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Die Probe (German Edition)

Die Probe (German Edition)

Titel: Die Probe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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Ed war Kumpel und Guide dort«, ergänzte Lauren. Eine private Führung für die reichen Säcke aus dem Osten, wie Ed seine Kunden bezeichnen würde? Sie schöpfte etwas Hoffnung. Das Gewitter kam wieder näher, dem lauten Knall nach zu urteilen. Der Himmel verdüsterte sich rasch, schwarze Wolken zogen auf. Wolken? Das war keine schwarze Wolke! Dichter Rauch stieg auf im Westen der Stadt.
    »Es brennt!«, riefen alle gleichzeitig. Sekunden später saß sie neben Charlie im Wagen und er drückte das Pedal durch. Sie hatten die letzten Häuser von Blaenavon noch nicht erreicht, als hinter ihnen Sirenen zu heulen begannen. Polizei, Ambulanz und Feuerwehr rasten mit Blaulicht heran und überholten sie auf der schmalen Strasse.
    Im offenen Gelände sah sie von weitem, dass sie sich nicht getäuscht hatte: die Zeche brannte lichterloh. Dichter, schwarzer Qualm stieg über dem Stahlskelett des Fördergerüsts in den Himmel. Polizisten begannen das Gelände um das Bergwerk abzusperren, während die Feuerwehr ihre Tanklöschfahrzeuge in Stellung brachten. Lauren fragte sich, was sie hier eigentlich suchten, bis sie die schwarze Limousine auf dem Parkplatz sah.
    »Er ist hier! Mein Gott, sie sind hier drin!«, rief sie verzweifelt. Charlie blickte stur nach vorn und sagte nichts, aber sein grimmiger Gesichtsausdruck verriet, dass er den Wagen auch bemerkt hatte. Er kümmerte sich nicht um die eifrigen Handzeichen des Beamten, der sie anwies, umzukehren. Mit einem wüsten Fluch sprang er zur Seite, als sie an ihm vorbeibrausten. Charlie lenkte den Wagen wild entschlossen direkt vor die brennende Halle, bis es nicht mehr weiterging.
    »Warte hier!«, rief er, als er hinaussprang. Bevor sie protestieren konnte, war er schon im schwarzen Türloch verschwunden. Wie gelähmt klebte sie auf ihrem Sitz, starrte entsetzt in die Flammen, schaute zu, wie die Feuerwehrleute die Schläuche auslegten, hörte die gellenden Kommandos, sah das rote Gesicht des Polizisten am Fenster und nahm doch nichts wirklich wahr. Mitten im Albtraum musste sie tatenlos zusehen, wie die Katastrophe ihren Lauf nahm. Die Wagentür wurde aufgerissen. Jemand zerrte sie ins Freie, schrie sie an:
    »Verflucht, was fällt Ihnen ein, Sie müssen weg hier! Das Gebäude kann jeden Augenblick einstürzen.« Sie ließ sich willenlos wegführen, ohne die brennende Halle mit dem drohenden schwarzen Loch aus den Augen zu lassen.
    »Ed ist da drin«, flüsterte sie. Ed und Charlie. Mit einem Mal kehrte die Kraft in ihre Glieder zurück. Sie versetzte dem Polizisten, der sie am Arm gepackt hatte, einen kräftigen Stoss und hinkte mit schmerzverzerrtem Gesicht zurück. »Charlie!«, schrie sie aus vollem Hals. Der Kopf des Polizisten glühte noch röter, als er sie wieder einholte. »Lassen Sie mich in Ruhe!«, fuhr sie ihn so heftig an, dass er erschrocken von ihr abließ. »Charlie!« Sie war entschlossen, selbst durch dieses Höllentor zu gehen. Aus dem Innern der Halle hörte man einen lauten Knall. Gleich danach ächzten Eisenträger, als beugten sie sich unter ihrer Last, dann brach krachend ein Teil der Decke ein. Tonnenschwere Trümmer donnerten zu Boden. Für Sekunden verschwand der schwarze Rauch in einer dichten Staubwolke. »Charlie!«, krächzte sie heiser. Ihre Stimme versagte. Mit hängenden Schultern fixierte sie das schwarze Loch, das qualmte wie ein höllischer Kettenraucher. Und wie aus dem Nichts erschien plötzlich Charlie im Tor. Ohne sonderliche Eile kam er auf sie zu und nahm sie wortlos in die Arme. Nach einer Weile sagte er laut, dass es die umstehenden Polizisten und Feuerwehrleute hören konnten:
    »Ed ist nicht da drin, aber zwei Leichen. Ein Mann und eine Frau. Sieht so aus, dass sie am Schacht standen, als das Grubengas explodierte. Ich fürchte, Ed war unten als es passierte.« Ihr Herz krampfte sich zusammen. Sie klammerte sich an ihn wie eine Ertrinkende. Ihr alter Onkel Ed in diesem Inferno. »Wir werden ihn finden«, flüsterte Charlie ihr ins Ohr, als beruhigte sie das.
    »Was ist bloß geschehen?«, fragte sie ratlos. Wieder krachte es hinter ihnen und sie mussten sich in Sicherheit bringen. Halb trug er sie, halb stützte er sie, bis sie wieder im Wagen saßen. Vorsichtig setzte er zurück, bis er wenden konnte. Auf der Fahrt hinunter zum Parkplatz schilderte er ihr, was er wirklich in der Halle gesehen hatte. Das Gesicht des Mannes war bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, aber Charlie schwor Stein und Bein, dass es nicht Vidal sein

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