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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Regenstürze, so daß schon etwas Touristentollheit dazu gehört, das Land durchstreifen zu wollen. Trotzdem thun das Frascolin, Yvernes und Pinchinat, der Violoncellist ist aber nicht zu bewegen, sein behagliches Zimmer im Casino vor dem Abend zu verlassen und bevor der Nachtwind den Strand von Maofuga etwas erfrischt hat. Auch der Oberintendant entschuldigt sich, die drei Tollköpfe nicht begleiten zu können.
    »Ich würde unterwegs zerschmelzen! erklärt er.
    – Dann brächten wir Sie auf Flaschen gezogen nach Hause!« antwortet der Bratschist.
    Diese verlockende Aussicht kann Calistus Munbar, der in festem Zustande zu bleiben vorzieht, doch nicht andern Sinnes machen.
    Zum Glück neigt sich die Sonne schon seit drei Wochen der nördlichen Erdhälfte wieder zu, und Standard-Island kann sich von ihrem Gluthherde so weit entfernt halten, daß es sich eine normale Temperatur sichert.
    Mit dem Frühroth des nächsten Tages verlassen die drei Freunde also Maofuga und wandern der Hauptstadt der Insel zu. Gewiß ist es warm, doch noch erträglich unter dem Dache von Cocospalmen, Lakilakis, Tui-tuis, das sind Lichterbäumen, und Cocas, deren rothe und schwarze Beeren glänzende Traubenbüschel bilden.
     

    Mit einem weißen Hemde angethan, stand Seine Majestät… (S. 275.)
     
    Erst gegen Mittag zeigt sich die Hauptstadt in all’ ihrem blühenden Glanze – ein Ausdruck, der zu dieser Jahreszeit ganz berechtigt ist. Der Palast des Königs scheint aus einem riesigen Bouquet von Grün hervorzutreten. Einen auffallenden Contrast bieten die blumenübersäeten Hütten der Eingebornen mit den Wohnungen von stockenglischem Aussehen, z. B. der Niederlassung der protestantischen Missionäre. Der Einfluß dieser wesleyanischen Priester hat sich hier überall vorwiegend geltend gemacht, und die Tongier nahmen, freilich nach manchem traurigen Blutvergießen, deren Glaubenslehre an.
    Immerhin haben sie auf ihre kanakische »Religion«, wenn man so sagen darf, keineswegs ganz verzichtet. Bei ihnen steht der Oberpriester über dem Könige. In ihrer merkwürdigen Cosmogonie spielen gute und böse Geister eine wichtige Rolle. Das Christenthum wird schwerlich das noch immer geübte Tabu auszurotten vermögen, und wenn ein solches aufgehoben werden soll, geht es nicht ohne Entsühnungsceremonien ab, bei denen zuweilen Menschenopfer vorkommen.
    Nach den Berichten verschiedner Forscher – vorzüglich Aylie Marin’s gelegentlich seiner Reise im Jahre 1882 – kann Nakualosa noch immer nur als halbcivilisiert betrachtet werden.
    Frascolin, Pinchinat und Yvernes haben nicht das Verlangen empfunden, dem König Georg ihre Huldigung zu Füßen zu legen.
     

    Als sie anlangten, war das Fest schon in vollem Gange. (S. 277.)
     
    Das ist gar nicht im bildlichen Sinne zu nehmen, denn es herrscht hier die Sitte, dem Souverän die Füße zu küssen. Unsre Pariser schätzen sich glücklich, dessen enthoben zu sein, als sie auf einem Platze von Nakualosa den »Tui«, wie man Seine Majestät hier nennt, mit einer Art weißem Hemde und einem kleinen, seine Hüften umschließenden Rocke aus heimischem Gewebe bekleidet, vor Augen bekommen. Dieser Fußkuß würde gewiß zu ihren unangenehmsten Reiseerinnerungen gehört haben.
    »Man sieht hieraus, bemerkt Pinchinat, daß es der Insel sehr an Wasser fehlen muß!«
    Wirklich kennt man auf Vavao ebenso wie auf Tonga-Tabu und den andern Inseln des Archipels nichts von einem Flusse oder Bache. Die Eingebornen haben nichts als das in Cisternen gesammelte Regenwasser zur Verfügung und sparen das nicht weniger, als ihr König Georg I.
    Sehr ermüdet sind die drei Touristen heute nach dem Hafen von Moafuga zurückgekehrt und begeben sich noch nach ihren schönen Zimmern im Casino. Dem ungläubigen Sebastian Zorn versichern sie, daß ihr Ausflug hochinteressant gewesen sei. Doch alle Jubelhymnen Yvernes’ vermögen den Violoncellisten nicht zu bestimmen, am nächsten Tage das Dorf Mua mit zu besuchen.
    Der Marsch dahin sollte sehr lang und anstrengend werden. Doch gerade das Innere des wunderbaren Landes zu sehen, ist von besonderm Interesse, und die Touristen brechen deshalb zu Fuß nach der Bay von Mua auf, immer nahe dem Korallenuser dahin, vor dem viele Eilande liegen und wo sich die Cocosbäume ganz Oceaniens ein Stelldichein gegeben zu haben scheinen.
    In Mua treffen sie erst am Nachmittage ein, so daß sie dort übernachten müssen, wozu sich für sie als Franzosen die Niederlassung der katholischen

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