Die programmierten Musen
nützen? Ich bin kein Roboter, und ich schäme mich zuzugeben, daß ich nur sehr wenig darüber weiß.«
»Das ist mir bekannt«, sagte Zane, »aber ich habe das Gefühl, daß Sie einen klugen Verstand besitzen, einen Instinkt, direkt auf den Kern eines Problems zu kommen – bei Menschen- und Robotmännern ein sehr seltenes Talent, glauben Sie mir – und auch bei Frau en. Und die persönlichen Probleme aller intelligenten und quasi-intelligenten Wesen kommen mir bemerkenswert ähnlich vor – seien sie nun organisch oder anorganisch. Mein Problem ist übrigens sehr persönlich.«
»Soll ich gehen, alte Batterie?« fragte Gaspard.
»Nein, bitte bleib, alte Drüse. Schwester Bishop, wie Ihnen vielleicht schon aufgefallen ist, bin ich nicht wenig an Miß Rosa interessiert.«
»Ein attraktives Wesen«, bemerkte Schwester Bis hop, ohne mit der Wimper zu zucken. »Generationen unse rer Frauen hätten ihre Seelen für eine solche Wespentaille und so schöne Kurven hergegeben.«
»Das ist wahr. Vielleicht zu attraktiv. Jedenfalls ha be ich damit kein Problem. Nein, ich mache mir Sorgen um die intellektuelle Seite, die Sache mit der geistigen Verwandtschaft. Ich bin sicher, Sie haben bemerkt, daß Miß Rosa ein wenig … nein, verschönern wir nichts – daß sie ziemlich blöd ist. Oh, ich weiß, ich habe das dem Schock zugeschrieben, den sie bei den Aufstän den erlitt (ist ja auch eine böse Sache, einen Gehroboter anzugreifen, einen echten Roboter), aber ich fürchte, sie ist überhaupt ziemlich dumm. Zum Beispiel hat sie sich bei meiner Rede über Antischwerkraft, die ich gestern abend vor einem Roboter-Hobby-Club gehalten habe, sehr gelangweilt. Und sie ist natürlich sehr puritanisch eingestellt, wie man angesichts ihres eingebauten Berufes auch nicht anders erwarten kann, aber Puritanismus engt den geistigen Horizont doch sehr ein – daran läßt sich nicht deuteln –, obwohl die Prüderie auch ihre gefährlichen Reize hat. Da hätten wir also mein Problem: auf der einen Seite körperliches Hingezogensein,, auf der anderen ein geistiger Abgrund. Miß Bishop – Sie sind eine Frau. Ich würde es sehr begrüßen, Ihre Ansichten hierüber zu erfahren. Wie weit sollte ich wohl mit dieser hübschen Robix gehen?«
Schwester Bishop starrte ihn an.
»Also, da brat mir doch einer einen Roboter«, sagte sie.
26
Schwester Bishop hob die Hand. »Verzeihen Sie, Za ne, bitte verzeihen Sie mir«, sagte sie. »Ich wollte mich nicht über Sie lustig machen. Sie haben mich nur etwas aus dem Gleichgewicht gebracht. Ich will gern versuchen, Ihre Frage nach bestem Wissen zu beantworten. Aber zuerst müssen Sie mir sagen, wie weit Roboter gewöhnlich miteinander gehen. O Himmel, das hört sich schon wieder frivol an, aber ich bin mir wirklich nicht sicher, ob ich da genau Bescheid weiß. Immerhin sind Sie nicht nur eine andere Spezies, sondern überhaupt eine künstliche Spezies, deren Evolution durch Umbau und Herstellung erfolgt, wodurch man Ihnen nur mit Mühe auf den Fersen bleiben kann. Und au ßerdem nehmen Menschen und Roboter seit den Tumulten auf die Gefühle der anderen große Rücksicht – aus Angst, unsere derzeitige friedliche Koexistenz aufs Spiel zu setzen –, und sie schleichen um den heißen Brei herum, anstatt offen zu sprechen, und das fördert die gegenseitige Ignoranz noch mehr. Oh, ich weiß, Sie sind in Roboter und Robixe getrennt, und diese beiden Geschlechter finden auf irgendeine Art Gefallen aneinander, aber abgesehen davon ist mein Wissen etwas unpräzis.«
»Das kann ich verstehen«, versicherte ihr Zane. »Nun ja, es läßt sich etwa so erklären. Die Sexualität der Roboter entstand auf genau die gleiche Weise wie die Robotliteratur, und auf diesem Gebiet bin ich wirklich eine Autorität, auch wenn ich noch bis zu den Wangenblechen bei meinem Hersteller verschuldet bin und meine sämtlichen Honorare vierzig-zu-sechzig mit ihm teile; Sie wissen, es ist kein Spaß, eine selbständi ge Geschäftsmaschine zu sein, man wird mit einem überwältigenden Schuldenberg ins Leben entlassen (da man doch etwa so teuer wie ein Raumkreuzer oder Forschungssatellit ist), und dann läuft man sich die Haxen ab, nur um mit den Zinszahlungen auf dem laufenden zu bleiben, während die routinemäßigen Reparaturen, Ersatzteile und Neu-Einstimmungen die Honorare eines Nervenarztes um das Zehnfache übersteigen. Oft überlegt man träumerisch – wie es die Befreiten in Rom taten –, daß es doch viel einfacher und
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