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Die programmierten Musen

Die programmierten Musen

Titel: Die programmierten Musen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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aufregen«, fuhr Gaspard fort. »Liebet die Verlegerfreunde«, wiederholte er und lachte leise.
    »Ich finde die unkritische Überempfindlichkeit der Zensoren auch ganz lustig«, sagte Zane ein wenig förmlich. »Aber meinst du nicht auch, Gaspard, daß sich die menschliche Rasse in den vergangenen zweihundert Jahren der Vulgarität und einigen wenigen markigen Worten genito-exkretorischer Herkunft zu sehr verschrieben hat? An einer Stelle meines neuesten Buches sagt Dr. Tungsten zu seinem goldenen Robotermädchen, das sich gerade sehnlichst wünscht, ein Mensch zu werden: ›Menschen entsprechen nicht deiner Idealvorstellung, Blanda. Die Menschen sind Traumtöter. Sie nahmen der Seifenlauge ihre Bläschen und nannten das Ergebnis Waschmittel. Sie nahmen der Romantik das Mondlicht und nannten es Sex! Aber genug des sozioliterarischen Geredes, Gaspard. Miß Rosa braucht Elektrizität, und der Strom hier in der Leser-Straße ist offenbar unterbrochen.«
    »Entschuldige, wenn ich da etwas durcheinanderbringe«, sagte Gaspard, »aber könntest du ihr nicht einfach aus deinen eigenen Batterien einen Stoß geben?«
    »Das könnte sie mißverstehen«, erwiderte der Roboter mißbilligend. »Im Notfall würde ich’s natürlich tun, aber so kritisch ist die Lage noch nicht. Sie hat keine Schmerzen. Ich habe ihre Kontrollen auf tiefe Trance gestellt. Trotzdem –«
    »Wie wär’s mit dem Raketen-Verlag?« schlug Gaspard vor. »Die Lektoratsbüros sind an ein anderes Netz angeschlossen. Da mich Heloise sowieso für einen Verräter hält, kann ich mich gleich entsprechend benehmen und zu meinen Verlegern rennen.«
    »Eine ausgezeichnete Idee«, erwiderte der Roboter, wandte sich an der nächsten Kreuzung nach rechts und begann wieder schneller zu gehen, so daß Gaspard in Trott verfallen mußte. Er gab vorsichtig in den Knien nach, damit Miß Rosa nicht unnötig durchgeschüttelt wurde. Absolut reglos lag die Robix da, und mit den dunklen Verbrennungen an Knien und Schenkeln erschien sie Gaspards ungeübtem Blick reif für den Schrotthaufen.
    »Ich möchte sowieso mal mit Flaxman und Cullingham sprechen«, sagte er. »Habe ein Hühnchen mit ihnen zu rupfen. Ich will wissen, warum sie außer der Anmietung von ein paar unzuverlässigen (entschuldige, Zane) Blechsoldaten nichts zur Verteidigung ihrer Wortmaschinen unternommen haben. Es sieht ihnen so gar nicht ähnlich, ihre Pflicht an den eigenen Taschenbüchern zu vernachlässigen!«
    »Auch ich habe einiges mit unseren erlauchten Arbeitgebern zu bereden«, sagte Zane. »Gaspard, du hast mir sehr mutig geholfen – in einem Maße, das weit über die normalen Pflichten zwischen zwei intelligenten, aufeinander eingestimmten Rassen hinausgeht. Ich möchte dir zum Dank mehr als nur Worte schenken. Leider waren die groben Spottbemerkungen deines kräftigen und unzufriedenen Lieblings nicht zu überhören. Ich weiß, daß das ein höchst delikates Thema ist, und ich will dich auch nicht beleidigen, aber Gaspard, altes Korpuskel, was Miß Ibsen über die Unfähigkeit der Roboter gesagt hat, euch Männern gewisse höchst intime Dienste zu leisten, ist nicht wahr. Bei St. Wuppertal, nein! Ich meine jetzt nicht unsere Robixe im allgemeinen – und natürlich nicht Miß Rosa … Himmel, ich würde lieber in ein Säurebad springen, als dir diesen Gedanken einzugeben. Aber wenn du jemals das Bedürfnis hast und im Augenblick keine Möglichkeit siehst, wenn du höchstes Entzücken erleben möchtest, eine verblüffende Fürsorge – auch wenn sie nur eine Ersatzform darstellt –, kann ich dir die Adresse von Madame Pneumos Etablissement geben, ein …«
    »Halt, halt, Zane!« sagte Gaspard scharf. »In diesem Bereich meines Lebens kann ich mich selbst umtun.«
    »Da bin ich sicher«, sagte Zane herzlich. »Ich wünschte, wir alle könnten dasselbe von uns behaupten. Verzeih mir, alter Muskel, wenn ich, ohne es zu wollen, eine empfindliche Stelle berührt habe …?«
    »Allerdings«, sagte Gaspard kurz, »aber das ist schon in Ordnung …« Er zögerte, grinste und fügte hinzu: »… alter Bolzen!«
    »Bitte verzeih mir«, sagte Zane leise. »Manchmal begeistern mich die erstaunlichen Talente meiner Metall-Kameraden so sehr, daß ich mich einfach gehen lasse und etwas Unmögliches sage. Ich fürchte, ich bin ein bißchen robozentrisch. Aber ich habe wirklich Glück, daß du mein Vergehen so milde aufnimmst. Homer Hemingway hätte mich bestimmt einen Blechzuhälter

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