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Die programmierten Musen

Die programmierten Musen

Titel: Die programmierten Musen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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und eine Sekunde lang sah Gaspard durch den Slip die Umrisse einer Handwaffe in einem Halfter.
    Auch ohne die Waffe und trotz ihrer bemerkenswerten Frontpartie wirkte sie erstaunlich finster.

29

    Die Leser-Straße war nicht gerade von Leben erfüllt, aber es zeigte sich doch hier und da unsichere Bewegung. Gleich zu Anfang ihres kurzen Marsches machte Gaspard einen langsam fahrenden Wagen voller Lehrlingsschreiber aus. Zum Glück wurde er gerade von einem Streifenwagen der Regierung verfolgt. Als nächstes kam ein Skelettwagen, in dessen Metallstreben drei robust wirkende Roboter eingeklinkt waren. Ein Schrottlaster raste vorbei. Als sie den Raketen-Verlag erreichten, schwebte ein großer Helikopter über das Dach; LITERA stand in großen Buchstaben am Bug; vom Seitenteil starrten windzerzauste Jünglinge mit schwarzen Rollkragenpullovern herab, neben sich alte Frauen in gold-silbernen Gewändern; am Heck hing ein großes Schild: R OBOTER , NEHMT EUCH IN ACHT ! W ORTMASCHINEN UND A UTOREN AM E NDE ! A UTORENSCHAFT DEN A MATEUREN !
    Gaspard und Schwester Bishop wurden von einem rattengesichtigen Bürojungen – den Gaspard nicht kannte – und einem zweieinhalb Meter großen Türroboter mit abblätternder Goldfarbe in den Raketen- Verlag gelassen. Wahrscheinlich, so überlegte Gas pard, gehörten die beiden zu Flaxmans neuer Schutzmacht; jedenfalls schienen sie gut zu Wächter-Joe zu passen. Im ersten Stockwerk herrschte noch immer der Begräbnisgeruch nach verbrannter Isolation, und die Rolltreppe war auch noch nicht repariert. Das gleiche galt für das Elektroschloß; sie platzten ins Büro und warfen Flaxman glatt vom Stuhl – jedenfalls sahen sie den Kopf des kleinen Verlegers eben hinter seinem Schreibtisch verschwinden.
    Die drei Gehirne ruhten in ihren Kragen auf Cullinghams Tisch, und nur ihre Mikrofone waren eingestöpselt und standen zusammengerückt vor dem großen blonden Mann, der einige Manuskriptseiten in der Hand hielt; andere lagen rings um seinen Stuhl auf dem Boden verstreut. Gaspard und Schwester Bishop hatten kaum Zeit, die Szene zu betrachten, als Flaxman hinter seinem Tisch wieder auftauchte. Er schwenkte den Bohrer, den Miß Rosa gesehen hatte, und sein Mund war geöffnet, als wollte er etwas brüllen. Er überlegte es sich jedoch anders, brachte die Lippen wieder zusammen und zeigte mit einem Finger auf Gaspard und Schwester Bishop und mit dem Bohrer auf Cullingham.
    In diesem Augenblick begann Gaspard zu verstehen, was der andere vorlas.
    »Immer weiter und weiter brandete der Goldene Schwarm und landete auf Planeten und kampierte in Galaxien«, las Cullingham mit überraschend dramatischer Stimme. »In vereinzelten Systemen flammte Widerstand auf. Aber die Raumspeere blitzten und klirrten unbarmherzig, und der Widerstand erstarb.
    Ittala, Hoher Khan des Goldenen Schwarms, verlangte nach seinem Super-Teleskop. Es wurde von katzbuckelnden Wissenschaftlern in den blutverschmierten Pavillon gebracht. Mit wildem Lachen riß er es an sich, entließ seine Gelehrten mit einer verächtlichen Geste und richtete das Teleskop auf einen Planeten in einer fernen Galaxis, der den gelben Plünderern bisher entgangen war.
    Geifer rann aus dem Schnabel des Hohen Khans und an seinen Tentakeln hinab. Er drückte dem fetten Ik Huk, Meister des Harems, einen Ellenbogen in die Seite.
    ›Die da‹, zischte er, ›die in der Mitte der hübschen Truppe auf dem Gras, die mit der Radium-Tiara, bring sie mir!‹«
    Schwester Bishop sagte aus dem Mundwinkel: »Miß Rosa hat sich getäuscht – das ist doch keine Folter hier.«
    »Was?« erwiderte Gaspard auf gleiche Art. »Hören Sie denn nicht?«
    »Ach, das«, sagte sie verächtlich. »Wie ich den Bälgern so oft sage – an Stock und Stein, da bricht das Bein …«
    »Doch Worte können den Wahnsinn frei’n«, schloß Gaspard. »Ich weiß nicht, wo die beiden das Zeug ausgegraben haben, aber ich weiß, daß jeder, der gute Literatur – Wortmaschinenqualität – gewöhnt ist, reif für die Klapsmühle wird, wenn er sich das lange anhören muß.«
    Sie musterte ihn von der Seite. »Sie sind wirklich ein begeisterter Leser, Gaspard, ein Leser, wie ihn sich Autoren wünschen. Sie sollten sich die alten Bücher mal ansehen, die die Gehirne für mich aussuchen – ich wette, die würden Ihnen mit der Zeit auch gefallen.«
    »Sie würden mich nur auf andere Art verrückt machen«, versicherte ihr Gaspard.
    »Woher wollen Sie das wissen?« fragte sie. »Ich le se

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