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Die Prinzessin

Titel: Die Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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lange betrachtet, bevor er sie geweckt hatte.
    >Es ist nur ein Job, nichts weiter«, dachte er immer wieder. Er sollte ihr nur beibringen, sich wie eine Amerikanerin zu benehmen, und wenn alles erledigt war, würde er sie nie Wiedersehen. Allerdings nur dann, wenn er nicht an ihrer Person und schon gar nicht an ihrem Körper interessiert war. Er erinnerte sich noch gut daran, wie sie auf der Insel gebadet hatte. Für eine Prinzessin war sie ganz gut gebaut... Aber was dachte er da — sie könnte Miß Amerika werden, wenn sie wollte!
    Bis jetzt war es leicht gewesen, Abstand zu wahren. Sie schien so stolz zu sein, so unmenschlich und kalt. Aber heute morgen war sie so natürlich gewesen. Er mußte wieder lachen, als er an ihre Imitation von Pattys Gang dachte.
    >Was für eine seltsame Frau ist sie doch«, dachte er. >Sie ist so hilflos und gleichzeitig mutig wie ein Löwe.« Warum hatte sie eigentlich nichts gesagt, als sie sich die Hand verbrannt hatte? Und die schauderhaften, viel zu fetten Spiegeleier hatte sie gegessen, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Sie sind immer noch da, J. T.?«
    J. T. sprang sofort auf und salutierte zackig. Commander Davis grüßte lässig zurück. »Jawohl, Sir. Ich bin immer noch da.«
    »Ich habe gehört, daß sie frisch verheiratet sind.«
    »Ja, Sir, seit drei Tagen.«
    »Wieso sind Sie dann noch hier? Warum sind Sie nicht daheim bei Ihrer Frau?«
    »Ich wollte nur noch einmal die Pläne für das Radar überprüfen und die ...«
    Der Commander winkte ab. »Ich freue mich wirklich über Ihr Verantwortungsbewußtsein, aber es gibt noch andere Dinge im Leben als Arbeit — selbst in Kriegszeiten. Ich gebe Ihnen jetzt den dienstlichen Befehl, nach Hause zu fahren und den Rest des Tages Ihrer Frau zu widmen.«
    J. T. lächelte. »Jawohl, Sir. Ich werde diesem Befehl sofort Folge leisten!«
    Aria betrachtete fasziniert ihr Spiegelbild — die junge, hübsche Frau, die ihr entgegenblickte, war ihr absolut unbekannt. Sie strich über ihr Haar, das jetzt zu einem schulterlangen Pagenkopf geschnitten war. Anstelle ihres steifen Seidenkleides trug sie ein gelbweiß gemustertes Strandkleid aus Baumwolle, das Nacken, Schultern und Arme freiließ.
    »Nun«, fragte Dolly, »gefällt es Ihnen?«
    »Sehr, sehr gut«, stieß Aria hervor. Sie drehte sich. »Ich fühle mich so beschwingt, so, so ...«
    »Amerikanisch«, vollendete Dolly den Satz für sie.
    »Genau. Sehe ich wirklich aus wie eine Amerikanerin? Wie die Mädchen in den Drugstores?«
    »Mädchen in den Drugstores«, lachte Gail. »Sie sind so amerikanisch wie Coca-Cola!«
    »Meinen Sie, daß Mitch der gleichen Meinung ist?« fragte Aria, die immer noch glücklich ihr Spiegelbild anlachte.
    »Mitch? Aber J. T. ist doch —«, stotterte Bonnie.
    Aria verbesserte sich rasch. »Natürlich meinte ich J. T. Es ist nur, weil Mitch so viel lacht. Ich meine, J. T. lacht bestimmt auch manchmal, heute morgen zum Beispiel! Im allgemeinen aber...« Sie brach ab, weil sie merkte, daß die vier Frauen ihr wie gebannt zuhörten.
    Dolly brach als erste das Schweigen. »J. T. ist eigentlich sehr humorvoll. Aber im Moment hat er eine Menge Sorgen, und er trägt viel Verantwortung. Er wird schon wieder der Alte werden. Hey! Mädels, es ist Viertel nach drei! Wir machen uns jetzt besser auf die Socken, die Männer warten!«
    Bonnie, Gail und Patty gingen schon hinaus, und Dolly nahm Aria kurz beiseite. »J. T. ist ein sehr netter, lieber Kerl. Wirklich, das können Sie mir glauben. Alle ledigen und die Hälfte der verheirateten Frauen hier waren hinter ihm her!«
    Aria sagte ungläubig: »Wirklich? Vielleicht gibt es ja hier zu wenig alleinstehende Männer?«
    »In einem Marinestützpunkt gibt es während des Krieges haufenweise nette Junggesellen!« Dolly musterte Aria eingehend. »Er hat Sie nicht sehr gut behandelt, nicht wahr?«
    »Er ist mein Mann.« Aria wurde sich plötzlich bewußt, daß diese Amerikanerinnen irgend etwas an sich hatten, was sie immer wieder aus der Reserve lockte. »Er ist immer gut zu mir gewesen.«
    »Wenn Bill anfängt, >gut zu mir zu sein<, dann geht er bestimmt fremd! Aber jetzt sollten wir gehen.«
    Die Männer warteten schon ungeduldig. Die Art, wie Mitch Aria ansah, veranlaßte sie, den Kopf zu senken. Wie selbstverständlich nahm er ihren Arm und rückte ihr den Stuhl zurecht. Dann setzte er sich neben sie und legte den Arm besitzergreifend um ihre Stuhllehne.
    »Sie sehen umwerfend aus! Ich kann’s noch gar nicht fassen!«

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