Die Prinzessin
den Büchern beschäftigen.« Er hielt einen Moment inne. Es schien, als ob er noch etwas sagen wollte, er überlegte es sich aber anders und verließ das Haus.
Aria trat auf den Balkon und blickte über den Friedhof.
»Hallo! Ist jemand zu Hause?« erklang eine Männerstimme aus dem Erdgeschoß.
»J. T.?« rief eine Frau.
»Seltsame Sitten!< dachte Aria. »Marschieren in Amerika alle Leute einfach in fremde Häuser?« Sie ging zur Treppe und sah hinunter. Dort standen drei Paare.
»Gütiger Himmel!« staunte einer der Männer. »Sind Sie J.T’s Herzensdame?«
Alle starrten jetzt zu ihr herauf. Aria mochte vielleicht unfähig sein, sich selbst anzuziehen oder mit Geld umzugehen — aber sie war eine untadelige Gastgeberin. »Hallo«, grüßte sie lächelnd und schwebte die Treppe hinunter.
»Prinzessin!« ertönte eine bekannte Stimme. Bill Frazier trat ein, dicht gefolgt von einer hübschen, blonden Frau. »Ich meine ...«, fuhr er verlegen fort.
»Ich bin —«, wollte Aria erklären, doch einer der Männer unterbrach sie lachend: »Prinzessin reicht. Es paßt zu Ihnen. Darf ich Ihnen J. T’s Freunde vorstellen? Wir sind nämlich gekommen, um Sie willkommen zu heißen.« Er stellte ihr Carl und Patty, Floyd und Gail, Larry und Bonnie vor. Bill machte sie mit seiner Frau Dolly bekannt. Außerdem war ein Junggeselle namens Mitch anwesend.
Mitch ergriff galant ihren Arm. »J. T. ist ein Dummkopf. Eine Schönheit wie Sie läßt man nicht allein.«
Die Frauen scharten sich um sie. »Wo haben Sie dieses Kleid gekauft?« fragte Patty. Sie hatten Töpfe und Einkaufstaschen mit Lebensmitteln dabei.
»Ist das Seide?« wollte Bonnie wissen. »Echte Seide?«
»Ich dachte, daß Sie erst heute angekommen sind. Wenn ich so ein Kleid auf dem Flug angehabt hätte — na, die Falten möchte ich nicht sehen!«
»Ach, ich würde sterben für ein Kleid wie dieses!«
Aria wünschte sich verzweifelt, daß diese Frauen sie mochten. Sie trugen hübsche geblümte Baumwollkleider und Sandalen. Alle hatten kurze Haare, was sie jung und frisch aussehen ließ. Aria kam sich in ihrem Seidenkleid und mit den langen, nach hinten gekämmten Haaren fremd und altmodisch vor. Eifrig überlegte sie, was sie tun könnte, um diesen Frauen eine Freude zu machen. Plötzlich fiel es ihr ein! »Lieutenant Montgomery hat mir ein paar Kleider geschenkt, die aber noch im Koffer sind. Vielleicht würden Sie sie gern ansehen?«
Schon im nächsten Augenblick schoben die Frauen sie die Treppe hinauf.
»Und was wird aus dem Abendessen?« rief ihnen einer der Männer hinterher.
Zehn Minuten später herrschte im Schlafzimmer ein wahres Chaos. Die Frauen zerrten Kleider aus Arias Koffern und hielten sie sich an. Aria lächelte, und bald war sie selbst eifrig dabei und hatte viel Spaß. Sie fragte Bonnie, ob sie wohl gern ein Kleid anprobieren würde, und sofort begannen auch die anderen Frauen damit, sich anzukleiden.
»Ich muß das unbedingt Larry zeigen«, meinte Bonnie, die gerade ein wundervolles rotes Abendkleid trug.
»Mit diesen Schuhen?« fragte Aria. »Außerdem passen Socken überhaupt nicht dazu. Hier, die Seidenstrümpfe würden Ihnen gut stehen!«
Bonnie blickte sehnsüchtig auf die Strümpfe, doch Aria gab sie ihr nicht, sondern versteckte sie hinter ihrem Rücken. »Sie bekommen sie erst, wenn sie eine Bedingung erfüllen!«
Die junge Frau zögerte — Arias bestimmte Art schüchterte sie ein wenig ein.
»Würden Sie mir wohl den Namen Ihres Friseurs verraten? Ich möchte mir nämlich das Haar so schneiden lassen wie Sie. Außerdem möchte ich noch wissen, wo man Kosmetika kaufen kann.«
Der Abend wurde zu einer wahren Modenschau. Die Frauen führten den Männern Arias Kleider und Kostüme vor. Dolly war zwar ein wenig zu mollig für die meisten Kleider, aber in einem schulterfreien Korsagenkleid bot sie einen wahrhaft atemberaubenden Anblick! Die Frauen lachten, die Männer klatschten Beifall, als sie die Treppe herunterschritt.
»Bill war richtig eifersüchtig«, sagte Dolly triumphierend, als sie wieder ins Schlafzimmer kam.
Von unten kam der Geruch von gegrilltem Fleisch herauf.
»J. T. kriegt keinen Hamburger mehr mit, wenn er nicht bald kommt«, meinte Gail. »Wo steckt er denn überhaupt?«
»Er ist zum Stützpunkt gefahren, um nach dem rechten zu sehen«, erwiderte Aria. »Steht mir diese Lippenstiftfarbe?«
Die Frauen waren schrecklich neugierig und wollten mehr über Aria und J. T. erfahren. Sie wußten nur, daß
Weitere Kostenlose Bücher