Die Prinzessin
Morgen wurde Aria von einem furchtbaren Geräusch geweckt, sie öffnete die Augen und sah Montgomery, der neben ihr lag und schnarchte! Sie hatte überhaupt nicht bemerkt, daß er zurückgekommen war.
Das Telefon klingelte, und da es an seiner Seite stand, wollte sie sich nicht über ihn beugen, um den Hörer abzunehmen., Nach dem sechsten Klingeln hob er ab.
»Ja, Montgomery.« Er lauschte einen Augenblick, dann drehte er sich um und sah Aria an. »Ja, sie ist hier bei mir. Ja, wir liegen im gleichen Bett, obwohl ich nicht weiß, was Sie das angeht.« Er hielt die Sprechmuschel mit der Hand zu und fragte: »Wie lange brauchst du, um dich für den Flug nach Key West fertigzumachen?«
»Sobald jemand meine Sachen gepackt hat —«, begann sie, doch J. T. winkte ab und sagte: »In einer Stunde. Ja, holen Sie uns in einer Stunde ab.«
Er legte auf, setzte sich hin. »Eine amerikanische Ehefrau packt ihre Koffer selbst, und die ihres Mannes auch. Fang schon mal an, während ich dusche.«
Aria dachte nicht daran, ihm zu gehorchen. Geruhsam ging sie zum Telefon, bestellte Frühstück und vertiefte sich in eine Illustrierte.
Ein paar Minuten später riß ihr J. T. die Zeitung aus der Hand. »Wo hast du denn diesen Mist her? Und warum bist du noch nicht angezogen? Die Hälfte der Koffer könnte schon gepackt sein! Jetzt hör mir mal gut zu, Prinzessin — wenn du lernen willst, wie eine Amerikanerin zu leben, solltest du dich mehr bemühen. Wie viele Bücher hast du bis jetzt durchgelesen?«
Genauso viele wie du! Wenn du denkst, daß ich deine Koffer packe, dann ...
Ein Klopfen an der Tür unterbrach sie. Der Zimmerkellner brachte das Frühstück für Aria. Als J. T. merkte, daß sie nichts für ihn bestellt hatte, wurde er fuchsteufelswild. Er warf ihr vor, gar nicht zu begreifen, was es hieß, einen Mann zu haben. Sie verteidigte sich damit, daß sie nichts für ihn bestellt hätte, weil sie nicht wüßte, was er haben wollte. J. T. wandte sich ab und meinte, daß er das Gefühl nicht loswürde, daß Aria überhaupt keine Lust hätte, etwas zu lernen oder ihrem Land zu helfen. Das brachte sie zum Schweigen, sie ging zum Telefon und bestellte ihm ein Frühstück.
Als es gebracht wurde, setzte er sich hin und aß, während sie versuchte die Koffer zu packen. Sie konnte es nicht verstehen: er aß — sie arbeitete.
»Warum tun die amerikanischen Frauen so etwas?« maulte sie. »Warum wehren sie sich nicht?«
»Bist du fertig?« fragte er ungeduldig. »Warum brauchen Frauen immer so lange, um sich anzuziehen?«
Sie starrte wütend auf seinen Rücken und hätte ihm am liebsten einen Koffer nachgeworfen. Ihre Mutter hatte sie zwar in gutem Benehmen unterrichtet — doch auf solche Situationen war sie nicht im geringsten vorbereitet worden!
»Trägt eine amerikanische Frau auch die Koffer?« fragte sie unschuldig.
»Wenn ihr Mann es wünscht, dann tut sie es«, erwiderte er, rief aber trotzdem Pagen, die Arias Koffer zum Wagen brachten. Sie flogen in einem Transportflugzeug nach Key West, und während der ganzen Reise >prüfte< J. T. Arias Wissen über die ersten Einwanderer und Christoph Kolumbus. Sie beantwortete alle Fragen korrekt, aber das schien ihn nicht sonderlich zu beeindrucken.
Als er gerade mit dem dritten Kapitel des Lehrbuches begann, schlief er ein, so daß sich Aria vergnügt wieder einem ihrer Filmmagazine zuwandte, das sie in das Geschichtsbuch gelegt hatte. Er hätte bestimmt nichts bemerkt, wenn sie nicht auch eingeschlafen und das Buch nicht mit lautem Knall von ihrem Schoß gefallen wäre.
»Was ist das?« verlangte J. T. zu wissen und rüttelte sie wach.
»Es ist entzückend, nicht wahr?« antwortete sie müde.
Zu ihrer maßlosen Überraschung entdeckte sie, daß J. T. lächelte. »Du solltest eigentlich etwas über die Geschichte Amerikas lernen«, meinte er nachsichtig. Der Motorlärm zwang sie dazu, ihre Köpfe dicht beieinander zu halten — sie hätten sonst kein Wort verstanden.
Aria fand, daß J. T. aus der Nähe noch besser aussah. »Gibt es nicht noch etwas anderes außer Geschichte?«
»Natürlich. Das Showbusineß hat einen hohen Stellenwert.« Er deutete auf ihre Filmillustrierte. »Aber das kennst du ja schon. Und natürlich das amerikanische Familienleben. Vielleicht kann ich dir erklären, wie es in einer Durchschnittsfamilie hierzulande zugeht.«
Aria nickte ihm erfreut zu. »O, ja, das würde ich sehr gerne hören!«
Er überlegte einen Augenblick, dann sagte er: »In
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