Die Propeller-Insel
auch die Angelegenheit wegen eines neuen Gouverneurs für Standard-Island regeln.
Am nächsten Tage ruft eine ergreifende Feierlichkeit die ganze Einwohnerschaft nach dem Quai des Steuerbordhafens. Die Leichen der Malayen und Eingebornen werden einfach ins Meer geworfen, dasselbe darf aber mit denen, die für die Vertheidigung Standard-Islands gefallen sind, natürlich nicht geschehen. Ihre sorgsam aufgehobnen Körper werden nach dem Tempel oder nach der Kathedrale geschafft, wo ihnen die letzten Ehren erwiesen werden. Für den Gouverneur Bikerstaff wie für die Niedrigsten sprechen Alle gleiche Gebete und geben einem gleichen Schmerze Ausdruck.
Dann wird die traurige Ladung einem der schnellsten Dampfer von Standard-Island anvertraut, und dieser geht nach der Madeleinebay ab, um die kostbaren Ueberreste der Beerdigung in christlicher Erde zuzuführen.
Zwölftes Capitel.
Steuerbord gegen Backbord.
Standard-Island hat die Gewässer der Insel Sandwich am 3. März verlassen, nachdem vorher der französischen Colonie und deren Verbündeten der wärmste Dank abgestattet worden war. Es sind Freunde, die sie wiedersehen werden, Brüder, die Sebastian Zorn und seine Kameraden auf dieser Insel in der Gruppe der Neuen Hebriden zurücklassen, die in Zukunft jedes Mal besucht werden sollen.
Unter Anleitung des Commodore Simcoë sind alle Ausbesserungsarbeiten schnellstens zu Ende geführt worden. Die Schäden waren kaum beträchtlich zu nennen. Vorzüglich sind die elektrischen Maschinen unbeschädigt geblieben. Die Propeller-Insel wird also unverzüglich nach den Gegenden des Stillen Oceans zurückkehren, wo die Kabel ihr gestatten, mit der Madeleinebay in Verbindung zu treten. Man gewinnt damit die Gewißheit, daß die weitere Fahrt ohne Fehlrechnung verlaufen und Standard Island binnen vier Monaten an der amerikanischen Küste wieder eingetroffen sein werde.
»Na, wir wollen’s hoffen, sagt Sebastian Zorn, als der Oberintendant sich wieder in überschwenglichen Lobpreisungen seines schwimmenden Bauwerks ergeht.
– Doch welche harte Lehre haben wir erhalten, bemerkt Calistus Munbar. Wer hätte einen Argwohn gegen die so dienstfertigen Malayen, gegen jenen Kapitän Sarol hegen können?… Natürlich ist es das letzte Mal gewesen, daß Standard-Island Fremde bei sich aufgenommen hat….
– Selbst wenn ein Schiffbruch sie Ihnen in den Weg führte? fragt Pinchinat.
– He, was wollen Sie, ich glaube an keinen Schiffbruch und an keine Schiffbrüchigen mehr!«
Wenn der Commodore Simcoë aber auch fernerhin mit der Leitung der Propeller-Insel betraut bleibt, so bedingt das noch nicht, daß auch die Civilverwaltung in seinen Händen liegen müsse. Seit dem Ableben Cyrus Bikerstaff’s hat Milliard-City keinen Bürgermeister mehr und auch die früheren Adjuncten haben, wie wir wissen, ihre Aemter niedergelegt. In Folge dessen wird es nöthig, einen neuen Gouverneur für Standard-Island zu ernennen.
Wegen Mangels eines Standesbeamten kann nun auch die Verehelichung Walter Tankerdon’s mit Miß Dy Coverley nicht vollzogen werden. Das war eine Schwierigkeit. an die der erbärmliche Sarol wohl mit keiner Silbe gedacht hatte. Und nicht nur die beiden Brautleute, nein, auch alle Notabeln von Milliard-City, ja die ganze Bevölkerung hat es eilig, daß diese Ehe abgeschlossen wird.
Sie bietet doch die sichersten Garantien für die Zukunft. Die Sache darf nicht verzögert werden, denn Walter Tankerdon spricht schon davon, sich auf einem der Dampfer des Steuerbordhafens einzuschiffen und sich mit den beiden Familien nach dem nächsten Archipel zu begeben, wo eine dazu befähigte Person die Trauung vornehmen solle. Zum Teufel, solche Männer finden sich ja auf Samoa, den Tongainseln, wie auf den Marquisen, und wenn man Volldampf giebt, dann kann binnen einer Woche…
Vernünftige Leute sachen dem jungen Manne das auszureden, was ihnen endlich auch mit Mühe gelingt. Nun beschäftigt man sich mit der bevorstehenden Wahl. Nach wenigen Tagen soll der neue Gouverneur ernannt werden. Seine erste Thätigkeit würde dann darin bestehen, die so sehnlichst erwartete Heirat mit möglichstem Pompe zu vollziehen. Das Festprogramm soll dabei in ganzem Umfange wieder aufgenommen werden. Einen Bürgermeister, einen Bürgermeister her! So tönt es aus jedem Munde.
»Vorausgesetzt, daß diese Wahl nicht die halb entschlafne Rivalität aufs neue entfacht!« bemerkte Frascolin.
Doch nein, Calistus Munbar ist entschlossen, sich mit Händen und
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