Die Propeller-Insel
erstaunen zu machen, und wenn es auch ganz unerwartet kommt. Für sie bildet das eine ganz natürliche Entwicklungsstufe eines Geschäftes, ein Vorkommniß, das man hinnehmen muß und widerspruchslos hinnimmt. Die Milliardeser betrachten die Sache auch mit dem gewohnheitsmäßigen Phlegma. Die Company ist zusammengebrochen… damit gut. Dergleichen kann den ehren« werthesten finanziellen Vereinigungen widerfahren. Ob ihre Passiven wohl sehr beträchtlich sind?… Allerdings; die vom Liquidator aufgemachte Bilanz zeigt, daß sie fünfhundert Millionen Dollars, das sind zwei Milliarden fünfhundert Millionen Francs, betragen… Was ist nun an dem Zusammenbruche schuld?… O, weiter nichts als Speculationen – mag man sie unsinnig nennen, weil sie fehlgeschlagen sind – die doch den erhofften Erfolg haben konnten… Ein Vorhaben in größtem Maßstabe, die Gründung einer ganz neuen Stadt auf dem Gebiete von Arkansas, die in Folge einer geologischen Depression, die niemand voraussehen konnte, versanken ist. Jedenfalls ist das kein Fehler der Gesellschaft selbst, und wenn große Landstrecken sinken, ist es nicht zu verwundern, daß auch die Actionäre dabei mitversinken. So festgefügt Europa erscheint, kann sich daselbst doch alle Tage etwas ganz ähnliches ereignen. Standard Island freilich hat nichts dergleichen zu befürchten, und das beweist gewiß schlagend seine Ueberlegenheit über die Festländer oder die Inseln der Erde.
Jetzt gilt es, entschlossen zu handeln. Die Activen der Gesellschaft bestehen zur Zeit aus dem Werthe der Propeller-Insel, ihrem Rumpfe selbst, den Werkstätten und Anlagen, den Hôtels, Häusern, dem Feld und der Flottille – kurz aus allem, was das schwimmende Bauwerk des Ingenieurs William Terson trägt, und allem, was damit zusammenhängt; unter anderem also die gesammten Baulichkeiten an der Madeleinebay. Erscheint darauf hin die Gründung einer neuen Gesellschaft angezeigt, die das Ganze in Bausch und Bogen nach festem Preise oder durch Versteigerung ersteht?… Gewiß… damit ist gar nicht zu zögern, und der Erlös von diesem Verkaufe wird zur Begleichung der Schulden der Company Verwendung finden. Ist es aber behufs Gründung dieser neuen Gesellschaft nothwendig, auf fremde Capitalien zurückzugreifen? Sind die Milliardeser nicht reich genug, sich Standard-Island aus eigner Tasche zu bezahlen? Es erscheint ja vortheilhafter, daß die einfachen Miethsleute des Juwels des Stillen Oceans Eigenthümer desselben werden, und ihre eigne Verwaltung dürfte mit der der verkrachten Gesellschaft doch wohl mindestens gleichwerthig sein.
Wie viele Milliarden sich im Portefeuille der Mitglieder des Raths der Notabeln befinden, ist ja ziemlich bekannt. Diese Herrn sind daher der Ansicht, daß Standard-Island unverzüglich gekauft werden müsse. Zum Abschluß der nothwendigen Verhandlungen ist der Liquidator ermächtigt Wenn die Company überhaupt Aussicht hat, die zur Liquidation erforderlichen Summen in kurzer Zeit zu beschaffen, so kann sie diese nur in den Taschen der Notabeln von Milliard-City suchen, von denen verschiedne schon heute zu den stärksten Actionären zählen. Jetzt, wo die Rivalität zwischen den beiden ersten Familien und den beiden Stadthälften nicht mehr besteht, macht die Sache sich voraussichtlich ganz allein. Die Angelsachsen der Vereinigten Staaten pflegen nichts auf die lange Bank zu schieben. Das erforderliche Capital wird gleich im Laufe der Sitzung gezeichnet. Die Ansicht des Rathes der Notabeln geht dahin, von einer öffentlichen Subscription ganz abzusehen. Jem Tankerdon, Nat Coverley und einige Andere betheiligen sich mit vierhundert Millionen Dollars. Ueber den Preis wird gar nicht groß verhandelt. Hier heißt es ihn annehmen oder die Hand davon zu lassen… und der Liquidator greift zu.
Die ganze Welt von Milliard-City betrachtete die Wunderwerke. (S. 343.)
Der Rath war um acht Uhr dreizehn Minuten im Saale des Stadthauses zusammengetreten. Bei seinem Auseinandergehen um neun Uhr siebenundvierzig Minuten ist das Eigenthumsrecht an Standard-Island in die Hand der allersteinreichsten Milliardeser und einiger ihrer Freunde übergegangen und die bisherige Firma in »Jem Tankerdon, Nat Coverley and Company« umgeändert.
Sowie die Nachricht von dem Zusammenbruch der Company unter der Bevölkerung der Propeller-Insel keinerlei Beunruhigung erzeugte, so geht auch die von der Erwerbung Standard-Islands durch die ersten Notabeln ziemlich spurlos an jenen
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