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Die programmierten Musen

Die programmierten Musen

Titel: Die programmierten Musen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Sobald die Versuchsanordnung geschaffen und die letzten Batteriekontakte geschlossen waren, verspürten sie eine wunderbare Erregung und eine kribbelnde Erleichterung – noch ehe die Verbindung mit der fremden Elektrizitätsquelle überhaupt zustande kam.
    Übrigens beantwortet das auch Ihre Frage, wie weit Roboter eigentlich gehen, Schwester. Einmaliges gegenseitiges Einstöpseln bringt ein leichtes Kribbeln, aber für das höchste Erleben werden zwischen Mann und Frau bis zu siebenundzwanzig simultane Verbindungen hergestellt. Bei einigen neuen Modellen – die ich für ein bißchen dekadent halte – sind es sogar dreiunddreißig.«
    Schwester Bishop richtete sich erschreckt auf. »Das also haben die beiden Roboter hinter den Büschen getrieben, letzte Woche im Park«, murmelte sie. »Ich dachte, sie reparierten sich gegenseitig. Oder versuchten es wenigstens und kämen dabei mit ihren Drähten durcheinander. Aber erzählen Sie doch weiter, Zane.«
    Zane schüttelte den Kopf. »Manchen fehlen die Manieren«, sagte er. »Die beiden waren vielleicht ein wenig exhibitionistisch veranlagt. Immerhin ist der Sexualtrieb eine gebieterische, stürmische, impulsive Sache. Wie dem auch sei, aus der großen Dortmunder Entdeckung – die natürlich zu der nicht formellen Heiligsprechung St. Wuppertals führte – ergab sich das gesamte Spektrum der Robotsexualität, das bald ein lebenswichtiger Faktor bei der Konstruktion oder beim Umbau von Robotern wurde. (Es gibt noch immer ein paar nicht umgebaute Roboter – ein trauriger Haufen.) Natürlich galt es noch einiges zu lernen – wie man etwa das Vergnügen verlängerte oder seine Elektronen bis zum entscheidenden Moment zurückhielt und so weiter – aber der wichtigste Schritt war getan.
    Man stellte bald fest, daß die Empfindungen am stärksten und befriedigendsten waren, wenn der eine Roboter stark – brunch oder robost, wie wir das nennen – und der andere zart und empfindlich war – das heißt manchmal silf oder ixig. (Allerdings kann ein zu extremer Unterschied zwischen den Partnern gefährlich sein und dazu führen, daß der ixige Roboter durchbrennt.) Die beiden Dortmunder Originalroboter wurden zu Mustern für unser männliches und weibliches Geschlecht, für unsere Roboter und Robixe, obwohl hier auch die allgemeine robotische Neigung zur Nachahmung menschlicher Biologie und Ideen mit im Spiel war. Zum Beispiel ist es für einen Roboter – ich meine jetzt einen brunchen Roboter – zur Tradition geworden, Kontakte zu haben, die die Menschen männlich nennen, nämlich in Steckerform, während eine Robix nur weibliche Kontakte kennt – in Form von Buchsen. Dies kann zu widrigen Momenten führen, wenn sich eine Robix zum Beispiel dringend in eine Steckdose einstöpseln müßte. Für diesen Notfall trägt sie einen männlichen Doppelkontakt bei sich, der allerdings ein Objekt höchster Scham für sie ist, und sie würde sich unter keinen Umständen dabei zusehen lassen, wie sie ihn benutzt.
    Sie können sich nun auch vorstellen, warum Miß Rosa unruhig wurde bei dem Gedanken, daß sie mit geöffneten Buchsen schutzlos dagelegen hat, während sie Elektrizität eingegeben bekam.
    Das Nachahmen menschlichen Ideengutes hat ebenfalls eine große Rolle gespielt – wenn auch vielleicht nicht immer die beste. So kam es etwa zum Entstehen robotischer Brautwerbung, Heirat und anderer Abstufungen der Zuneigung und des Zusammenfindens. Auch hat es sicherlich die Entwicklung weiterer Geschlechter und völlig neuer sexueller Empfindungen verhindert. Immerhin sind wir Roboter eine künstliche, eine produzierte Spezies, die inzwischen fast ebenso oft von Robotern wie von Menschen hergestellt wird, und theoretisch könnten wir den Sex gestalten, wie wir wollten; wir könnten völlig neue Geschlechter schaffen (Roboiden, Roberten, Robus, Robucks und sogar Robädchen – einige Namen, die im Gespräch waren), neue Geschlechtsorgane entwerfen und neue Arten des geschlechtlichen Zusammenseins gestalten, die nicht unbedingt auf zwei Personen beschränkt sind (diese Art Erlebnis – Gänseblümchenschaltung genannt – ist für Roboter auch heute schon erreichbar, aber man re det nicht darüber). Kurz, wir könnten den Sex mit völlig neuem, schöpferisch belebtem Blick betrachten.
    Soweit die Theorie«, sagte Zane und seufzte leise. »In der Praxis neigen wir Roboter dazu, den menschlichen Sex ziemlich phantasielos nachzumachen. Immerhin ist unser Leben doch sehr mit dem der

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