Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die programmierten Musen

Die programmierten Musen

Titel: Die programmierten Musen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
Vom Netzwerk:
Whittlesey Wortmeister IV einmal drei Bestseller und eine Science-Fiction-Romanze überhaupt ohne Programm geschrieben hat. Sie werden behaupten, daß das nur ein Werbegag war, aber ich glaub’s erst, wenn Sie den Beweis antreten.«
    Wieder überkam ihn Bitterkeit. »Ebenso kann ich erst an die Schreibtalente meiner Kollegen glauben, wenn ich tatsächlich so ein Buch in der Hand habe und auf der zweiten Seite angekommen bin. Alle haben monatelang das Maul aufgerissen, aber ich möchte doch mal abwarten, ob der Saft durch die Gehirnwindungen fließt und die Worte zu strömen beginnen.«
    »Entschuldigen Sie mich, Gaspard«, unterbrach Flaxman, »aber würden Sie Ihre Gefühle etwas in den Hintergrund stellen und mehr von Tatsachen reden? Ich hätte gern noch etwas über den Tumult unten gehört. Was ist zum Beispiel mit den Anlagen des Ra keten-Verlages?«
    Gaspard richtete sich düster auf. »Nun«, sagte er schlicht, »alle Ihre Wortmaschinen sind vernichtet – und zwar so, daß eine Reparatur absolut unmöglich ist. Das ist alles.«
    »T, t, t«, sagte Flaxman und schüttelte den Kopf. »Schrecklich«, echote Cullingham.
    Gaspard blickte verwirrt und mißtrauisch von einem Partner zum anderen. Der vergebliche Versuch, Bedauern zu heucheln, ließ sie wie zwei dicke Katzen erscheinen, die sich mit stibitzter Schlagsahne vollgeschlagen und außerdem in der Fellwestentasche einen Plan mit einem Geheimtunnel zur Fleischkammer stecken haben.
    »Verstehen Sie mich eigentlich?« fragte er. »Ich sag’s Ihnen noch mal ganz deutlich: Ihre drei Wortmaschinen sind vernichtet – eine durch eine Bombe, zwei durch Flammenwerfer.« Seine Augen weiteten sich, als ihm die Szene noch einmal zu Bewußtsein kam. »Es war Mord, Mr. Flaxman, der reinste Mord. Sie kennen doch die Maschine, die wir Rocky nannten – Rocky Romanist? Obwohl er nur ein altes Harper-Harmonist-Elektrogehirn war, 07 und 49 umgebaut, habe ich keins seiner Bücher verpaßt – also, ich mußte mit ansehen, wie der alte Rocky sich verfärbte und verformte und verbraten wurde. Und an der Flammendüse stand der neue Freund meines Mädchens.«
    »T, t, t. Der neue Freund seines Mädchens«, sagte Flaxman und schaffte es, einen bedauernden Tonfall in seine Stimme zu legen und dabei zu grinsen. Die Gemütsruhe der beiden war einfach unnatürlich.
    Gaspard nickte lebhaft. »Übrigens – es war Ihr gro ßer Homer Hemingway«, feuerte er los – in dem Bemü hen, eine Reaktion hervorzurufen. »Aber Zane Gort hat ihm das Hinterteil angekohlt.«
    Flaxman schüttelte den Kopf. »Eine schlimme Welt«, sagte er. »Gaspard, Sie sind ein Held. Solange die anderen Autoren im Ausstand sind, bleiben Sie mit fünfzehn Prozent des Gewerkschaftstarifs weiter angestellt. Allerdings gefällt mir gar nicht, daß sich einer unserer Robotautoren an einem Menschen vergriffen hat. He, Zane! – als selbständiger Roboter müßten Sie alle Kosten tragen, sollte der Raketen-Verlag verklagt werden. So steht’s in Ihrem Vertrag.«
    »Homer Hemingway hat diese heißen Prügel mehr als verdient – jeden einzelnen Schlag«, protestierte Gaspard. »Der sadistische Kerl ist mit seinem Flammenwerfer auf Miß Rosa losgegangen.«
    Cullingham wandte fragend den Kopf.
    »Die rosa Robix, die uns Gaspard und Zane da angeschleppt haben«, erklärte Flaxman. »Unser Haus-Breen, die neue Zensurrobix von der Regierung.«
    Er grinste breit und schüttelte den Kopf. »Die nack te Wahrheit ist also, daß wir einen Zensor, aber keine Manuskripte für ihren Blaustift haben. Kannst du dir etwas Ironischeres vorstellen? Ist schon ein Scheißgeschäft. Ich dachte, du kennst Miß Rosa, Cully.«
    In diesem Augenblick ertönte aus dem Hinterzim mer ein süßes Stimmchen, schrill, doch auch träumerisch: »Wegen des Bezuges auf ›nackt‹ rückfragen. Auf das blaue Material verweisen. ›Scheiß-‹ streichen, statt dessen ›verrücktes‹. Für ›kennst‹ ›bist bekannt mit‹ einsetzen. O Himmel, wo bin ich? Was ist mit mir geschehen?«
    Miß Rosa setzte sich auf und schwenkte ihre Grei fer. Zane Gort kniete neben ihr und wischte ihr zärtlich mit einem feuchten Lappen die versengte Flanke – die häßliche Verfärbung war kaum noch zu sehen. Dann verstaute er den Lappen hinter einer kleinen Tür in seiner Brust und stützte sie mit einem Arm.
    »Sie müssen ganz ruhig liegenbleiben«, sagte er. »Es ist alles in Ordnung. Sie sind bei Freunden.«
    »Wirklich? Wie kann ich das wissen?« Sie wich vor ihm

Weitere Kostenlose Bücher