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Die programmierten Musen

Die programmierten Musen

Titel: Die programmierten Musen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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oder ins Wort und hältst den Kontakt? Das Aktionskomitee hat bestimmt etwas für dich zu tun. Du kannst den Leuten ja von deinen Problemen erzählen. Ich möchte jetzt ruhen.«
    »Das Aktionskomitee ist mir nicht aktiv genug«, sagte Heloise, »und ich habe auch keine Lust, den Gewerkschaftshalunken meine Vorstellungen über den Raketen-Verlag mitzuteilen. Aber«, fuhr sie fort und starrte Homer an, »du hast mir da eine Idee gegeben.« Sie begann Bluse und Jeans auszuziehen.
    Homer wandte sich ostentativ ab und stählte sich gegen einen Kuß auf den Nacken. Doch es kam nichts. Nach einiger Zeit wurde er durch ein schwaches Klimpern angelockt und drehte sich um, nur um Heloise in Stiefeln, grauen Hosen und ausgeschnittenem schwarzem Pullover vor sich zu sehen. Sie legte eben eine schwere Kette um den Hals, die hellgrau schimmerte. »He, das kenne ich ja noch gar nicht«, bemerkte Homer. »Was sind das für kleine silberne Walnüsse?«
    »Das sind keine Walnüsse«, sagte Heloise düster. »Das sind kleine silberne Menschenschädel. Meine Jagdkette.«
    »Morbid, Baby, morbid«, klagte Homer. »Was jagst du denn?«
    »Babys«, erwiderte Heloise böse. »Fünfundachtzig Kilo schwere männliche Babys, plus-minus fünfundzwanzig Kilo. Ich habe die Männer aufgegeben. Nun sei nicht beleidigt, Homer«, fuhr sie hastig fort. »Du bist nicht gemeint.« Sie trat an den Tisch. »Homer«, sagte sie feierlich, »ich muß dir etwas sagen. Ich woll te dich eigentlich in Ruhe lassen, damit du gesund wirst und wieder in Form kommst, aber ich fürchte, das ist nicht möglich. Homer, ich habe aus zuverlässiger Quelle vertraulich erfahren, daß der Raketen-Verlag noch ein As im Ärmel hat und Bücher ohne Wortmaschinen herstellen will. Ich weiß , daß Flaxman und Cullingham in diesem Augenblick den anderen Verlegern für diese Bücher die Spitzenautoren wegschnappen. Nur Autoren des Raketen-Verlages werden überhaupt auf dem Markt sein. Möchtest du dir das entgehen lassen?«
    Homer Hemingway schoß wie eine startende Rakete von seinem Tisch. »Bring mir den Mittelmeer-Segelanzug, den windzerzausten mit den violetten Aufschlägen, Baby«, befahl der stämmige Autor ha stig, die Brauen nachdenklich gekräuselt. »Und meine schmutzigen Segeltuchschuhe. Und die zerknautschte alte Kapitänsmütze. Und beeil dich!«
    Heloise war von dem Erfolg ihres Tricks überwäl tigt. »Aber Homer«, protestierte sie, »was ist mit deinem angesengten Hinterteil?«
    »In meinem Medizinkabinett, Baby«, erwiderte der findige Meisterautor, »liegt ein durchsichtiger, lüftba rer, selbstklebender, angepaßter Plastikschutz für meinen Hintern – wie geschaffen für einen solchen Notfall.«

10

    »Also, Zane Gort«, sagte Flaxman freundlich, »Gas pard sagt, Sie hätten bei der Wortmaschinen-Zertrümmerung wie ein Held gekämpft.«
    Die Atmosphäre im Büro hatte sich merklich entspannt, seit Miß Rosa zum Auffrischen in der Damentoilette verschwunden war – nicht ohne eine spitze Bemerkung über billige Verleger, die sich nicht einmal getrennte Toiletten für Robixe leisten konnten.
    Das Gesicht des kleinen dunkelhaarigen Verlegers wurde ernst. »Es ist Ihnen sicher nicht leicht gefallen zuzusehen, wie Ihre Brudermaschinen gelyncht wurden.«
    »Offen gesagt, doch, Mr. Flaxman«, erwiderte der Roboter sofort. »Ich habe nämlich Wortmaschinen nie gemocht, ebensowenig wie andere Denkmaschinen, die nur aus Gehirn bestehen und keinen Körper haben, die sich also nicht bewegen können. Sie haben kein Bewußtsein, sondern nur blinde Schöpfungskraft; sie reihen Symbole wie Perlen auf und verweben Worte wie Wolle. Sie sind Monstren, sie machen mir angst. Sie nennen sie meine Brüder, aber nach meinem Da fürhalten sind sie unrobotisch.«
    »Das ist seltsam, wenn man bedenkt, daß Sie doch ebenso ein Autor sind wie die Wortmaschinen.«
    »Gar nicht seltsam, Mr. Flaxman. Es stimmt, ich bin Autor. Aber ich bin selbständig – ein Autor aus eigenem Antrieb, so wie die Menschenautoren der alten Zeit, noch vor der Ära der Redakteure, von der Mr. Cullingham gesprochen hat. Wie alle freien Roboter bin ich selbstprogrammiert, und da ich außer Robotergeschichten für Roboter nie etwas anderes schreiben konnte, habe ich auch noch nicht unter der redaktionellen Leitung von Menschen gestanden – nicht daß ich das unter gewissen Umständen nicht begrüßen würde.« Er surrte Cullingham gewinnend zu und schwenkte nachdenklich sein großes schwarzes Auge wieder herum.

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