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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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stattgefunden haben muß. Wenn der »Glen« seine Lichter führte, so führte Standard-Island die seinigen nicht minder. Von der einen Seite waren sie aber so wenig zu erkennen gewesen, wie von der andern. Man stehe hier also einer
Vis major
gegenüber. Nach den Seegesetzen aber habe für dadurch herbeigeführte Havarien jeder selbst einzustehen, und es könne weder von Reclamationen noch von einer Verantwortlichkeit die Rede sein.«
    Antwort des Kapitän Turner:
    »Seine Excellenz der Gouverneur würde damit zweifelsohne Recht haben, wenn es sich um zwei Schiffe unter gewöhnlichen Verhältnissen handelte. Wenn der »Glen« diesen entsprach, so könne das doch nicht von Standard-Island gelten, das doch kein Schiff im strengen Sinne des Wortes wäre, sondern eine dauernde Gefahr bilde, indem es sich mit seiner enormen Masse auf befahrenen Seestraßen fortbewege, daß es einer Insel oder einer Klippe gleiche, die ihre Lage so unausgesetzt veränderte, daß sich deren Eintragung auf den Seekarten von selbst verbiete, daß England von jeher gegen dieses, durch hydrographische Messungen bezüglich seiner Oertlichkeit nie zu bestimmende Hinderniß protestiert habe und daß Standard-Island stets für Unfälle haftbar bleibe, die durch seine Natur herbeigeführt wurden u. s. w.«
    Den Anführungen des Kapitän Turner fehlt es offenbar nicht an Logik, was Cyrus Bikerstaff im Grunde auch einsieht. Er allein kann hier aber doch keine Entscheidung treffen. Die Sache muß einem Spruchcollegium unterbreitet werden, und er kann dem Admiral Sir Edward Collinson nur erwidern, daß er von seiner Reclamation Kenntniß genommen habe. Glücklicherweise war es ohne Menschenverlust abgegangen….
    »Ja, das war ein großes Glück, erwiderte Kapitän Turner; zum Verluste eines Schiffes und der Millionen, die durch Verschuldung Standard-Islands verschlungen wurden, ist es aber doch gekommen. Verpflichtet sich der Gouverneur von vornherein, die angegebene Entschädigungssumme für den »Glen« und seine Ladung zu Händen des Admirals Sir Edward Collinson abzuführen?«
    Wie hätte der Gouverneur darauf eingehen können? Uebrigens bietet Standard-Island ja genügende Garantie. Es hat für jeden Schaden aufzukommen, wenn amtlich entschieden wurde, daß es, nach Untersuchung des Falles, für die Ursachen desselben wie für die Höhe des angerichteten Schadens verantwortlich sei.
    »Das ist das letzte Wort Eurer Excellenz? fragt Kapitän Turner.
    – Mein letztes Wort, erklärt Cyrus Bikerstaff, denn ich bin außer Stande, mich für die Verantwortlichkeit der Compagnie zu engagieren.«
    Der Gouverneur und der englische Kapitän wechseln noch einige, womöglich noch kältere Höflichkeiten. Nachher begiebt sich letzterer in dem bereitstehenden Wagen wieder zum Backbordhafen und zurück nach dem »Herald«, wohin ihn die seiner harrende Dampfbarkasse überführt.
    Der Rath der Notabeln erhält Kenntniß von Cyrus Bikerstaff’s Antwort und billigt sie ebenso wie nach deren weitern Bekanntwerden die ganze Einwohnerschaft Standard-Islands. Niemand ist willig, sich der unverschämten und befehlerischen Forderung der Vertreter Ihrer britannischen Majestät zu unterwerfen.
    Der Commodore Simcoë ertheilt also Anweisung, mit möglichster Schnelligkeit weiterzufahren.
    Wird es aber möglich sein, sich einer etwaigen Verfolgung durch das Geschwader des Admirals Collinson zu entziehen, dessen Schiffe doch bestimmt eine größere Geschwindigkeit entwickeln können? Und wenn jenerseiner Forderung nun durch einige Melinitgeschosse Nachdruck giebt, was dann? Wohl können die Batterien der Insel den Armstrongkanonen, womit die Kreuzer ausgerüstet sind, gebührend antworten, die Engländer haben aber ein ungleich größeres Zielobject… was soll aus den Frauen, den Kindern werden, wenn sie keine schützende Zuflucht finden?… Alle Schüsse des Feindes müssen treffen, während die Batterien am Sporn und am Achter auf ein beschränktes und bewegliches Ziel mindestens fünfzig Procent ihrer Schüsse verschwenden?
    Es gilt zunächst also die Entscheidung des Admirals abzuwarten. Das verlangt nicht viel Zeit.
    Um neun Uhr fünfundvierzig kracht zunächst ein blinder Schuß aus dem Mittelthurme des »Herald«, während gleichzeitig die Flagge des Vereinigten Königreichs am Maste emporsteigt.
    Unter dem Vorsitz des Gouverneurs und seiner Adjuncten verhandelt der Rath der Notabeln noch im Sitzungssaale des Rathhauses. Diesmal sind Jem Tankerdon und Nat Coverley

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