Die Propeller-Insel
und gezwungen, das Instrument zurückzubringen. Das ging aber doch nicht so glatt ab, und es fehlte nicht viel daran, daß ein Ultimatum des Gouverneurs Cyrus Bikerstaff gelegentlich einer Frage des Tabu die religiösen Leidenschaften des ganzen Archipels erweckt hätte.
Die Aufhebung des Tabu mußte übrigens vorschriftsmäßig, unter Beachtung aller für solche Fälle vorgesehenen Ceremonien erfolgen. So wurden nach alter Sitte eine Anzahl Schweine geschlachtet, mit süßen Bataten, Taros und Macoresrüchten zwischen heißen Steinen gedämpft und schließlich zur großen Befriedigung der tongischen Magen verzehrt.
Das Violoncell hatte sich bei dem lärmenden Vorfalle nur etwas verstimmt, und Sebastian Zorn konnte dem leicht abhelfen, nachdem er sich zu seiner Freude überzeugt, daß es in den Händen des halbwilden Musikenthusiasten wenigstens keinen weitern Schaden genommen hatte.
Sechstes Capitel.
Eine Sammlung von Raubthieren.
Von Tonga-Tabu aus steuert Standard-Island nun nach Nordwesten, auf die Fidschi-Inseln zu und entfernt sich mit der dem Aequator zustrebenden Sonne wieder mehr vom südlichen Wendekreise. Es braucht sich nicht zu beeilen.
Jene Inselgruppe liegt nur zweihundert Meilen weit von hier, und der Commodore Simcoë läßt deshalb ein ganz mäßiges Tempo einhalten.
Der Wind wechselt zwar häufig, das bleibt aber für das schwimmende Bauwerk ohne Bedeutung. Selbst wenn hier zuweilen heftige Gewitterstürme losbrechen, denkt auf dem Juwel des Stillen Oceans niemand daran, sich deshalb zu beunruhigen. Alle die Atmosphäre sättigende Elektricität wird von den zahllosen Blitzableitern aufgesaugt, mit denen alle Gebäude ausgerüstet sind; Regenfälle, auch wenn sie sehr stark werden, sind ja am Ende nur willkommen.
Der Park und das Feld leben unter den übrigens seltnen Douchen von neuem auf. Das Leben verläuft unter den glücklichsten Verhältnissen, unter Festen, Concerten und verschiednen Zerstreuungen. Zwischen den beiden Stadthälften sind die Beziehungen häufiger geworden und nichts scheint mehr die Sicherheit der Zukunft zu gefährden.
Der von Löwen verfolgte Tramwagen. (S. 284.)
Cyrus Bikerstaff hat es nicht zu bereuen, auf Ersuchen des Kapitän Sarol den Neu-Hebridiern Ueberfahrt gewährt zu haben. Die Leute suchen sich überall nützlich zu machen. Sie beschäftigen sich mit Feldarbeiten, ganz wie auf Tonga-Tabu. Sarol und seine Malayen bleiben fast stets bei ihnen, und am Abend begeben sich diese nach den beiden Häfen, wo ihnen Unterkunft bereitet worden ist. Keine Klage erhebt sich gegen sie. Vielleicht bot sich hier Gelegenheit, sie zu bekehren. Bisher haben sie das Christenthum noch nicht angenommen, gegen das ein großer Theil der neuhebridischen Bevölkerung sich trotz aller Bemühungen katholischer und protestantischer Missionäre ablehnend verhalten hat. Die Geistlichkeit von Standard-Island hat wohl daran gedacht, der Gouverneur verweigerte dazu aber seine Erlaubniß.
Die im Alter von zwanzig bis vierzig Jahren stehenden NeuHebridier sind von mittlerer Größe. Etwas dunkler als die Malayen bilden sie zwar keinen so schönen Typus wie die Einwohner von Tonga oder Samoa, scheinen dafür aber weit ausdauernder als diese zu sein. Ihren geringen, bei den Maristen von Tonga-Tabu erworbnen Verdienst bewahren sie sorgsamst und denken gar nicht daran, das Geld für alkoholische Getränke zu vergeuden, die sie hier auch nur in ganz kleinen Mengen hätten erhalten können. Bei dem jetzigen, ganz kostenlosen Leben fühlten sie sich jedenfalls weit glücklicher, als je auf ihrem wilden Archipel.
Und doch sollen diese Eingebornen, Dank dem Kapitän Sarol, mit ihren Landsleuten von den Neuen Hebriden an dem Zerstörungswerke mithelfen, dessen Stunde immer mehr herannaht. Dann wird ihre ganze natürliche Wildheit zu Tage treten. Sie sind ja die Nachkommen jener Mordgesellen, die den Völkern dieses Theils des Großen Oceans einen so schlechten Ruf erworben haben.
Inzwischen leben die Milliardeser in der Ueberzeugung, daß nichts eine Existenz, für die alles so logisch vorgesehen, so weise geordnet ist, zu gefährden vermöge. Das Quartett erntet wie früher seine Erfolge. Niemand wird müde, ihm zuzuhören und zu applaudieren. Ohne von den regelmäßigen Concerten im Casino zu reden, veranstaltet Mrs. Coverley nicht selten sehr besuchte musikalische Soiréen, die auch der König und die Königin von Malecarlien wiederholt mit ihrer Gegenwart beehren. Haben auch die
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