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Die programmierten Musen

Die programmierten Musen

Titel: Die programmierten Musen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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gewaltigen Aufregung band er sein Seepferdchen an und kletterte mit schnellen Bewegungen an Bord – ein tropfnasser Metallneptun mit dunkler Krone. Sein Radiohelm führte ihn sofort zu der Kabine, in der der widerwärtige Filippe Fenicchia eben dabei war, Salpetersäure auf Kükens Metallhülle zu tröpfeln (wobei er das eingestöpselte Auge zum Zuschauen herumgedreht hatte). Er versuchte das Gehirn bei der Ehre seiner Mutter schwören zu lassen, daß es dem Syndikat beitreten und dort sofort einen hohen Posten als Datenspeicher, Schreckmittel und Superspion übernehmen wolle – die Garotte sah nämlich inzwischen ganz andere Möglichkeiten als die Erpressung eines zweitklassigen Verlages.
    »Er hatte mich in der Zwickmühle«, schaltete sich Küken ein. »Wenn ich geschworen hätte, hätte ich auch mein Wort gehalten – so etwas bedeutet einem nach zweihundert Jahren doch etwas, oder man wird verrückt. Es wäre auch sicherlich ein interessantes Leben geworden. Er hat zum Beispiel gesagt: ›Stell dir vor, was das für ein Gefühl für einen Syndikatsverräter ist, wenn er seinen Koffer aufmacht und du da liegst und ihn mit deinem Auge anstarrst und ihm sagst, daß es jetzt aus mit ihm ist!‹ – aber es faszinierte mich auch die Frage, wann ich denn nun ängstlich werden würde. Und dickköpfig. Außerdem wollte ich ihn aus der Reserve locken. Die Säure hätte mir nämlich keine Schmerzen gebracht – nur neue Empfindungen und vielleicht auch neue Ideen. Für ein kleines Weilchen hätte das genügt.«
    Als Zane in die Kabine platzte, hätte ihn der übervorsichtige Fenicchia sofort mit einem Kurzschluß-Strahl gelähmt, wenn er nicht ein Kupfernetz vor sich getragen hätte, das als Faradayscher-Käfig wirkte. Er sah die Säurestellen auf Kükens Hülle, langte mit einem Greifer nach der Alkalibase, die die Garotte zur Neutralisierung der Säure bereitstehen hatte, schrie »Eierdieb!«, versetzte dem grauen Bandenchef einen Hieb in das Gesicht und schlug ihm die Hälfte seiner Zähne aus und riß auch noch ein großes Stück Wange und Kinn, einen Teil der Oberlippe und die Nasenspitze mit.
    Aus der gleichen Bewegung heraus goß Zane das Neutralisierungsmittel über Küken, ergriff ihn, raste an den völlig verwirrten Gangstern vorbei zur Reling und sprang ins Meer, wo sein Düsenaggregat angebunden war. Da er nicht wußte, ob das Ei den Wasserdruck aushielt, war der Roboter nur auf geringe Tiefe gegangen und hatte Küken mit einem Greifer über Wasser gehalten.
    »Mann, was für eine Fahrt!« schaltete sich dieser ein und pfiff wehmütig. »Ich konnte das Wasser fast spüren .«
    »Das wäre wohl tatsächlich ein seltsamer Anblick gewesen«, stimmte Zane zu, »hätte einer der Leute bei den Rettungsarbeiten Zeit gefunden, über Bord zu schauen: Ein Silberei, das auf geheimnisvolle Weise über die Wellen ritt.«
    »Hören Sie auf, da kriegt man ja eine Gänsehaut«, sagte Flaxman, hob die Schultern und kniff die Augen zusammen. »Entschuldigen Sie, Küken.«
    Als er die Achtkilometer-Marke erreichte, funkte Zane zu Miß Rosa hinauf und gab ihr Anweisung, das Flugzeug herabzusteuern und über ihnen schweben zu lassen, während Flaxman eine Leiter herabließ. Wieder an Bord, hatte Zane Küken sofort eine frische Fontanelle eingedreht.
    »Ich glaube nicht an diesen Achtstunden-Unsinn«, sagte Küken. »Ich erinnere mich, wir haben uns damals nur ohnmächtig gestellt, um die Schwester zu erschrecken.«
    »Sag mal, Zane«, fragte Gaspard neugierig, »was wäre geschehen, wenn dein Düsenaggregat versagt hätte?«
    »Dann wäre ich auf den Meeresboden gesunken«, erwiderte der Roboter. »Ich wäre auch jetzt noch da unten, hielte Küken im Arm und – wenn mein Gerüst und meine Kopflampe noch intakt wären – betrachtete die Schönheiten des Meeresbodens und des Tiefseelebens. Wie ich mich kenne, würde ich wahrscheinlich sogar versuchen, zur Küste zu marschieren.«
    »Und das alles beweist wieder mal«, lallte der letzte Kongreßabgeordnete und planschte sich ein Glas mit Whisky voll.
    »Allerdings, Sir«, echote Zarte.
    »Naja, jedenfalls kannst du dich jetzt guten Gewissens wieder um dein Projekt L kümmern«, bemerkte Gaspard.
    »Das stimmt«, sagte Zane mit enttäuschender Wortkargheit.
    »Seht, da ist die Küste«, sagte Miß Rosa. »Die wunderbaren Lichter von New Angeles – wie ein Sternenteppich. Oh, mir ist so romantisch zumute.«
    »Was ist denn das – Projekt L?« wandte sich Flaxman an Zane. »Hat es

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