Die Propeller-Insel
sich darin befinden, vor einer elenden Hinschlachtung gerettet werden könnten.
Der König von Malecarlien, Ethel Simcoë und der Colonel Stewart erörtern schon die Frage der Flucht durch die Hintergebäude des Stadthauses. Doch wo sollte man dann Schutz suchen? Bei der Achterbatterie?… Wird man diese erreichen können?… In einem der Häfen?… Diese sind ja schon von den Eingebornen besetzt… Und sollte man die schon zahlreichen Verwundeten ihrem Schicksal überlassen?
Da fällt ein glücklicher Schuß, der der Gesammtlage plötzlich eine andre Wendung giebt.
Der König von Malecarlien ist, ohne auf die Kugeln und Pfeile um ihn her zu achten, auf den Balkon hinausgetreten. Er legt die Büchse an, zielt auf den Kapitän Sarol, gerade als einige Feinde schon durch eine gesprengte Thür eindringen wollen…. Der Kapitän Sarol stürzt getroffen zur Erde.
Durch den Tod ihres Anführers erschreckt, weichen die Malayen, den Gefallnen mitschleppend, zurück und von Furcht getrieben fliehen die meisten nach dem Gitterthore des Square zu.
Fast gleichzeitig entsteht ein neues Lärmen weit oben in der Ersten Avenue, wo ein plötzliches Gewehrfeuer beginnt.
Was mag da vorgehen?… Hatten die Vertheidiger der Häfen und der Batterie wieder die Oberhand gewonnen? Marschieren sie auf die Stadt zu? Wollen sie trotz ihrer kleinen Zahl dem Feind in den Rücken fallen?
»Von der Seite des Observatoriums her wird das Feuer wieder lebhafter, sagt der Colonel Stewart.
– Da werden die Schurken eine Verstärkung erhalten haben, meint der Commodore Simcoë.
– Das denk’ ich nicht, bemerkt der König von Malecarlien, denn was sollte dann das Gewehrfeuer bedeuten?…
– Ja, ja, dort geht etwas neues vor, ruft Pinchinat, und etwas neues zu unserm Vortheil….
– Seht… seht, sagt Calistus Munbar, die Spitzbuben geben alle Fersengeld…
– Vorwärts, meine Herrn, ruft der König von Malecarlien, jagen wir die Mordbande aus der Stadt! Vorwärts!«
Officiere, Milizen, Seeleute und alle übrigen eilen wieder hinunter, und zur großen Thür hinaus…
Der Square ist leer, die Wilden fliehen kopfüber, die einen die Erste Avenue hinunter, die andern durch die Nachbarstraßen.
Die Ursache der schnellen und unerwarteten Veränderung der Lage war nicht sofort zu durchschauen, wenn auch der Tod des Kapitän Sarol und damit der Mangel jeder Führung dazu beigetragen haben mochte. Immerhin konnte man kaum annehmen, daß die an Zahl weit überlegnen Angreifer durch den Tod ihres Anführers so entmuthigt worden wären, vorzüglich in dem Augenblicke, wo sie das Stadthaus gleich in ihrer Gewalt haben mußten.
Vom Commodore Simcoë und dem Colonel Stewart mit fortgerissen, stürmte man, etwa zweihundert Mann Seeleute und Milizen und mit ihnen Jem und Walter Tankerdon, Nat Coverley, Frascolin und seine Kameraden, die Erste Avenue hinab und trieb die Fliehenden vor sich her, die sich nicht einmal mehr umkehren, um ihnen eine Kugel oder einen Pfeil entgegenzusenden, sondern Gewehre, Bogen und Zagaien einfach wegwerfen.
»Vorwärts! Drauf und dran!« ruft der Commodore Simcoë mit weitschallender Stimme.
Inzwischen verdoppelt sich das Gewehrfeuer in der Nähe des Observatoriums. Offenbar ist hier ein hitziger Kampf entbrannt.
Hat Standard-Island Hilfe erhalten?… Doch welche Hilfe… und woher kam sie?
Wie dem auch sein mochte, jedenfalls flohen die Feinde, von unbeschreiblichem Schrecken ergriffen, nach allen Richtungen. Es sieht aus, als wären sie vom Backbordhafen her angegriffen worden.
Ja… Gegen eintausend Neu-Hebridier sind unter Führung französischer Ansiedler von der Insel Sandwich nach Standard-Island geeilt.
Was Wunder, daß das Quartett, als es mit den tapfern Landsleuten zusammentraf, sich in der Muttersprache angeredet sah.
Diese unerwartete, man möchte fast sagen, wunderbare Unterstützung war unter folgenden Verhältnissen zu Stande gekommen:
Während der vorhergehenden Nacht und seit Tagesanbruch war Standard-Island immer mehr nach der Insel Sandwich getrieben worden, wo, wie erwähnt, eine französische Colonie angesiedelt war. Sobald die Colonisten nun Wind von dem Ueberfall durch den Kapitän Sarol bekamen, beschlossen sie, mit tausend unter ihrem Einfluß stehenden Eingebornen der Propeller-Insel zu Hilfe zu kommen. Zu ihrer Ueberführung erwiesen sich freilich die Boote auf der Insel Sandwich als nicht zureichend…
Da kann man sich wohl die Freude der Ansiedler vorstellen, als Standard-Island,
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