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Die Probe (German Edition)

Die Probe (German Edition)

Titel: Die Probe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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fürchterliche Wahrheit urplötzlich in seinen Dickschädel drang. Sie steckte mit den beiden Gangstern unter einer Decke. Die Gangster, vor denen Lauren ihn gewarnt hatte! Er ließ sich kraftlos in den Sessel fallen. Kreidebleich, am ganzen Körper zitternd, stammelte er:
    »Was – wollen Sie? Ich habe kein Geld.«
    »Sie haben etwas viel besseres als Geld, eine Geldmaschine«, lachte der Smarte. Dann änderte sich sein Gesichtsausdruck unvermittelt. Ed zuckte unwillkürlich zurück, als er ihn böse anschnauzte: »Das Paket von Dr. Griffith, los, wir haben nicht ewig Zeit!«
    »Was – ich verstehe ...« Weiter kam er nicht, denn die flache Hand des Bullen klatschte ihm mit einer Wucht ins Gesicht, dass Blut aus der Nase zu fließen begann. Er krümmte sich winselnd zusammen. Es schmerzte, als hätte ihm jemand einen Backstein ins Gesicht geknallt.
    »Das Paket«, wiederholte der Smarte. »Sagen Sie uns einfach wo sie es versteckt haben, oder möchten Sie, dass wir Ihr schönes Haus auseinandernehmen, Stein um Stein?«
    »Es ist nicht hier«, wisperte Ed fast unhörbar. Der unerwartete, harte Schlag hatte seinen Widerstand gebrochen.
    »Na also, wo?«
    »Ich kann es nicht beschreiben.« Der Bulle machte einen drohenden Schritt auf ihn zu, dass er mit einem Angstschrei die Hände vors Gesicht schlug. »Sie verstehen nicht«, rief er hastig. »Nur ein Kumpel kommt da ran. Es ist im Berg.« Die Männer schauten sich verdutzt an.
    »Im Berg, was heißt das?« Er fühlte sich hilflos und elend wie damals, als er tatenlos zusehen musste, wie sie die Männer der zweiten Schicht, einen nach dem anderen, tot aus dem Pit geholt hatten. Als Verräter kam er sich vor, weil er sich kurz zuvor in die dritte Schicht umteilen ließ. Ein Verräter, genau wie jetzt. Er musste es ihnen sagen. Sie würden es sowieso aus ihm herausprügeln. Mit Tränen in den Augen antwortete er:
    »Es liegt unter Tage in einem Stollen der Zeche draußen vor der Stadt, im Big Pit.« Er zog blitzschnell den Kopf ein, als der Bulle an seinen Sessel trat, doch er bedeutete ihm nur mit der Pistole, aufzustehen und machte zum ersten Mal den Mund auf:
    »Nach Ihnen!« Gehorsam stand er auf, doch er zögerte, weiterzugehen. »Vorwärts«, knurrte der Bulle und stieß ihm den Pistolenlauf in die Seite.
    »Sie können da jetzt nicht hinunter. Der Liftschacht muss neu abgestützt werden. Die ganze Anlage ist für Besucher geschlossen.« Das war nicht gelogen, aber der Smarte lachte ihn nur aus:
    »Wir sind keine Besucher, und Sie werden wohl einen Weg finden, das Paket heraufzuholen, oder täusche ich mich?«
    Ed blieb keine Wahl, er ging mit ihnen zum Wagen und musste hinten neben dem Smarten Platz nehmen. Während der kurzen Fahrt betete er inbrünstig, dass ihm der Lord doch wenigstens diesmal eine Eingebung schicken möchte, wenn er ihm schon bisher nichts geschenkt hatte. Nur eine einzige verfluchte Idee, wie er sich aus dieser ausweglosen Lage befreien könnte. Aber der liebe Gott war anderweitig beschäftigt und Ed wie immer auf sich allein gestellt. Seine letzte Hoffnung auf Hilfe schwand, als der Bulle den Wagen auf dem Parkplatz unterhalb des Fördergerüsts abstellte. Weit und breit kein anderes Auto, noch nicht einmal die antike, grüne Vespa von Sophie, dem guten Geist der Kantine, war zu sehen. Die Gegend wirkte verlassen, wie ausgestorben, wenn die Touristen fehlten, die sonst hier scharenweise mit Gänsehaut in den Berg fuhren.
    Es war ungewöhnlich still, als sie ausstiegen. Das Rad des Förderlifts bewegte sich nicht, auch das dumpfe Summen des Grubenlüfters war verstummt, als hätte eine böse Fee die ganze Anlage in Tiefschlaf versetzt. So unwirklich erschien Ed diese erstarrte Welt, dass er erschrocken zusammenfuhr, als sich das einsame Pferd auf der Gnadenweide neben der Strasse plötzlich bewegte. Es trottete neugierig näher und schaute sie mit traurigen Augen an, als gehörte es zu jenen halbblinden Grubengäulen, die hier vor Jahrzehnten ihr Gnadenbrot erhielten, nach einem langen Pferdeleben in absoluter Dunkelheit unter Tage. Keine verdammte Menschenseele , fluchte er innerlich, als sie zum Maschinenhaus hinaufstiegen. Er brauchte dringend etwas zu trinken, doch daran war nicht zu denken. Es musste doch irgendeinen Ausweg aus dieser verfahrenen Situation geben, schließlich kannte er die weit verzweigten Stollen des Big Pit wie kein Zweiter.
    In der Halle unter dem Fördergerüst holte er die Ausrüstung aus dem Materialschrank,

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