Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Missionäre ganz angezeigt erweist. Der Superior begrüßt seine Gäste mit wahrhaft rührender Freude. Bei ihm verbringen sie einen höchst angenehmen Abend in anziehendem Geplauder, das sich mehr auf Frankreich als auf die tongische Colonie bezieht. Die Ordensgeistlichen denken nicht ohne Wehmuth an die so entfernte Heimat. Und doch genießen sie hier die Befriedigung, hochgeachtet und geehrt zu sein von der kleinen Welt, die sie trotz mancher Hindernisse zum katholischen Glauben bekehrt haben. Die Methodisten haben hier sogar eine Art Annex zu dem Dorfe Mua errichten müssen, um die Interessen des wesleyanischen Proselytismus nicht ganz in den Hintergrund treten zu lassen.
    Der Superior zeigt seinen Gästen mit einem gewissen Stolze die Anlagen der Mission, das von den Eingebornen von Mua freiwillig erbaute Wohnhaus und die hübsche Kirche, errichtet nach den Plänen tongischer Architekten, deren sich ihre Collegen in Frankreich nicht zu schämen brauchten.
    Am Abend gehen alle in der Umgebung des Dorfes spazieren, und zwar bis nach den alten Gräbern von Tui-Tonga, wo Schiefergestein und Korallen sich in primitiver und anziehender Kunst vermischen. Dann folgt ein Besuch der uralten Anpflanzung von Meas, Bananen oder monströsen Feigenbäumen mit gleich Schlangen verschlungenen Wurzeln – Baumriesen, die zuweilen einen Umfang von sechzig Metern haben. Frascolin besteht darauf, diesen zu messen, schreibt das Ergebniß in sein Taschenbuch ein und läßt es sich durch den Superior eigens bestätigen. Nun soll Einer das Vorkommen eines solchen Wunders der Pflanzenwelt noch anzweifeln!
    Nach einem guten Abendbrod genießt man in den Zimmern der Mission eine erquickende Ruhe, um nach ebenso gutem Frühstück und herzlichem Abschied von den in Mua siedelnden Missionären nach Standard-Island zurückzukehren, wo die kleine Gesellschaft eintrifft, als es am Thurme des Rathhauses fünf Uhr schlägt. Diesmal bedürfen die drei Ausflügler keiner poetischen Uebertreibungen, um Sebastian Zorn zu versichern, daß die letzten beiden Tage ihnen unvergeßlich bleiben werden.
    Am folgenden Tage erhält Cyrus Bikerstaff den Besuch des Kapitän Sarol, der folgenden Zweck hatte:
    Eine Anzahl Malayen – etwa hundert – waren von den Neuen Hebriden geholt und nach Tonga-Tabu zur Urbarmachung großer Bodenstrecken gebracht worden, einer Arbeit, zu der die trägen Eingebornen hier nie zu gebrauchen wären. Nachdem sie ihre Arbeit kürzlich vollendet hatten, warteten die Malayen auf eine Gelegenheit zur Heimreise. Der Kapitän Sarol kam nun, um zu fragen, ob der Gouverneur gestatten würde, sie auf Standard-Island mitzunehmen. Binnen fünf bis sechs Wochen sollte dieses bei Erromango eintreffen, und die Ueberführung jener Leute könnte das städtische Budget doch nicht nennenswerth belasten. Es wäre nicht schön gewesen, den wackern Leuten eine so leicht zu erweisende Gefälligkeit abzuschlagen. Der Gouverneur giebt also dem Anliegen nach und erntet dafür die Danksagungen nicht nur der Malayen, sondern auch der Maristen von Tonga-Tabu, für die jene hierher geholt worden waren.
    Wer hätte ahnen können, daß der Kapitän Sarol sich damit nur Helfershelfer verschaffte, daß diese NeuHebridier ihn zur gelegnen Zeit in seinen schwarzen Plänen unterstützen würden! Und konnte er sich nicht Glück wünschen, jene auf Tonga-Tabu getroffen und nach Standard-Island eingeschmuggelt zu haben?
    Für den nächsten Tag ist die Abreise der Milliardeser aus dem Archipel geplant.
    Am Nachmittage können sie noch einem halb weltlichen, halb geistlichen Feste beiwohnen, an dem die Eingebornen eifrigst theilnehmen.
    Das Programm dazu enthält unter anderm verschiedne Tanzaufführungen, und da das das Interesse unsrer Pariser erweckt, begeben sie sich gegen drei Uhr aus Land.
    Der Oberintendant begleitet sie, doch diesmal schließt sich ihnen auch Athanase Dorémus an, denn einer derartigen Festlichkeit kann ein Tanz-und Anstandslehrer ja unmöglich fern bleiben. Sogar Sebastian Zorn hat sich entschlossen, seinen Kameraden zu folgen, gewiß mehr in der Absicht, die tongische Musik anzuhören, als die choreographischen Leistungen der Landesbevölkerung zu bewundern.
    An Ort und Stelle angelangt, war das Fest schon in vollem Gange. Der Kavaliqueur, ein Auszug der getrockneten Pfefferbaumwurzel, macht fleißig die Runde und rinnt durch die Kehlen von etwa hundert Tänzern, Männern und Frauen, jungen Burschen und jungen Mädchen, von denen die letzteren

Weitere Kostenlose Bücher