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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Hauptstadt Milliard-City nimmt ungefähr ein Fünftel der Oberfläche ein, bedeckt also gegen fünf Quadratkilometer oder fünfhundert Hektar, bei einem Umfange von neun Kilometern. Unsre Leser, die ja Sebastian Zorn und seine Kameraden auf deren Spaziergange begleitet haben, kennen sie schon so weit, daß sie sich darin schwerlich verirren würden. Uebrigens verirrt man sich überhaupt nicht in amerikanischen Städten, wenigstens nicht, wenn sie gleichzeitig das Glück und das Unglück haben, neueren Ursprungs zu sein – das Glück, wegen der Vereinfachung des Verkehrs und das Unglück wegen ihres vollständigen Mangels an künstlerischer Bedeutung. Wir wissen, daß Milliard-City ein Oval bildet, das durch eine centrale Verkehrsader, die Erste Avenue, die etwas über drei Kilometer lang ist, in zwei Hälften getheilt wird. Das an dem einen Ende derselben aufragende Observatorium hat am andern als Pendant das großartige Stadt-oder Rathhaus. In diesem finden sich die Amtsräume für die Behörden, für Wasser-und Wegebau, für Anpflanzungen und Promenaden, für die städtische Polizei, den Zoll, die Markthallen, für Beerdigungswesen, Hospize, die verschiedenen Schulen, sowie für die Kirchensachen und die Künste in bequemster Weise vereinigt.
    Und wie stark ist die Bevölkerung auf diesem künstlichen Stückchen Erde von achtzehn Kilometer Umfang?
    Die Erde zählt den derzeitigen Angaben nach zwölf Städte – vier davon in China – mit mehr als einer Million Einwohner. Die Schraubeninsel hat deren nur gegen zehntausend – lauter Eingeborne der Vereinigten Staaten. Man wollte es vermeiden, daß jemals internationale Streitigkeiten unter den Bürgern aufloderten, die auf diesem Werke neuester Art Ruhe und Erholung suchten. War es doch schon genug, wenn nicht zu viel, daß sie in religiöser Beziehung nicht zu einunddemselben Banner hielten. Es wäre aber zu schwierig gewesen, nur den Yankees aus dem Norden, den Backbordbewohnern von Standard-Island, oder umgekehrt den Amerikanern aus dem Süden, den Steuerbordbewohnern, das Recht vorzubehalten, sich auf dieser Insel häuslich niederzulassen. Darunter hätten die Interessen der Standard-Island Company gar zu empfindlich gelitten.
     

    Die stückweise Herstellung der Insel. (S. 63.)
     
    Nach Fertigstellung des metallenen Unterbaues und Herrichtung des für die Stadt reservierten Theiles zur Bebauung, nach der Annahme des Planes für die Straßen und Avenuen beginnen die Baulichkeiten aus dem Boden zu wachsen. Hier erheben sich Prachtgebäude oder einfache Wohnstätten, dort für den Detailhandel bestimmte Häuser, öffentliche Bauwerke, Kirchen und Tempel, nirgends aber jene Wohnhäuser mit siebenundzwanzig Stockwerken, jene häßlichen »Skyscrapers«, d. h. »Wolkenkratzer«, wie man sie in Chicago findet. Das verwendete Baumaterial ist gleichzeitig leicht und widerstandsfähig. Das nicht oxydirbare Metall, das in den Constructionen vorherrscht, ist das Aluminium, das fast siebenmal so leicht ist wie Eisen von gleichem Volumen – das Metall der Zukunft, wie es schon Sainte-Claire Deville genannt hat – und das allen Anforderungen an ein solides Bauwerk entspricht. Mit dem Metall verband man künstlichen Stein, Cementwürfel, die sich bequem anpaßten. Man verwendete auch gläserne, hohlgeblasene Werkstücke, die also wie Flaschen hergestellt waren, und vereinigte sie durch ganz dünne Mörtelschichten – durchsichtige Bausteine, mit denen das Ideal, ein Haus aus Glas, zu erreichen wäre. In der Hauptsache herrschte aber doch die metallene Armatur vor, wie man sie heutigen Tages in den Erzeugnissen der Schiffsbaukunst findet. Standard-Island ist ja schließlich nichts andres als ein ungeheuer vergrößerter Schiffskörper.
    Das Ganze ist Eigenthum der Standard-Island Company. Alle Bewohner der künstlichen Insel sind, wie groß auch ihr Vermögen sei, nur Abmiether. Uebrigens wurde bezüglich des Comforts und der Zweckmäßigkeit hier alles vorgesehen, was die unglaublich reichen Amerikaner nur erwarten konnten, diese Leute, neben denen die Souveräne Europas und die Nabobs Indiens nur eine untergeordnete Rolle spielen.
    Wenn statistisch nachgewiesen ist, daß der Goldvorrath der Erde achtzehn Milliarden und der Silbervorrath zwanzig Milliarden beträgt, so besitzen die Bewohner dieses Juwels des Stillen Weltmeers davon in der That einen recht beträchtlichen Theil.
    Von Anfang an hat sich das ganze Unternehmen übrigens finanziell vorzüglich gestaltet.

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