Die Prinzessin
Tag Eis essen werde«, flüsterte Aria trotzig, ging zu ihrem Bett und vertiefte sich in eine der Zeitschriften. Sie überlegte, welche Frisur ihr am besten gefiel.
»Ich will verdammt sein«, sagte Dolly Frazier und lehnte sich an das Kopfende ihres Bettes.
»Dolly! Mir gefällt nicht, daß du solche Ausdrücke verwendest«, murrte Bill und rollte sich unter der Decke zusammen.
»Und mir gefällt es nicht, daß du Geheimnisse vor mir hast!«
Bill wandte ihr sein Gesicht zu. »Ich hab’ nur gedacht, es wäre J. T’s Sache! Der Himmel helfe einem verheirateten Mann, der denkt, daß er ein Geheimnis vor seiner Frau haben kann!«
»Eine Prinzessin. Eine echte Prinzessin lebt hier in Key West, und ich hab’ sie getroffen! Hast du dir mal überlegt, daß sie eines Tages Königin wird? Und wenn J. T. mit ihr verheiratet bleibt, dann wird er vielleicht König. Dann kenne ich einen König und eine Königin!«
Bill drehte sich wieder weg. »J. T. will nicht König werden. Er hat mehr Geld als die meisten Könige dieser Welt! Er hat die Prinzessin nur geheiratet, um sie zu schützen und um ihr beizubringen, wie sich eine Amerikanerin benimmt. Sobald in Lankonien wieder alles klar ist, kommt er zurück, und die Ehe wird annulliert.«
»Sich benehmen wie eine Amerikanerin, ha! Hast du den Stapel Geschichtsbücher gesehen? Und die Art, wie er sie aufgefordert hat, ihn zu bedienen! Ich glaube viel eher, daß sich die beiden auf der Insel nicht besonders gut verstanden haben, und J. T. ist einfach wütend auf sie!«
»Er behauptet, sie wäre die reinste Plage, weil sie ihr ganzes Leben bedient worden ist und erwartet, daß man alle Dinge für sie erledigt. Sie hat sich nie allein angezogen, und er erzählt, daß sie von ihm verlangt, daß er zwei Schritte hinter ihr geht.«
»Davon habe ich nichts bemerkt!«
»Sie ist in Washington wegen Ladendiebstahls verhaftet worden. Sie wußte einfach nicht, daß man bezahlen muß, wenn man was einkauft! Außerdem hat sie einem Gepäckträger hundert Dollar Trinkgeld gegeben.«
»So. Und was hat J. T. getan? Hat ihr beigebracht, wie man Geld zählt, was?«
»Natürlich«, erwiderte Bill verwirrt. »Was hätte er denn sonst tun sollen?«
»Na, er hätte mit ihr einkaufen gehen können! Da lernt man am ehesten, mit Geld umzugehen.«
»Das hat er doch in Miami getan. Hat einen Haufen Geld für sie ausgegeben. Dolly, könnten wir jetzt ein bißchen schlafen?«
»Sicherlich denk’ nur noch ein bißchen nach. Was wäre, wenn sich J. T. in sie verliebt? Dann würde er sie nicht verlassen, sondern in Lankonien bleiben und König werden!«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ein Amerikaner König werden kann.«
»Natürlich kann er das. Wenn er mit einer Königin verheiratet ist, wird er König. Ich frage mich, ob Ethel ihren Schönheitssalon auch sonntags öffnet? Ich glaube, ich rufe sie gleich an und frage sie.«
»Dolly!!! Es ist zwei Uhr nachts«, protestierte Bill, aber Dolly sprang schon aus dem Bett.
»Das wird sie nicht stören. Wir werden die Prinzessin so hübsch herrichten, daß J. T. sie unwiderstehlich finden wird. Wenn sie dann nach Lankonien reisen, ist er so verschossen in sie, daß er sich lieber ’ner ganzen Armee entgegenstellen würde, als sie zu verlassen!«
Bill stöhnte und zog sich das Kissen über den Kopf. »Was habe ich da nur schon wieder angerichtet?«
9
»Steh auf«, sagte J. T. »Heute morgen wirst du lernen, wie ein Frühstück zubereitet wird.«
Widerstrebend schlug Aria die Augen auf. J. T. stand in seiner Khakiuniform am anderen Ende des Zimmers und schrie so laut, als ob sie kilometerweit entfernt wäre. Sie reckte sich. »Wie spät ist es?«
»Frühstückszeit. Jetzt steh endlich auf.«
»Bist du jeden Morgen so laut?« Sie lehnte sich in die Kissen. »Zu Hause bringt mir meine Zofe immer eine Kanne Tee ans Bett. Das ist ein viel schönerer Tagesbeginn.«
J. T. schwieg und schaute sie mit einem so angewiderten Gesichtsausdruck an, daß ihr die Röte in die Wangen schoß.
»Steh auf«, wiederholte er, dann drehte er sich auf dem Absatz um und ging nach unten.
Lächelnd wählte Aria ein Kleid aus Shantungseide, weil sie hoffte, daß dies für einen Besuch im Eissalon angemessen wäre.
J. T. saß im Wohnzimmer und las Zeitung. »Du hast aber lange gebraucht.« Er stand auf und ging in die Küche.
»Das ist eine Bratpfanne. Hier sind Eier und Butter. Tu etwas davon in die Pfanne, dann kommen die Eier hinein. Verdammt! Ich habe den Schinken
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