Die Propeller-Insel
der Unterhaltungen Standard-Islands führt, so wird diese in allen Aemtern und Würden einfach bestätigt, und man hätte auch wirklich keinen geeigneteren Nachfolger für den schier unersetzlichen Mann finden können.
»Nun ist ja alles bestens geordnet, bemerkt Frascolin, die Zukunft Standard-Islands ist gesichert und nichts mehr zu fürchten.
– Das werden wir ja sehen,« brummt der starrsinnige Violoncellist.
Unter diesen Verhältnissen soll nun die Verheiratung Walter Tankerdon’s mit Miß Dy vor sich gehen. Die beiden Familien werden durch pecuniäre Interessen verbunden sein, die, in Amerika wie anderswo, die festesten Bande zu bilden pflegen. Welche versprechende Aussichten für die Bürger von Standard-Island! Seitdem dieses den reichsten Milliardesern gehört, scheint es eher noch unabhängiger, noch mehr als früher Herr seines eignen Geschicks zu sein; es hat die Fessel gesprengt, die es bisher noch mit der Madeleinebay verknüpfte.
Jetzt wenden sich alle Gedanken dem bevorstehenden Feste zu.
Sollen wir erst die Freude der betheiligten Parteien hervorheben, auszudrücken versuchen, was sich nicht mit Worten sagen läßt, das Glück malen, das sie verheißend umstrahlt? Die beiden Verlobten trennen sich gar nicht mehr von einander. Was für Walter Tankerdon und Miß Coverley anfänglich eine Convenienzehe zu werden schien, gestaltet sich thatsächlich zu einer Herzensangelegenheit. Beide hegen für einander eine Neigung, bei der Interessenfragen gar nicht ins Spiel kommen. Der junge Mann und das junge Mädchen besitzen schon allein Eigenschaften, die ihr späteres Glück sichern. Dieser Walter ist ein wahrhaft goldnes Herz und Miß Dy aus demselben Metall geschmiedet – natürlich in bildlichem Sinne, nicht im buchstäblichen, obwohl ihre Millionen eine solche Deutung nahe legen könnten. Sie sind in Wahrheit für einander geschaffen. So zählen sie die Tage und die Stunden, die sie noch von dem ersehnten 27. Februar trennen. Sie bedauern nur das eine, daß Standard-Island nicht nach dem 180. Grad der Länge hinfährt, denn wenn es von Westen her dahin käme, müßte es noch einen Tag aus seinem Kalender streichen, und die zukünftigen Gatten genössen ihr Glück um vierundzwanzig Stunden früher. Doch nein, die Feierlichkeit soll in Sicht der Neuen Hebriden vor sich gehen und sie müssen sich dem wohl oder übel fügen.
Wir bemerken hier auch, daß das Schiff mit all den Wunderdingen aus Europa, das »Ausstattungsschiff«, noch nicht eingetroffen ist. Von allen den Luxusdingen, die es bringen soll, würden die beiden Verlobten aber gern absehen, sie bedürfen zu ihrem Glücke des äußerlichen Tandes ja nicht. Wenn sie sich gegenseitig ihre Liebe schenken, was brauchen sie dann mehr?
Ihre Familien freilich, ihre Freunde, die ganze Bevölkerung Standard-Islands bestehen darauf, daß die Ceremonie mit außergewöhnlichem Glanze umgeben werde. Hartnäckig bleiben deshalb die Fernrohre nach dem östlichen Horizont hinaus gerichtet. Jem Tankerdon und Nat Coverley haben sogar einen recht hohen Preis für Den ausgesetzt, der den erwarteten Dampfer zuerst sähe, das Schiff, das für die Ungeduld aller Betheiligten viel zu langsam vorwärts kommt.
Inzwischen ist das Programm für das Fest sorgsam ausgearbeitet worden. Es umfaßt öffentliche Spiele, Empfänge und Gesellschaften, die doppelte Trauungsfeierlichkeit im protestantischen Tempel und in der katholischen Kathedrale, die Gala-Soirée im Stadthause und eine große Festlichkeit im Park. Calistus Munbar hat die Augen überall; er opfert sich auf, hetzt sich ab, er ruiniert dabei fast seine Gesundheit… doch was thut das? Sein Temperament zwingt ihn dazu, man würde ihn ebensowenig aufhalten können, wie einen Eisenbahnzug, der in voller Schnelligkeit dahinbraust.
Die Cantate ist auch fertig geworden. Yvernes, der Dichter, und Sebastian Zorn, der Tonsetzer, haben sich als einander würdig erwiesen. Diese Cantate soll von dem zahlreichen Chor einer orpheonischen Gesellschaft, welche eigens zu diesem Zwecke gegründet wurde, vorgetragen werden. Die Wirkung derselben muß großartig werden, wenn sie auf dem elektrisch beleuchteten Square des Observatoriums ertönt. Darauf soll das Brautpaar vor dem Standesbeamten erscheinen und um Mitternacht die kirchliche Einsegnung inmitten des feenhaften Glanzes von ganz Milliard-City stattfinden.
Endlich wird das erwartete Schiff gemeldet. Einer der Wachposten des Steuerbordhafens war es, der den ausgesetzten
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