wahr? Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß eine Frau es über sich brächte, Bomben auf die Kinder anderer Frauen zu werfen. Außerdem sind die Frauen ja auch viel zu beschäftigt, um solchen Unsinn zu machen — sie müssen Tee trinken, Hecken schneiden, spülen oder...«
    »Können wir jetzt bitte aufhören!«
    Aria nahm das Geschichtsbuch in die Hand, aber sie las nicht darin. Eine Amerikanerin zu sein schien viel schwieriger zu sein, als sie angenommen hatte.
    Nachdem das Flugzeug in Key West gelandet war, brachte sie ein Wagen zu einem kleinen, zweigeschossigen Haus, das neben einem Friedhof lag.
    J. T. öffnete das Holztor, von dem die Farbe abblätterte, und sagte erfreut: »Ich weiß nicht, wie die Navy es geschafft hat, uns dieses Haus zu besorgen! Es gibt nämlich eine lange Warteliste!«
    Aria war überhaupt nicht erfreut. Das Haus erschien ihr winzig — im Erdgeschoß gab es nur ein Wohn-Eßzimmer und eine kleine Küche sowie das Badezimmer, in dem eine große weiße Maschine stand. Über eine steile Treppe gelangte man schließlich ins Schlafzimmer. Die Möbel schienen ihr ziemlich altersschwach zu sein, und die blaßblauen Tapeten fanden auch nicht ihre Billigung.
    J. T. trug Arias Koffer hinauf, dann sagte er: »Ich fahre noch zum Stützpunkt. Pack deine Sachen aus und häng sie auf. Die Army hat mir versichert, daß alles Nötige vorhanden ist. Ich hoffe sehr, daß wir auch etwas zum Essen im Haus haben. Wenn du alles erledigt hast, kannst du dich wieder mit

Weitere Kostenlose Bücher