Die Propeller-Insel
zu bedauern. Waren die beiden Familien durch dieses neue Band erst enger vereinigt, so hätte die schwierige Frage gewiß eine bequemere Lösung gefunden. Die jungen Gatten hätten wirksamer intervenieren können. Die jetzige Aufregung sollte jedoch nicht lange dauern, da die Wahlhandlung für den 15. März angesetzt war.
Der Commodore Simcoë bemühle sich inzwischen nach Kräften, eine Annäherung zwischen den beiden Stadthälften herbeizuführen, erhielt aber nur die Antwort, er möge sich nicht um Dinge kümmern, die ihn nichts angingen. Er hat die Führung der Insel auf ihrer Fahrt, so möge er sie führen. Seine Pflicht ist es, Klippen zu vermeiden… so hüte er sich vor solchen! Die Politik gehört nicht zu seinen Competenzen!
Der Commodore Simcoë läßt sich das nicht zweimal sagen.
Sogar religiöse Leidenschaften werden mit ins Spiel gezogen und die Geistlichkeit – vielleicht that sie damit Unrecht – mischte sich ebenfalls in den Streit. Der Pastor des Tempels und der Bischof der Kathedrale lebten doch sonst in bester Eintracht.
Die Journale sind dem Kampfe natürlich auch nicht fern geblieben. Der »New-Herald« tritt für Tankerdon, das »Starboard-Chronicle« für Coverley in die Schranken. Tinte fließt in Strömen, leider ist zu befürchten, daß sich ihr später noch Blut beimischt. Gerechter Gott, ist der jungfräuliche Boden von Standard-Island denn nicht schon bei dem Kampfe mit den Wilden von den Neuen Hebriden genügend damit getränkt worden?
Im ganzen wendet sich das Interesse der großen Menge freilich meist den beiden Verlobten zu, deren Roman schon im ersten Capitel abgebrochen wurde. Doch was vermochten die Leute zu thun, um deren Glück zu sichern? Schon sind fast alle Beziehungen zwischen den beiden Hälften von Milliard-City abgebrochen; von Gesellschaften, Einladungen, musikalischen Soiréen ist keine Rede mehr. Wenn das so andauert, werden die Instrumente des Concert-Quartetts in ihren Etuis verschimmeln können und die Künstler verdienen ihre enorme Gage mit der Hand in der Tasche.
Der Oberintendant wird, wenn er das auch nicht zugesteht, von einer tödtlichen Unruhe verzehrt. Er empfindet es, daß er sich in schiefer Lage befindet, denn er muß sich das Gehirn zermartern, weder den Einen noch den Andern zu nahe zu treten – das beste Mittel bekanntlich, um es mit Allen zu verderben.
Am 12. März ist Standard-Island schon ein gutes Stück nach dem Aequator zu hinaufgekommen, doch noch nicht weit genug, um dem von der Madeleinebay ausgesandten Schiff begegnen zu können. Das kann zwar nicht mehr lange dauern, wahrscheinlich wird die Wahl aber vorher stattfinden, da sie auf den 15. März festgesetzt ist.
Die Steuerbord-wie die Backbordbewohner berechnen schon immer ihre Aussichten, wobei sich freilich zeigt, daß diese für beide Seiten gleich liegen, wenn sich nicht einige Stimmen von der einen schließlich der andern zuwenden.
Da taucht eine geniale Idee auf, die gleichzeitig allen denen entsprungen zu sein scheint, die darum nicht hätten befragt werden sollen. Sie ist so einfach und jeder Rivalität sofort ein Ziel setzen. Auch die beiden Candidaten würden sich mit dieser Lösung einverstanden erklären.
Sie geht darauf hinaus, das Gouvernement der Insel Standard-Island dem König von Malecarlien zu übertragen. Der Exsouverän ist ja ein weiser, erfahrener Mann und weiß, was er will. Seine Duldsamkeit und seine Klugheit würde späteren Unannehmlichkeiten gewiß vorbeugen. Er kennt ja die Menschen gründlich und weiß, daß man mit ihren Schwächen und mit ihrer… Undankbarkeit zu rechnen hat. Der Ehrgeiz ist nicht seine Sache, und es würde ihm gewiß nie einfallen, ein persönliches Regiment an Stelle der demokratischen Institution zu setzen, die sich die Propeller-Insel gegeben hat. Er würde nur der Vorsitzende des Verwaltungsraths der neuen Gesellschaft »Tankerdon-Coverley and Co.« sein.
Eine ansehnliche Anzahl von Kaufleuten und Beamten Milliard-Citys nebst vielen Officieren und Seeleuten aus den Häfen unterbreiten diesen Vorschlag ihrem königlichen Mitbürger in der Form eines Wunsches.
Ihre Majestäten empfangen die Deputation im untern Salon ihrer Wohnung in der Siebenunddreißigsten Avenue. Die Abordnung findet zwar ein williges Ohr, stößt aber mit ihrem Anliegen auf unerschütterlichen Widerstand. Die entthronten Souveräne erinnern sich ihrer Vergangenheit, und der König antwortet unter der Herrschaft dieses Eindrucks:
»Ich danke Ihnen,
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