Die Prinzessin
vergessen. Hol ihn aus dem Eis!«
»Eis?«
Er schubste sie zur Seite und öffnete den Kühlschrank. »Das ist Schinken. Du mußt lernen, wie er gebraten wird, und in ein paar Tagen wirst du ihn selbst im Supermarkt einkaufen. Hol eine andere Pfanne aus dem Herd da unten und lege den Schinken hinein.«
Aria suchte lange, bevor sie die Pfanne fand. Der Herd war bedeckt mit dem Eierkarton, einem Brotlaib, einer Pfanne von gestern abend, Eierschalen und seltsamen Metallgeräten. Sie wollte sich Platz schaffen und schob die Eierpfanne mit der Hand zur Seite.
Das glühendheiße Metall verbrannte ihre Handfläche. Sie zog die Hand schnell zurück, gab aber keinen Laut von sich.
»Hast du den Schinken in die Pfanne gelegt?«
Sie versuchte es, aber es war sehr schwierig, da der Schmerz in der rechten Hand fast unerträglich war.
»Du kannst es wohl nicht ertragen, ihn mit der bloßen Hand anzufassen, was?« fragte J. T. ungehalten. »Du mußt beide Hände benutzen.«
Er ergriff ihre rechte Hand. Aria stöhnte leise. J. T. hielt inne und warf einen prüfenden Blick auf ihr blasses Gesicht. Er drehte ihre Handfläche nach oben und schaute sie sich an. Die Haut warf schon Blasen. Er klatschte ein Stück Butter auf die wunde Handfläche.
»Warum hast du keinen Ton gesagt? Das ist eine schwere Brandwunde!«
Aria schwieg, aber sie registrierte dankbar den kühlenden Effekt des Fettes.
»Zum Teufel!« stieß er hervor. »Bleib stehen und schau zu.« Während er das Frühstück zubereitete, schimpfte er leise vor sich hin. Als er seinen Teller auf den Tisch stellte, fluchte er, weil er bemerkte, daß Aria noch kein Frühstück hatte. Also briet er ihr ebenfalls Eier mit Schinken.
Schließlich saßen sie sich gegenüber und verzehrten die Mahlzeit in eisigem Schweigen.
>Wie trübe die Stimmung hier ist<, dachte Aria, >so ganz anders als das Frühstück mit Großvater und meiner Schwester. < Sie lächelte, als sie sich vorstellte, wie sehr ihr Großvater sich amüsieren würde, wenn sie ihm vom gestrigen Abend erzählte. Er würde bestimmt sehr über die absurden Sitten der Amerikaner lachen...
»Darf ich mitlachen?«
»Wie bitte?«
»Du hast gelacht, und ich habe mich gefragt, warum. Ich könnte auch eine Aufmunterung brauchen.«
»Eigentlich habe ich nur daran gedacht, wie ich meinem Großvater den gestrigen Abend beschreiben würde.«
»Und?«
Sie blickte auf ihren Teller. »Ich glaube, du fändest es nicht sehr lustig. Schließlich handelt es sich um deine Freunde.«
J. T’s Augen wurden schmal. »Ich möchte wissen, wie du meine Freunde deiner königlichen Familie geschildert hättest!«
Er sagte das so spöttisch, daß Aria sich nicht mehr darum kümmerte, was er denken könnte. Ihr Großvater hatte oft gesagt, daß Bürgerlichen jeder Sinn für Humor fehlte, weil sie sich selbst zu wichtig nähmen.
Arias Gesicht bekam sofort einen anderen Ausdruck, als sie den Mund ein wenig öffnete und den Kopf zur Seite neigte. »Bonnie, wo ist der Ketchup«, sagte sie mit einer Stimme, die einem hilflosen Jungen hätte gehören können. »Bonnie, ich möchte eine Tomate. Bonnie, wo steht die Mayonnaise? Bonnie, hast du mir keinen Apfelkuchen mitgebracht? Du weißt doch, wie sehr ich Apfelkuchen mag!«
J. T’s Augen weiteten sich erstaunt. »Das ist Larry, wie er leibt und lebt! Dolly sagt immer, ohne Bonnie würde er Hungers sterben.«
Arias Gesichtsausdruck verwandelte sich wieder. Dieses Mal klapperte sie ständig mit den Augenlidern. »Also, ich habe mich geradezu in dieses rote Kleid verliebt. Hier hast du, Schätzchen. Natürlich ist Rot nicht eigentlich meine Farbe. Aber als Kind hab’ ich oft Rot getragen. Du glaubst doch nicht etwa, daß mein Haar dafür zu dunkel ist? Hier rechts, Schätzchen. Vielleicht bin ich ja auch zu dick, für Rot. Ich habe seit meiner Hochzeit ein paar Pfund zugelegt. Möchtest du ein paar Zwiebeln, Schätzchen?«
J. T. lächelte. »Das ist Larrys Frau — Bonnie.«
Aria lächelte zurück und aß weiter.
»Kannst du auch Patty nachmachen?« fragte J. T. neugierig.
Arias Augen sprühten Funken, als sie die Gabel hinlegte und aufstand. Sie wandte J. T. den Rücken zu und imitierte perfekt den seltsamen Gang von Patty: Sie hielt die Knie zusammen und hatte die Arme wie Hühnerflügel angespreizt. Dazu redete sie in einem seltsam monotonen Singsang: »Carl, ich glaube, Ich sollte mir auch eine solche Lampe kaufen. Dieses gedämpfte Licht ist wirklich ein Segen für jeden Teint!«
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