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Die programmierten Musen

Die programmierten Musen

Titel: Die programmierten Musen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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oder wie diese Filmhelden so heißen.«
    »Naja, das stimmt wohl«, sagte Heloise und trat an den Tisch. »Aber möchtest du nicht noch einmal Gaspard verprügeln – zur Strafe für die Sache mit dem Roboter? Los, Homer, ich rufe die Kumpel zusammen, und wir ziehen noch einmal in den Raketen-Verlag. Ich möchte Gaspards Gesicht sehen, wenn du da hereinspaziert kommst.«
    Homer bedachte den Vorschlag ganze zwei Sekunden lang. Dann entschied er: »Nein Baby, ich muß mich ausheilen. Wenn du’s unbedingt willst, verprüge le ich Gaspard in drei oder vier Tagen noch mal.«.
    Heloise beugte sich über ihn. »Ich möchte, daß du’s gleich tust«, drängte sie. »Wir nehmen Seile mit und binden Flaxman und Cullingham an und terrorisieren sie ein bißchen.«
    »Du interessierst mich langsam, Baby. Ich mag Spielchen, bei denen du Männer anbindest.«
    Heloise lachte kehlig. »Ich auch«, sagte sie. »Eines Tages, Homer, bist du an der Reihe – hier auf dem Tisch.«
    Der stämmige Autor erstarrte. »Jetzt werd’ aber nicht vulgär, Baby.«
    »Also, was ist mit dem Raketen-Verlag? Ziehen wir oder nicht?« Homer sagte erhaben: »Die Antwort bleibt nein, Baby.«
    Heloise zuckte die Achseln. »Naja, wenn du nicht willst, dann nicht.« Sie nahm ihren unruhigen Marsch wieder auf. »Ich habe Gaspard niemals getraut«, teilte sie einem Fleck an der Wand mit. »Er stand immer unter Wortschmalz-Rausch und hatte einen richtigen Wortmaschinen-Komplex. Wie kann man einem Autoren trauen, der viel liest und der nicht einmal vorgibt, ein eigenes Werk schreiben zu wollen?«
    »Wie steht es da mit dir, Baby?« schaltete sich Ho mer ein. »Schreibst du endlich dein Buch? Dann könnte ich wenigstens mal schlafen.«
    »Jetzt nicht. Ich bin zu aufgeregt. Erinnere mich daran, daß ich die Kumpel nach einem Stimmenschrei ber schicke. Ich schreibe es dann morgen nachmittag.«
    Homer schüttelte den Kopf. »Ich verstehe die Burschen einfach nicht, die da glauben, sie könnten ein Buch schreiben. Bei Mädchen ist das etwas anderes – von denen erwartet man sowieso nur verrückte Sachen. Aber bei den Burschen kann ich mich doch richtig reindenken, und ich versteh’s einfach nicht. Also frag ich mich: glauben die, sie sind im Inneren wie Wort maschinen – voller hauchdünner Silberdrähte und Re lais und Gedächtnisbänke – und nicht aus richtigen soliden Muskeln? Mag ja bei einem Roboter richtig sein, aber bei Menschen ist das morbid.«
    »Homer«, sagte Heloise leise, ohne ihren Marsch zu unterbrechen, »ein Mensch hat ein sehr kompliziertes Nervensystem und ein Gehirn mit Milliarden und Abermilliarden von Nervenzellen.«
    »O wirklich, Baby? Da muß ich mal drüber nachschlagen.« Sein Gesicht wurde ernst. »Gibt so vieles auf der Welt. Geheimnisvolle Sachen. Wie dieser Job, der mir immer wieder von der Green-Bay-Packerei angeboten wird – in Momenten wie diesem kommt man richtig in Versuchung.«
    »Homer«, sagte Heloise scharf, »denk daran, daß du ein Autor bist.«
    Homer nickte glücklich grinsend. »Das stimmt, Ba by. Und ich hab den besten Körper von allen. Das steht auch auf meinen Buchumschlägen.«
    Heloise begann im Hinundhergehen wieder mit ih rem Fleck zu sprechen. »Da wir gerade von Robotern re den. Neben allem anderen war Gaspard ein Roboterfreund. Bücherfreund, Roboterfreund, Wortmaschinenfreund, Verlegerfreund – und Mädchenfreund, wenn er Zeit dazu hatte. Ein verständnissuchender Mensch. Er betäubte sich mit dem Verständnis für die Dinge der Welt. Aber das Handeln um des Handelns willen hat er nie begriffen.«
    »Baby, woher hast du die Energie?« klagte Homer erstaunt. »Nach diesem Vormittag müßtest du doch völlig erschlagen sein. Ich bin’s jedenfalls – auch ohne meine Verwundungen.«
    »Homer, eine Frau hat Reserven, die ein Mann einfach nicht kennt«, sagte Heloise weise. »Besonders eine frustrierte Frau.«
    »Ja, ich weiß, Baby. Sie hat eine Fettschicht, die sie beim Langstreckenschwimmen warm hält. Und ihr Uterus ist durch und durch stärker als jeder Männermuskel.«
    »Darauf kannst du wetten, du Feigling«, sagte Heloise, doch Homer war in seine Träumerei versunken.
    »Ich frage mich oft …« begann er.
    »… ob es für die Frauen nicht eine Möglichkeit gibt, mit ihrem Uterus zu schießen oder Hochsprung zu betreiben?« beendete Heloise den Satz für ihn.
    »Jetzt redest du aber Unsinn«, sagte Homer ernst. »Hör mal, du hast soviel Energie. Warum gehst du nicht ins Hauptquartier hinüber

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