Die programmierten Musen
träumerischer Ausdruck erschien auf Gils blauwangigem Gesicht, und er vollführte einen netten kleinen Salto über Gaspard, knallte zu Boden und rührte sich nicht mehr.
Schwester Bishop stand hinter ihm, wog den schimmernden Metallknochen in der Hand und lächelte zufrieden.
»Ich wollte schon immer mal wissen«, sagte sie, »ob ich jemandem über den Kopf schlagen und ihn ausschalten kann, ohne gleichzeitig sein Gehirn überall zu verspritzen. Sie nicht auch, Gaspard? Ich möchte wetten, davon träumt jeder im geheimen.« Sie kniete sich hin und fühlte dem Privatdetektiv den Puls. Sofort trat ein professioneller Blick in ihre Augen, als sie die Ader fand.
Gaspard hielt sich den Magen und sah sie unsicher an. Über ihnen hatte die Decke ihre Rundung verloren und schien schon zehn Zentimeter niedriger zu hängen. Im nächsten Augenblick begann sie sichtbar herabzusinken, und das Sirenenheulen, das sich bisher im Hintergrund gehalten hatte, brach plötzlich ungedämpft und von einem entsetzlichen Lärm begleitet über sie herein. Der Autohund hatte sich durch die weich werdende Wand gebissen! Ein Schimmer dahinrasenden Nickels stürzte sich auf Gaspard.
Schwester Bishop warf sich über ihn und streckte den Metallknochen aus. Die Fänge des Autohundes schlossen sich darum, und das Metallungeheuer erstarrte und stoppte seine Sirene so plötzlich, daß die Stille etwas Widerhallendes hatte.
»Es funktioniert etwa wie ein Magnetanker«, erklärte Schwester Bishop, während sich die Zimmerdecke sanft über sie legte. »Gil mußte es mir dreimal zeigen – es machte ihm großen Spaß, den Hund auf mich zu hetzen und ihn dann mit dem Knochen zu stoppen.«
Gaspard brachte endlich einen schmerzhaften Atemzug zustande. Einen Moment lang fühlte er Übelkeit in sich aufsteigen, dann begann er sich wieder für seine Umwelt zu interessieren, wenn sie auch einen seltsam weichen Schimmer angenommen hatte.
Schwester Bishop stellte einen Couchtisch schräg, der das geringe Gewicht der eingesunkenen Decke tragen sollte. Der so entstehende Hohlraum war durch Lampen erleuchtet, die hinter eingefallenen Wänden halb verborgen waren – ein gemütliches Plätzchen, fast so intim wie ein Kinderzelt. Sie saßen sich auf dem Boden gegenüber; Gaspard war in den Schneidersitz gegangen, während sie die Knie auf eine Seite gelegt hatte. Sie trug noch immer das Unterkleid, obwohl Pullover und Rock unter ihrer Hand lagen. Gil Hart lag auf dem Rücken und schnarchte kräftig. Sein Autohund in den Ankerknochen verbissen, hockte absolut reglos neben ihm.
Schwester Bishop lächelte Gaspard zutraulich und – wie er fand – auch ein wenig selbstgefällig an. »Fühlen Sie sich besser?« fragte sie. Er nickte schwach.
»Bei unserem letzten Gespräch«, sagte sie leise lachend, »schalt ich Sie aus, weil Sie den Bälgern ihr Papier nicht brachten. Damals war ich auch ein wenig mehr angezogen.« Sie blickte an sich herab – ziemlich selbstbewußt, wie ihm schien.
»Wie sind Sie mir nur so schnell auf die Spur gekommen?« fragte sie. Dann nahm sie die Schultern zurück und atmete tief ein, um ihm – wie er vermutete – zur Belohnung eine kleine Freude zu machen.
Er blickte ihr in die Augen. Jedes Wort auskostend, sagte er: »Zane Gort hat einen Minisender in eines Ihrer Büstenhalter-Polster getan. Er möchte, daß Sie ihn sofort ausschalten, damit er Küken ausfindig machen kann.«
Es macht Spaß, ein Mädchen erröten und zugleich wütend werden zu sehen, überlegte Gaspard.
»Dieser heimtückische Blechkerl!« knirschte sie. »Dieser elektronische Boudoirspitzel! Dieser relaismemorierte Fetischist!« Sie starrte Gaspard wütend an. »Ich pfeife darauf, was Sie denken«, informierte sie ihn. Sie legte die Arme über Kreuz, griff nach den Schulterbändern und fegte sich Unterkleid und Büstenhalter in den Schoß. »Wie deutlich zu sehen ist«, sagte sie trotzig, während sie sich darauf konzentrierte, nach dem Sender zu suchen, »bin ich oben wie ein Junge gebaut.«
»Das kann man nicht sagen«, sagte Gaspard leise, während seine Augen das Gebotene genossen. »Oh, ganz und gar nicht, St. Wuppertal sei Dank! Aus Gründen, die ich sowieso nie habe verstehen können, sollen die meisten Männer auf Preiskuh-Mädchen setzen, die vorn die reinsten Euter präsentieren. Aber auf Männer mit wirklichem Geschmack trifft das nicht zu. Jedenfalls nicht auf mich. Ich habe die Theorie, daß die gigantischen Mammalitäten von homosexuellen
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